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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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bildete Barnaby sich ein, das Echo jahrelangen Gejammers zu hören: »Aber du hast es versprochen...«
      »Was ist denn heute in dich gefahren?« Joyce setzte sich ihrer Tochter gegenüber, die sich hinter dem Independent versteckte. »Tu nicht so, als ob du lesen würdest, wenn ich mit dir rede, Cully...« Sie schnappte nach der Zeitung und riß sie herunter.
      »Was soll das?« fragte Cully und glättete die Zeitungsseiten.
      »Wann hat er dir je was versprochen?« Joyce hielt kurz inne. »Komm schon.« Schmollend schob Cully ihre göttliche Unterlippe vor. »Nie, genau darum geht es ja. >Falls mir nichts dazwischenkommt, werde ich dasein.< Auf mehr Zugeständnisse hat er sich nie eingelassen.«
      Die Wiederholung dieser vagen Aussage ließ Mutter und Tochter an jene besonders unglückliche Episode denken, die sich an Cullys viertem Geburtstag abgespielt hatte.
      Sieben kleine Kinder, ein Kuchen in der Form der Arche Noah mit schokoladenüberzogenen Marzipantierchen, viele Spiele, schöne Geschenke, und die ganze Zeit über wanderte der Blick des kleinen Mädchens zur Eingangstür. Wartend. Sie verpaßte ihre eigene Geburtstagsfeier. Schließlich, als die Gäste sich mit Luftballons in den Händen verabschiedeten, winkten und aus den Fenstern der elterlichen Autos riefen, kam Tom nach Hause. Viel zu spät - das Mädchen war untröstlich. An ihrem fünften und sechsten Geburtstag war er daheim, aber wie das bei Kindern so der Fall ist, erinnerte sie sich nur an den vierten.
      »Versuch nicht, ihn in die Enge zu treiben, Liebling. Er fühlt sich schon scheußlich genug, wenn er nicht dasein kann, da brauchst du ihm nicht auch noch zuzusetzen.«
      »Er fühlt sich nicht halb so beschissen wie ich.«
      »Ach, sei fair.« Joyce merkte, wie sie wütend wurde, bemühte sich aber, ihren aufsteigenden Zorn zu mildern. Sie mußten den Rest des Tages gemeinsam durchstehen. »Zu deinen letzten drei Geburtstagen hast du uns nicht eingeladen. Letztes Jahr haben wir versucht, dich anzurufen, aber du warst nach Marokko gereist.«
      »Dieses Mal ist es etwas Besonderes, meine ich. Immerhin feiere ich auch meine Verlobung.« Sie ließ die Zeitung auf den Boden fallen. »Immer bist du auf seiner Seite.«
      »Aber klar doch. Nein, das stimmt nicht. Heb die Zeitung auf.« Cully griff nach einem Apfel und dem Obstmesser. »Cully... dieser Fall ist knifflig. Ich habe nicht den Eindruck, daß die Ermittlung gut läuft. Mach ihm bitte nicht das Leben schwer.«
      Da warf Cully ihrer Mutter einen Blick zu, der von jener Launenhaftigkeit zeugte, die ihre Bewunderer verzauberte, alle anderen jedoch in den Wahnsinn trieb, und setzte ein warmherziges, strahlendes Lächeln auf.
      »Es tut mir leid... tut mir leid...« Sie kam um den Tisch herum, drückte ihrer Mutter einen Kuß auf die Wange und schlang die Arme um ihren Hals. Joyce versuchte, ihrer Tochter ebenfalls einen Kuß zu geben, aber Cully hatte sich schon gelöst und war im Begriff aufzustehen.
      »Arme Ma.« Sie schüttelte den Kopf. Joyce hatte das Gefühl, daß sie sich über sie lustig machte. »Immer zwischen den Fronten. Wie üblich.« Und wandte sich ab. »Ich werde ein Bad nehmen.«
      »Was für Pläne hast du für heute morgen?« Obgleich sie wußte, daß der Augenblick der Verbundenheit unwiderruflich dahin war, unternahm Joyce den Versuch, ihn zu strecken.
      »Werde einen Blick auf Deirdres Baby werfen.« Die schlanken braunen Füßchen mit den pinkfarben lackierten Nägeln trippelten die Stufen hoch. »Hinterher treffe ich mich mit Nico in der Uxbridge-U-Bahn-Station. Um vier werden wir kommen und dir behilflich sein.«
      Joyce malte sich diese Hilfe im Geist aus. »Du bringst besser ein paar Sachen von Sainsbury mit. Bislang können wir nur Estragoneier und ein paar zermahlene Kardamomkapseln servieren«, schrie sie gegen das einlaufende Badewasser an.
      »Okay.«
      Der Geruch des nach Nelken riechenden Badezusatzes strömte nach unten, als Cully etwas Floris Malmaison ins Wasser gab. Joyce nahm die Zeitung und begann den Tisch abzuräumen. Den übriggebliebenen Toast für die Vögel zerbröselnd, sah sie vor ihrem geistigen Auge erneut, wie Cully graziös über den gekachelten Boden geschwebt war. Wie sie ihren schweren Hausmantel zusammengerafft, die Arme um ihren Nacken geschlungen, den Kopf elegant gedreht hatte. Sie dachte an den Kuß, an den tanzenden Rückzug. Joyce kam es so vor, als sei das alles in einer

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