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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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zu sein. Sie versuchte, sich zu bewegen, und mußte zu ihrem Entsetzen feststellen, daß sie weit entfernt davon war, einfach nur auf ihren Füßen zu stehen. Sie schien vielmehr wie ein Baum mit dem Boden verwurzelt zu sein. Ihr Herz hämmerte, und die Wassertropfen tröpfelten im Takt und zerplatzten. Es kam Rosa so vor, als pulsierte in dem endlos langen Zeitraum zwischen einem Wassertropfen und dem nächsten, der aus dem Hahn rann, genauso übrigens wie zwischen der Abfolge ihrer Herzschläge, die garstige Abscheulichkeit des wahrhaft Bösen.
      Was konnte sie bloß tun? Zuerst einmal wegsehen. Bloß nicht mehr in diese unglaublich grausamen Augen schauen. Dann wieder ihr Hirn auf Trab bringen. Hätte sie doch bloß jemandem - irgendwem - gesagt, daß sie nach White Wings fahren würde. Aber andererseits, vergegenwärtigte sich Rosa schwerfällig, da sie jetzt endlich wieder den einen oder anderen klaren Gedanken fassen konnte, konnte Kitty das ja gar nicht wissen. Bluff! Genau das war es. Sie konnte sich den Weg freibluffen. Sie würde einfach behaupten, sie hätte Er-nest erzählt, was sie vorhatte, und er sei schon auf dem Weg und müßte jede Minute hier sein, um sie abzuholen. Bebend gab sie Kitty diese Information.
      »Aber Rosa - das kann doch überhaupt nicht sein. Der Wagen steht schließlich draußen in der Ausfahrt.«
      Oh, wie verschlagen sie doch war! Aus ihrer Stimme war nichts anderes als reine Verwunderung herauszuhören. Auf einmal stimmte Rosa mit Barnaby überein, der sich ja schon länger fragte, wieso sich eigentlich alle darin einig waren, daß Kitty nicht schauspielern konnte. Na gut, damit konnte sie sich das Bluffen auf der ganzen Linie abschminken. Aber was nun? Kitty trat von der Tür zurück, und Rosas Gehirn, das sich inzwischen auf wundersame Weise wieder aus seiner schwammigen Erstarrung gelöst hatte, nahm eine Verteidigungshaltung ein und projizierte Dutzende von Kampfszenen auf die Leinwand ihres Geistes.
      Sie brachte Kitty mit einem Kung-Fu-Tritt oder einem heftigen Uppercut zu Boden. Sie hielt sie dort fest und drückte ihr ein Messer gegen die Kehle. Mit einem einzigen makellosen Wurf, der einen Teller wie einen Frisbee durch die Luft wirbeln ließ, versenkte sie Kitty in Bewußtlosigkeit. Als das letzte dieser wohltuenden Bilder verblaßt war, bemerkte sie, wie sich Kitty langsam auf sie zubewegte.
      O Gott, betete Rosa. Hilf mir... bitte.
      Sie fühlte sich schwer und behäbig, so träge wie ein Nilpferd, das die Hitze lähmt. Schweiß floß in dicken Rinnsalen an ihrem Kopf hinunter und zwischen ihren Brüsten hindurch, während ihre Oberlippe und die Stirn vor Spannung prickelten und sich ihr Blut dick und zäh anfühlte. Sie starrte Kitty an, jung, amazonenhaft, schlank wie eine Gerte, mit kräftigen, geschmeidigen Armen und Beinen. Wieder schoß es ihr durch den Kopf - welche Chance habe ich nur gegen sie?
      Kitty lächelte, als sie auf Rosa zukam. Nicht ihr gewöhnliches unschuldiges Lächeln, sondern ein falsches, das wie auf ihre Lippen gemalt zu sein schien. Eine Persiflage von Besorgtheit. So hatte sie bestimmt auch Esslyn angelächelt, dachte Rosa, als sie ihm Glück für die Premiere wünschte, ehe sie das Messer für die Zerstörung scharf machte. Und dann, als sie sich ihren ersten Mann ins Gedächtnis zurückrief, hatte sie plötzlich die sehr lebendige Vision von Ernest vor Augen, der nach Hause kam, wie es jetzt wohl gerade der Fall war, und sein Essen haben wollte. Bei dem Gedanken daran, daß sie vielleicht nie wieder sein Gesicht sehen würde, spürte Rosa, wie ihr Blut auf einmal wieder in Wallung kam. Ihre Wut vertrieb ihre Angst. Sie stellte sich auf die Fußballen (plötzlich war sie merkwürdigerweise wieder sehr beweglich) und spürte, wie sich ihre Wadenmuskeln anspannten. Nein, sie würde hier nicht ohne Kampf untergehen.
      Kitty war nur noch einen halben Meter von ihr entfernt. Jetzt oder nie. Rosa bemühte sich um einen Blick, von dem sie hoffte, daß er bedrohlich wirkte. Und dann stürzte sie sich mit einem Satz auf Kitty.
     
    Colin Smy saß allein in seiner Werkstatt. Ihm war kalt, aber er konnte sich nicht dazu entschließen, den Heizlüfter anzustellen. Er hielt ein glattes, helles Stück Ahorn in den Händen, aber die Schönheit und die Maserung des Holzes, einst ein sicheres Stimulans von Gefühlen tiefster Zufriedenheit und ein Amulett gegen Verzweiflung, hatte an diesem Morgen seine Kraft verloren. Neben ihm

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