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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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durchgehen lassen. Natürlich habe ich dem mit gemischten Gefühlen gegenübergestanden. Auf der einen Seite will ja niemand einen derart inkompetenten Steuerberater, der nicht mal ein oder zwei notwendige Tricks erkennen kann. Aber auf der anderen Seite verhieß es für die Zukunft Gutes. Und so kam es dann auch. Ich habe jedes Jahr etwas Geld zurückbehalten - einige tausend, für die ich unter anderem den Morgan gekauft habe -, und niemals gab es eine Beanstandung. Aber wissen Sie was, Tom... ?«
      Harold stand jetzt dicht vor Barnaby. Sein Kopf, den er nur selten im Einklang mit seinen Bewegungen hatte wippen lassen, begann nun, auf erschreckende Weise zu zucken und sich zu schütteln. »Er hat von Anfang an gewußt, was ich getan habe. Er hat es gewußt und nichts gesagt. Kann man sich etwas Hinterlistigeres vorstellen?«
      Barnaby, der dem Mörder von Esslyn Carmichael gegenüberstand, dachte sich, er käme da durchaus auf ein oder zwei Dinge, doch er fragte nur: »Wann sind Sie dahintergekommen?«
      »Am vergangenen Samstag nachmittag. Ich kam gerade von einem Interview aus dem Theater zurück. Er rief an und sagte, er würde vorbeikommen. Doris war zum Einkaufen, also würden wir unter uns sein. Er ist nicht lange um den heißen Brei herumgeschlichen, sondern hat mir geradewegs mitgeteilt, daß er, beginnend mit der Produktion von Onkel Wanja, die Leitung des Latimer übernehmen und diese Änderung nach dem Schlußvorhang am Montag bekanntgeben würde. Ich habe gesagt, das käme gar nicht in Frage, woraufhin er mir all diese Zahlen vorgelegt und gesagt hat, ich könne entweder abtreten oder ins Gefängnis wandern. Mir ist allerdings sofort eine dritte Alternative eingefallen, und ich habe keine Zeit verloren, sie auszuführen. Am Montag morgen habe ich in einem Laden in Uxbridge ein Duplikat des Rasiermessers erstanden. Ich kannte Dierdres Gewohnheiten, und daher wußte ich, daß sie alles lange vor fünf Uhr noch einmal überprüfen würde. Esslyn hat die Requisiten niemals angerührt, und daher wußte ich, wie unwahrscheinlich es war, daß er etwas von diesem Austausch spitzkriegt. Das Original habe ich einfach mitgehen lassen, als ich durch die Kulissen gegangen bin, und in der Pause habe ich dann das Klebeband entfernt...«
      »Wo war das?«
      »Nun, ich wollte es eigentlich in der Schauspielertoilette tun, aber Esslyn und seine Schleimer hingen dort rum. Also bin ich auf dem Weg in die Garderoben, um den Schauspielern Dampf zu machen, für eine Minute durch den Bühneneingang nach draußen gegangen. Und auf dem Rückweg habe ich dann den Austausch vorgenommen. Dazu brauchte ich nur eine Sekunde. Ich habe Doris’ Blumenmesser benutzt, das ist wirklich sehr scharf. Es ging ganz einfach.«
      Harold schenkte allen ein begeistertes Lächeln, blinzelte in jedes Gesicht in der Runde und freute sich über seine eigene Gerissenheit. Sein Bart hatte den klaren, nahezu skulpturhaften Umriß verloren und wirkte jetzt zerzaust, fast schon wie Kraut und Rüben.
      »Natürlich wußte ich, daß Esslyn nicht von allein auf diese Erpressung gekommen ist, vor allem, als er mir das alberne Buch geschickt hat. Es sollte ein Hinweis sein, hat er gesagt. Ich wäre ja in übelriechende Geschäfte verwickelt, Sie verstehen. Und ein Kochbuch, weil ich meine Bücher >kochen< würde. Also wirklich, wieso konnte er sich nicht auch etwas ähnlich Subtiles ausdenken, um sein Leben zu retten? Aber ich wußte bereits, aus welcher Ecke das kam. Und dann alle diese Stolpersteine bei den Proben, nur um mich als inkompetent entlarven und damit die Machtübernahme gerechtfertigt erscheinen zu lassen.«
      Die Everards, die versucht hatten, Selbstgefälligkeit und hochmütige Distanz zum Ausdruck zu bringen, sahen nun so aus, als wünschten sie sich tausend Meilen weit weg. Der Rest der Truppe drückte überraschte Empörung aus, Aufregung, Belustigung und in zwei Fällen (Dierdre und Joyce Barnaby) Spuren von Mitleid. Troy erhob sich von den Stufen und überquerte die Bühne. Harold sprach weiter.
      »Sie verstehen doch, daß ich gar keine andere Wahl hatte, oder etwa nicht? Das hier...«, er vollführte eine grandiose Geste mit weit ausgebreiteten Armen, die seine Schauspieler, das Theater und alle vergangenen Erfolge zu beinhalten schien, »... ist mein Leben.«
      »Ja«, sagte Barnaby, »das verstehe ich.«
      »Nun, ich muß Ihnen gratulieren, Tom.« Harold hielt ihm die Hand hin. »Und ich kann nicht

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