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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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eigenen Glauben widerspricht, ausschalten. Solange man dazu fähig ist, funktioniert es. Ich wette, die besitzen weder Radio noch Fernsehen.« Barnaby gab zu, daß dem so war. »Ist aber gefährlich, so isoliert zu leben. Bricht irgendwann die wahre Welt über einen herein, ist man am Boden zerstört. Friede unserer just verstorbenen Klostervorsteherin.«
      »Oh, hör auf, hier eine Aufführung zu geben«, meinte Joyce, immer noch erzürnt wegen des Specks. Mit ihrer Kaffeetasse in der Hand setzte sie sich an den Küchentisch. »Dann hat also eines dieser spirituellen Wesen einen Mord begangen.«
      »Vielleicht zwei.«
      »Ach?« Sie gab zuviel Zucker in den Kaffee, rührte ihn aber nicht um. »Du spielst doch nicht etwa auf den Mann an, der die Treppe hinuntergepurzelt ist?«
      Barnaby hörte auf zu essen. »Was weißt du denn darüber?«
      »Ann hat mir davon erzählt. Wir haben uns auf einen Kaffee getroffen, kurz nach dem Unfall. Jedermann war überzeugt, daß er eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Und die Dorfbewohner waren außerordentlich unzufrieden mit dem Ergebnis der gerichtlichen Untersuchung.«
      »Wieso, zum Teufel, hast du mir nicht -«
      »Ich habe dir noch am selben Abend davon berichtet.«
      »Ich kann mich nicht erin -«
      »Ich erzähle dir immer, was ich tagsüber erlebe. Du hörst einfach nicht zu.«
      Unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Cully grinste ihren Vater an und sagte: »Dieser große weiße Häuptling - der, der erstochen wurde? War er einer von diesen charismatischen Typen?«
      »Definitiv.« Barnaby atmete tief durch in dem Wunsch, seine Irritation abzuschütteln. »Silberne Mähne, zungenfertig. Scheint jeden verzaubert zu haben.«
      »Die Römer hingen der Überzeugung an, daß ein guter Rhetoriker von Natur aus auch ein guter Mensch ist.«
      »Hah.« Er verschluckte sich und stellte die Teetasse ab. »Bei Craigie haben sie sich da allerdings getäuscht. Er war ein Betrüger, seit Jahren.« Kurz fragte sich der Chief Inspector, wie es die Kommunenmitglieder aufnehmen würden, wenn sie von der Vergangenheit ihres geliebten Gurus erfuhren. Die vom Glauben Geblendeten würden ihre Blindheit zweifelsohne nicht mal angesichts der unwiderlegbaren Beweise ablegen. Gott wußte, daß es im Lauf der Geschichte für solch ein Verhalten viele Beispiele gegeben hatte.
      »Muß mich auf den Weg machen. Ich hole Gavin ab. Maureen bringt die Kleine ins Krankenhaus und braucht daher den Wagen. Keine Frage, daß ich mir heute den lieben langen Tag jede Menge langweiliger Schilderungen von Talisa Leannes Entwicklung anhören darf.«
      »Talisa Leanne.« Cully brach in höhnisches Gelächter aus.
      »Du warst genauso«, sagte Joyce mit einem Lächeln.
      »Ich?«
      »Hast Schnappschüsse von Cully mit dir rumgetragen und sie Fremden gezeigt.«
      »Unsinn.« Seiner Tochter einen Blick zuwerfend, zwinkerte er. Als wäre das ihr Stichwort gewesen, schlüpfte Cully in die Rolle einer glamourösen, kamerahungrigen Schauspielerin. Mit offenem Mund und heftig mit den Lidern klappernd, stützte sie das Kinn auf den Handrücken.
      »Ein klobiges kleines Ding ist sie gewesen.« Er ging zur Tür.
      Ein Stück Toast flog an seiner Schulter vorbei, knallte gegen den Türrahmen.
      Als er im Flur seine Jacke anzog, rief sie ihm hinterher: »Vergiß nicht den heutigen Abend, Dad.«
      Aus diesen Worten meinte Barnaby eine Nähe herauszuhören, die er seit langem in den Unterhaltungen mit ihr vermißte. Und ihm wurde mulmig zumute. Vater und Tochter wußten, was da ablief. Im Lauf der Jahre hatte sich Cully allmählich - was ihr bestimmt nicht leichtgefallen war - daran gewöhnt, daß ihr Vater im Gegensatz zu den Vätern ihrer Freunde und Freundinnen, die bei Geburtstagsfeiern und Schulaufführungen, Sportveranstaltungen und während der Ferien anwesend waren, nur selten auftauchte. Ihre Tränen, seine Schuldgefühle, wenn er mit ihrer Enttäuschung konfrontiert wurde, die Wut darüber, daß man ihm Schuldgefühle einpflanzte, all dies hatte Joyce dazu gebracht, in der Familie die Rolle des Vermittlers zu übernehmen. Die Rolle laugte sie aus, führte zu extrem wortreichen Zornausbrüchen. (Alle Barnabys wären erstklassige Kandidaten gewesen bei einer Preisverleihung für Selbstdarstellung.) Sie liebten einander, doch leicht war das Zusammenleben noch nie gewesen.
      Nach den Wagenschlüsseln greifend und »Bye« über die Schulter rufend,

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