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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Abend angerufen, nicht wahr, Arthur?« Es klang, als sei es ein denkwürdiges Ereignis gewesen. Arthur Banks nickte.
      »Er hat am Samstag einen wichtigen Geschäftstermin«, erklärte sie. »Irgendwelche Amis kommen rübergeflogen oder so, die müssen am Abend wieder zurück in New York sein - keine Ahnung. Er meinte jedenfalls, er wäre Sonntagmittag hier.«
      »Soll sich bloß kein Bein ausreißen«, murmelte Banks vor sich hin.
      Seine Mutter warf ihm einen leidgeprüften Blick zu. Banks wusste, dass sie das ewige Gezänk der Brüder von damals noch gut in Erinnerung hatte. Es war kein Geheimnis, auf welcher Seite sie meistens gestanden hatte.
      »Um wie viel Uhr soll die Feier eigentlich losgehen?«, fragte er.
      »Wir haben allen gesagt, sie sollen so gegen sechs Uhr da sein. Dann haben wir nach dem Mittagessen noch genug Zeit zum Aufräumen und Vorbereiten. Ach, du hast es wahrscheinlich noch nicht gehört, aber Mrs Summerville ist gestorben«, verkündete Ida Banks in dem leisen, feierlichen Ton, der für Verstorbene vorbehalten war.
      »Das tut mir leid«, sagte Banks. Mrs Summerville war die Mutter des ersten Mädchens, mit dem er geschlafen hatte, auch wenn er nicht annahm, dass die verstorbene Mrs Summerville oder seine Mutter das wussten. »Woran denn?«
      »Nichts Verdächtiges, falls du das meinst.«
      »Gott bewahre!«
      Mit gerunzelter Stirn musterte seine Mutter ihn. »Tja ... hm, es war wirklich besser so. Es ging ihr sehr schlecht. Wie Alice Green sagt, ist sie im Schlaf gestorben.«
      »Naja ...«, entgegnete Banks. Er wusste nicht, was er sagen sollte, und trank einen Schluck Tee. Es waren Milch und Zucker drin, obwohl er ihn schon seit zwanzig Jahren schwarz trank.
      »Wie geht es den Marshalls?«, fragte er. Die Marshalls waren die Eltern seines Schulfreunds Graham, der mit vierzehn Jahren verschwunden war. Seine Leiche war erst im letzten Sommer entdeckt worden. Banks war hergekommen und hatte der örtlichen Polizei bei dem Fall geholfen. Die Lösung hatte niemanden glücklich gemacht. Banks hatte Detective Inspector Michelle Hart kennengelernt, mit der er sich seitdem in unregelmäßigen Abständen traf. Schade, dass sie nicht dabei ist an diesem Wochenende, dachte er.
      »So wie immer, denke ich«, sagte Mrs Banks. »Wir sehen nicht viel von ihnen, stimmt's, Arthur?«
      Arthur Banks nickte.
      »Ist fast so, als ob sie sich von der Außenwelt abschotten würden, seit du das letzte Mal hier warst.« Seine Mutter warf ihm einen anklagenden Blick zu, als trage er die Schuld an dieser Isolation. Vielleicht stimmte das sogar auf gewisse Weise. Die Wahrheit ist selten so befreiend, wie einem glauben gemacht wird. Oft hemmt sie viel mehr, als dass sie befreit.
      »Das tut mir leid«, sagte Banks.
      »Hör mal«, fuhr seine Mutter fort, »wenn du schon mal hier bist, könntest du Mrs Green besuchen. Sie fragt immer nach dir und war ganz schön enttäuscht, dass du letzten Sommer nicht bei ihr vorbeigeschaut hast. Sie mag dich sehr gerne, auch wenn ich das nicht verstehen kann, bei dem Lärm, den ihr in ihrem Haus gemacht habt.«
      Banks grinste. Auch er dachte gern an Mrs Green, zurück. Sie war die Mutter seines alten Schulfreundes Tony Green, den Banks seit seinem Umzug nicht mehr gesehen hatte. Tony hatte nicht zum harten Kern gehört, war aber bei Banks in der Rugbymannschaft gewesen. Banks hatte Tonys Mutter toll gefunden. Taten die meisten Kinder. Sie erlaubte ihnen, bei ihr im Haus zu rauchen, und hatte nichts gegen die Musik - Beatles und Rolling Stones -, die die meisten Erwachsenen hassten. Ein- oder zweimal hatte sie Banks und Tony Geld in die Hand gedrückt und ins Kino geschickt, damit sie ihre Ruhe hatte. Sie war immer sehr hübsch gewesen, mit einem Busen, von dem die Jungen träumten, außerdem nahm sie kein Blatt vor den Mund. Mrs Green stand in dem Ruf, ihre Meinung freiheraus zu sagen. Niemand, der sie ärgerte, kam ungestraft davon. Tony war irgendwann nach Kanada gezogen, fiel Banks nun ein. Und Mr Green war vor rund neun Monaten an einem Emphysem gestorben. Das hatte ihm seine Mutter am Telefon erzählt, und Banks hatte eine Beileidskarte geschickt. Ja, er wollte Mrs Green auf jeden Fall einen Besuch abstatten.
     
     
    * 2
     
    Und so trank Banks mit seinen Eltern Tee und ließ sich den neuesten Tratsch erzählen. Es war das Übliche: Ein Schulkamerad war nach Australien ausgewandert, ein alter Nachbar vor einem Jahr in ein

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