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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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erwiderte Banks. »Schließlich hat er versucht, dich zu betrügen.«
      »Red nicht so einen Blödsinn! Er hat sich einfach mit den Zahlen vertan.«
      »Macht er das öfter?«  »Was?«
      »Für euch einkaufen.«
      »Ja. Wir können nicht mehr so wie früher, weißt du, dein Vater mit seiner Angina Pectoris und ich mit meinen Beinen und Füßen.«
      »Was hast du damit?«
      »Krampfadern und entzündete Fußballen. Alt werden ist kein Zuckerschlecken, das kann ich dir sagen, Alan. Wirst du auch noch erleben. Aber Geoff hilft uns so oft, und jetzt hast du ihn beleidigt.«
      »Ich glaube nicht, dass er beleidigt ist.«
      »Du bist noch keine fünf Minuten hier, und schon gibt es Ärger.«
      »Mom, ich glaube wirklich nicht, dass er beleidigt ist. Vielleicht passt er in Zukunft einfach besser auf.«
      »Oder wir müssen uns jemand anderen suchen, der für uns einkaufen geht und hin und wieder Staub wischt und saugt. Als ob das so einfach wäre!«
      »Er ist bestimmt nicht böse.«
      »Na, ich hoffe, dass du dich das nächste Mal bei ihm entschuldigst.«
      »Ich soll mich entschuldigen?«
      »Ja. Du hast ihm ja praktisch vorgeworfen, er würde stehlen.«
      »In Ordnung«, sagte Banks und hob kapitulierend die Hände. »Ich entschuldige mich.«
      Wieder schnaubte seine Mutter verächtlich. »Ich kümmere mich mal besser um die Koteletts.« Damit stapfte sie in die Küche und warf die Tür hinter sich zu.
     
     
    * 4
     
    Das Coach and Horses lag ungefähr hundert Meter die Hauptstraße hinunter. Es war einer der Pubs, die sich in den vergangenen vierzig Jahren so gut wie nicht verändert hatten. Selbstverständlich gab es jetzt eine Musikbox und einige Videospiele, auch hatte die Brauerei in den achtziger Jahren Geld für eine bescheidene Modernisierung herausgerückt, in der Hoffnung, jüngeres Publikum anzulocken. Aber es hatte nicht funktioniert. Die Leute, die ins Coach and Horses gingen, besuchten den Pub schon ihr ganzes Leben lang. Und davor hatten ihre Väter dort getrunken.
      Auch wenn nicht viele junge Leute da waren, wirkte das Lokal warm und lebendig, fand Banks, als er am Abend um kurz nach acht mit seinem Vater eintrat. Der Pudding mit der Soße lag ihm noch schwer im Magen.
      Sein Vater hatte die Strecke ohne allzu viel Schnaufen und Keuchen bewältigt, was er darauf zurückführte, zwei Jahre zuvor mit dem Rauchen aufgehört zu haben. Banks hatte es erst im Sommer getan und verspürte noch immer das Bedürfnis, sich eine Zigarette anzuzünden.
      »Arthur! Arthur! Hier sind wir! Hier!«
      Geoff Salisbury. Er saß an einem Tisch mit einem älteren Ehepaar, das Banks nicht kannte, und zwei anderen ungefähr sechzigjährigen Männern, die er bei seinem letzten Besuch kennengelernt hatte. Als Banks und sein Vater zu ihnen stießen, machten sie Platz.
      »Ich hole was«, sagte Geoff. »Was trinkt ihr?«
      »Nein«, sagte Banks, der stehen geblieben war. »Ich bin zu Besuch. Die erste Runde geht auf mich.«
      Da niemand widersprach, begab sich Banks an die Theke. Es war nicht so, dass er sich an ungeduldigen Gästen hätte vorbeidrängen müssen. Der Barkeeper, der auch schon im Sommer da gewesen war, grüßte Banks mit einem knappen Nicken und zapfte das Bier in die Gläser. Als Banks das Tablett an den Tisch brachte, fachsimpelte sein Vater bereits mit seinem alten Kumpel Harry Finnegan über Fußball. Harry sah auf und grüßte Banks, fragte, wie es ihm gehe.
      »Gut«, sagte Banks. »Aber Sie sehen auch gut aus.«
      »Geht so. Tut mir leid, das mit der Trennung von deiner Frau.«
      Sandra. Hier blieb nichts geheim. Banks fragte sich, ob sie auch schon von Sean und der Schwangerschaft wussten. »Hm«, machte Banks, »so ist das halt.« Eher in seiner Generation als in ihrer, korrigierte er sich. Die Alten hielten an ihrer Ehe fest, selbst wenn keine Liebe mehr da war. Er hätte aber nicht sagen können, ob das besser oder schlechter war, als alle zehn Jahre den Partner zu wechseln. Vielleicht war es am besten, gar nicht zu heiraten.
      Aber seine Eltern liebten sich noch, wenigstens glaubte Banks das. Fünfzig gemeinsame Jahre bedeuteten, dass sie sich wahrscheinlich nicht mehr viel zu sagen hatten, auch die Leidenschaft mochte längst erloschen sein, aber sie kamen gut miteinander zurecht. Banks war eh überzeugt, dass Leidenschaft vergänglich ist. Was seine Eltern miteinander verband, war stärker, tiefer und von längerer

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