Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
zwei alten, einstmals mit Goldlack überzogenen Holzstatuen halt. Einen Moment lang standen sie alle auf dem schwarzweiß getäfelten Boden wie Schachfiguren, als könnten sie ihre nächsten Schritte erst tun, wenn sie jemand vorwärts schob. Phyllis trat von einem Fuß auf den anderen (die bedrängte Dame des königlichen Spiels), dann begann sie: »Äh ... Sie müssen gedacht haben, daß ich bei Ihrem Anblick vorhin ziemlich erschrocken bin, nicht wahr?«
Barnaby sah sie mit höflichem Interesse an. Troy stellte Blickkontakt mit der größeren der beiden Statuen her - einem gekrönten König mit vagen, verblaßten Spuren von Blau an den Augen.
»Die Wahrheit ist... ich ... na ja, es geht um meine Kraftfahrzeugsteuer. Sie wissen ja, wie das ist...« Ein unsicheres Lächeln bebte über ihre Lippen, etablierte sich und legte kräftige, fleckige Zähne bloß. »Man nimmt sich immer vor, sich den Zahlungstermin zu notieren ...«
»Ja«, stimmte der Chief Inspector zu, »das ist ein vernünftiger Gedanke.«
Sobald die Tür hinter ihnen ins Schloß gefallen war, sagte Troy: »Bemitleidenswert.« Das konnte sich auf die Erscheinung der Frau, auf ihre Position im Haushalt oder die ungeschickte und offensichtliche Lüge mit der Autosteuer beziehen. Barnaby mußte ihm recht geben - in allen drei Punkten.
Katherine Lacey schlenderte langsam über den gepflasterten Hof und sah den beiden Polizisten nach. Trotz des heißen Wetters fröstelte sie. Benjy saß in dem Verschlag neben dem ersten Silo und winselte traurig. Sie ging zu ihm und nahm ihn auf den Arm. Er fing an zu zappeln. Sein Fell verschob sich über den Rippen - er war nur noch Haut und Knochen.
»Liebling?« Sie hörte das leise Rumpeln, als Henry die Stufe vor der Küche überwand und auf sie zurollte. Sie setzte den Hund ab. »Stimmt etwas nicht?«
Sie rang um Fassung, ehe sie sich zu ihm umdrehte, und schüttelte stumm den Kopf. Das schimmernde dunkle Haar umwehte ihr Gesicht.
»Ist es wegen Benjy? Du mußt den Dingen ihren Lauf lassen, Kate. Wir beide haben doch alles versucht. Er will schlicht und einfach nicht fressen. Bitte... laß mich den Tierarzt rufen...«
»Oh - warte noch einen Tag!«
»Benjy ist ein alter Hund. Er vermißt sie sehr. Wir können nicht einfach Zusehen, wie er sich zu Tode hungert.«
»Es ist nicht nur das.« Sie kauerte sich unbeholfen neben den Rollstuhl. »Es ... ich kann es gar nicht erklären ... o Henry ...« Sie nahm seine Hände. »Ich habe so ein schreckliches Gefühl...«
»Was meinst du damit?« fragte er nachsichtig und lächelte sie an. »Was ist das für ein Gefühl?«
»Ich kann es nicht genau beschreiben... es ist nur so - alles läuft schief für uns. Die Hochzeit wird nicht stattfinden ...«
»Das ist doch Unsinn.«
»Ich wußte, daß du das sagen wirst. Aber du verstehst das nicht...« Sie brach ab und musterte sein Gesicht. Freundlich, hübsch, eine Spur stolz und selbstgefällig. Und warum auch nicht? Der Stammbaum der Traces reichte zurück bis zur Zeit der Normannen. Steinplastiken von Sir Robert Trace, seiner Gemahlin und ihrer Katze ruhten bis in alle Ewigkeit in der kühlen Kapelle aus dem dreizehnten Jahrhundert. Die Traces hatten ein bescheidenes Maß ihres edlen Blutes in den beiden Weltkriegen vergossen und waren, mit Ehrenorden dekoriert, zu ihren Junkerpflichten zurückgekehrt. Sie brauchten sich keine Sorgen um mangelnde Anbauflächen zu machen - ihre Ländereien waren so groß, daß sie immer genügend Erträge einfahren konnten.
»... du kannst das nicht verstehen«, wiederholte Katherine. »Weil du dir nie etwas gewünscht hast, was du nicht haben konntest, weißt du nicht, daß das Leben nicht immer so reibungslos verläuft. Die Dinge, die geschehen sind... der Tod von Miss Simpson ... und jetzt Benjy - und Michael, der sich weigert, am Samstag zu kommen ... Ich glaube, das alles sind Omen.«
Henry Trace lachte. »Hüte dich vor den Iden des März!«
»Lach nicht.«
»Tut mir leid, Liebes, aber soweit ich es sehe, kreischt und schnattert niemand in den Straßen.«
»Was?«
»Und was Michael betrifft - seine Weigerung ist wohl kaum ein Omen. Dir muß schon seit Wochen klar sein, daß er dich nicht zum Altar führen will, um dich mir zu übergeben. Du weißt doch, wie er ist.«
»Aber ich dachte ... bei meiner Hochzeit...«
»Möchtest du, daß ich mit ihm rede?«
»Das würde nichts
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