Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
ändern. Man könnte meinen, nach allem, was du für uns getan hast, würde er...«
»Schsch. Sag so was nicht. Ich habe gar nichts getan.« Als sie aufstand und sich gegen den Rollstuhl lehnte, sagte er: »Deine armen kleinen Knie, sie haben lauter Dellen von dem Pflaster.« Er hob ihren Rocksaum an und strich zärtlich über die geschundenen Stellen. »Arme Knie - Henry verscheucht die Schmerzen.«
Am Fenster hoch über ihnen wandte sich Phyllis Cadell abrupt ab. Sie schaltete den Fernseher ein und ließ sich in den nächsten Sessel fallen. Stimmen erfüllten den Raum. Auf dem Bildschirm versuchte ein Pärchen, verrückt vor hemmungsloser Habgier, einen Berg von Konservendosen zusammenzuhalten, während das Publikum mindestens ebenso hemmungslos Beleidigungen und Anfeuerungsrufe schrie. Die Frau grinste irre, verrückte dabei eine der Büchsen und brachte die Pyramide zum Einsturz. Phyllis drückte auf die Fernbedienung und sah ein törichtes Duo, das sich hingebungsvoll über ein Müsli hermachte. Der dritte Knopf der Fernbedienung aktivierte eine idyllische Szene: ein älteres Ehepaar, das im Kreise der liebenden Familie zufrieden die Glückwunschtelegramme zur Goldenen Hochzeit las. Der vierte Kanal sendete einen alten Schwarzweißfilm. Zwei Männer hielten einen dritten an den Armen fest, während Sterling Haydon ihn nach allen Regeln der Kunst verprügelte. Ein linker Haken ans Kinn, dann ein rechter. Zwei Hiebe in die Magengrube - der Mann schnappte nach Luft und stöhnte gequält. Ein Knie in die Leistengegend und ein Faustschlag in die Nieren.
Phyllis lehnte sich zurück. Sie nahm die Pralinenschachtel auf den Schoß und stopfte die Süßigkeiten in den Mund, ohne auf den Schmutz zu achten, der an ihnen klebte. Sie vertilgte ohne Unterbrechung eine Praline nach der anderen, als wollte sie ihren Zähnen Gewalt antun. Tränen liefen ihr über die Wangen.
* 4
»Ich denke, die Hochzeit wird eine ganz vornehme Sache. Mit lauter Adligen und so.« Troy richtete den Blick auf den Horizont, während er redete, und erfaßte voller Neid die Ausmaße von Henry Traces Besitz. Meilen um Meilen Wohlstand und Geld.
»Ohne Zweifel.« Barnaby wandte sich nach links und ging auf die einstöckigen Häuser zu. Troy, der nicht noch einmal so abgefertigt werden wollte, fragte nicht, ob und womit sein Boß die Haus-zu-Haus-Befragung fortsetzen wollte. Aber in diesem Fall setzte Barnaby ihn freiwillig in Kenntnis.
»Dieser Bungalow«, er deutete mit dem Kopf zum Ende der Siedlung, »interessiert mich. Da drin wohnt jemand, der alles scharf im Auge behält. Ich möchte hören, was die Nachbarn zu sagen haben.«
»Ich verstehe, Sir.« Mehr fiel Troy dazu nicht ein, aber es war ihm eine Genugtuung, daß der Chief Inspector ihn zumindest ein wenig ins Vertrauen gezogen hatte.
Im ersten Haus trafen sie niemanden an. Die Bewohner seien, wie die alte Lady von nebenan erklärte, Auswärtige aus London - und mindestens seit einem Monat nicht mehr hier gewesen. Und der Mann im anderen Haus kam jeden Werktag erst um sechs Uhr heim - er war Lehrer in Amersham. Troy notierte sich den Namen für die Abendschicht. Die alte Dame war wortkarg, was ihre eigenen Angelegenheiten betraf - sie gab lediglich an, daß sie am fraglichen Tag nicht ein einziges Mal ihr Haus verlassen habe. Dann nickte sie in Richtung Buchsbaumhecke und deutete mit dem Kinn zum nächsten Grundstück.
»Die sollten sie mal fragen, wo sie am Freitag war. Sie würde ihre Großmutter für einen Appel und ein Ei vergiften.« Man hörte im Nachbarhaus eine Tür zuschlagen.
»Und der Bungalow... ?«
»Über die weiß ich nichts.« Damit machte sie entschlossen die Tür zu.
»Komisch, nicht wahr?« sagte Troy, als sie zur Straße zurückgingen. »Ein winziger Ort wie dieser, und sie weiß nichts über die Leute, die im übernächsten Haus wohnen.«
»Das ist in der Tat merkwürdig«, stimmte Barnaby zu. Sie waren vor dem nächsten Haus angelangt, und Barnaby betätigte den Türklopfer, der wie ein Grimassen schneidender Kobold geformt war - er zog ihn an den Beinen und ließ los.
Eine noch ältere Lady erschien und bot ihnen beinahe dasselbe Spiel wie die erste, der einzige Unterschied war, daß sie ihrer Widersacherin als Blutgeld statt einem »Appel und ein Ei« einen »Penny« unterstellte. Dann legte sie ihre fleckigen, federleichten Knochenfinger auf den Ärmel des Chief Inspectors. »Hören Sie,
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