Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
Momentchen.«
»Ich nehme an, Sie können reden, während Sie mit diesem verzwickten Gerät herumspielen, Kitty?«
»Natürlich«, antwortete Kitty und hantierte mit Wasser, Kaffee, Chromspiralen und diversen Destillierkolben. »Um es kurz zu machen, Rosa war gerade hier und hat mich angegriffen.«
»Einfach nur so?« fragte der Chefinspektor und hielt Troy mit einem Kopfschütteln davon ab, loszurennen und eine übereilte Verhaftung vorzunehmen.
»Einfach so.« Sie stellte das Gerät auf eine heruntergedrehte Gasflamme, trottete zum Ofen und schmiegte sich daran. »Daran kann ich mich immer so schön aufwärmen. Sonst kriege ich noch eine Gänsehaut.« Sie schlang das blaue Négligé ganz eng um sich. Daraufhin war keine Gänsehaut mehr zu sehen, sondern zwei weitaus größere Erhebungen.
»Sie haben keine Ahnung, warum es dazu gekommen ist?«
»Eifersucht. Was sonst? Sie hat Esslyn umgebracht, weil sie es einfach nicht ertragen konnte, mit anzusehen, daß er glücklich war. Und dann ist sie hergekommen, um mir auch noch den Rest zu geben.«
»Aber die beiden waren doch schon seit mehr als zwei Jahren geschieden. Wenn sie es nicht ausgehalten hätte, ihn glücklich zu sehen, dann hätte sie doch gewiß schon längst etwas unternommen.«
»Ah...« Kitty schüttelte eine Zigarette aus einem Päckchen. Troys Nüstern blähten sich vor freudiger Erwartung. »Bisher gab es ja auch noch kein Baby.«
»Vielleicht ist es besser, Sie erzählen uns mal alles von Anfang an.«
»Gut.« Kitty zündete ihre Zigarette an, nahm einen tiefen Zug, hustete und begann: »Es klingt unglaublich, das ist mir selbst klar, aber sie hat die gottverdammte Dreistigkeit besessen, hierherzukommen und mich zu fragen, ob ich das Baby nach der Geburt ihr und dem alten Ernie überlassen würde.«
»Und was haben Sie dazu gesagt?«
»Ich habe im Grunde genommen gar nichts gesagt. Um ehrlich zu sein, fand ich es so lustig, daß ich lachen mußte. Und als ich damit einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Sie wissen ja, wie das ist...« Sie zwinkerte Troy zu, dem schon allein der Geruch der angezündeten Chesterfield derartige Qualen verursachte, daß er unter dieser zusätzlichen Anfechtung beinahe zusammengebrochen wäre.
»Und was war daran so lustig?«
»Daß es gar kein Baby gibt.«
Es trat eine Pause ein, in der der Apparat gurgelte, blubberte und zischte. Dann entgegnete Barnaby: »Nur um das mal richtigzustellen, Kitty. Wollen Sie damit sagen, Sie hatten eine Fehlgeburt? Oder hat es überhaupt nie ein Kind gegeben?«
»Es hat nie eines gegeben.«
»Und ich nehme an, Esslyn wußte das nicht?«
»Mal ehrlich. Glauben Sie wirklich, er hätte mich geheiratet, wenn er gewußt hätte, daß ich nicht schwanger bin?« Das Lächeln war beinahe sinnlich vor lauter Zufriedenheit. Es besagte: Bin ich nicht schlau? Wünschst du dir nicht, genauso schlau wie ich zu sein?
Dieses gerissene kleine Miststück, dachte Troy. Er sah Kitty an und war zwischen Bewunderung und Abscheu hin und her gerissen. Er kannte diese Sorte und ihre Charaktermerkmale (er hatte schließlich oft genug die weniger erfolgreichen Schwestern aufgegriffen, die an den Bushaltestellen herumhingen und ihre Tricks versuchten), ohne zu bemerken, wie viel solche Frauen mit ihm gemeinsam hatten. Daher nötigte ihm ihre Dreistigkeit und ihre Entschlossenheit widerwillig einigen Respekt ab. Andererseits hatte sie aber auch ganz entschieden einen Affen aus einem Angehörigen seines Geschlechts gemacht, womit er überhaupt nicht zurechtkommen konnte. Nein, das paßte ihm nun wirklich nicht in den Kram.
»Und was hatten Sie vor«, erkundigte sich Barnaby, »wenn Ihr Zustand - oder besser gesagt, der Nichtzustand - offensichtlich geworden wäre?«
»Oh - ich dachte an einen kleinen Sturz die Treppe hinunter. Nichts Schwerwiegendes. Der arme kleine Liebling«, murmelte sie, und ihr bekümmertes Seufzen wurde durch das fiese Feixen entstellt, »hatte keine Chance.«
»Also konnte Ihnen der Tod Ihres Mannes gar nicht gelegener kommen.«
»Genau.« Kitty goß den Kaffee in drei hohe Becher aus schillerndem Milchglas. »Männer, die hart arbeiten, mögen doch viel Zucker, oder? Für die Energiezufuhr.«
»Für mich keinen, danke.«
Troy bat um zwei Stück Zucker und viel Milch.
Barnaby nahm den Kaffee und nippte daran. Trotz der barocken Extravaganz der
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