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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Halle, kniete sich hin und legte demonstrativ jedes einzelne Kleidungsstück ordentlich zusammen. Felicity schämte sich ihrer grobschlächtigen Art. Bei ihrer Erziehung hatte man großen Wert darauf gelegt, daß sie Untergebene höflich behandelte, zu denen - wie ihre Eltern ihr beigebracht hatten - außer der Königin, dem Thronfolger und - sonntags - Gott jeder zählte.
      Er sagte kein Wort. Kontrollierte die Taschen, zog das Innenfutter raus und stopfte es wieder rein. Ihr Verhalten setzte ihm nicht wirklich zu. Jedermann wußte, daß die Reichen und richtig Alten redeten, wie ihnen der Schnabel gewachsen war, und taten, was sie wollten. Und das aus demselben Grund. Beide Gruppen hatten nichts zu verlieren. Die hier war jenseits von Gut und Böse. Champagner konnte er schon von weitem riechen. Da hatte er Hazel ja was zu erzählen, wenn er zurückkam. Im Büro behauptete sie immer, er sei ein waschechter kleiner Nigel Dempster. Und während er halbherzig auf einen weiteren Schwall Obszönitäten wartete, berührten seine Finger einen blaßgrünen Umschlag. Er zog ihn heraus und legte ihn vorsichtig auf den Tisch in der Halle. Sie gab ein fragendes Geräusch von sich.
      »Wir sind angehalten, alle Taschen zu überprüfen, Madam.«
      »Das sehe ich«, sagte Felicity, immer noch übers Geländer gebeugt. »Ist das eine schwierige Aufgabe?«
      Nachdem er die Tür zugeschlagen hatte und verschwunden war, ging sie nach unten und nahm den Briefumschlag. Unachtsamkeit sah Guy gar nicht ähnlich. Sowohl daheim als auch im Büro hatte er einen Reißwolf. Gewiß, die letzten Tage war er ein wenig zerstreut gewesen, aber trotzdem...
      Der Umschlag war aus recyceltem Papier. Sie drehte ihn um. Er war an sie beide adressiert. Eigenartigerweise rief diese perfide Heimlichkeit bei ihr eine wesentlich heftigere Reaktion hervor als sexuelle Untreue oder sozialer Verrat. Mit zittrigen Fingern zog sie das Blatt heraus, Was für eine verdammte Frechheit! Ihr Brief, ihr Brief. Sie las die Nachricht mehrmals, zuerst bebend vor Zorn, allerdings nicht wirklich in der Lage, den Inhalt zu verdauen. Als die Information eingesickert war, saß sie lange Zeit wie in Trance da. Schließlich lief sie ins Wohnzimmer, nahm den Telefonhörer und drückte auf die Tasten.
      »Danton - Sie müssen vorbeikommen - sofort... Nein - Jetzt! Ganz schnell. Etwas Unglaubliches ist geschehen.«
     
    Das lauteste Geräusch im Corniche-Kabriolett, das langsam um Ludgate Circus kroch, war das unregelmäßige Klopfen von Guy Gamelins Herz.
      Ungeduldig bediente er sich der beruhigenden Technik tiefer, gleichmäßiger Atmung, die ihm dieser Typ in der Harley Street zusammen mit diesem Muskelentspannungskram empfohlen hatte. Keine der beiden Methoden zeigte Resultate. Mürrisch und widerwillig praktizierte Guy beides, aber nur aus einem Grund: Der Gedanke, für einen Rat zu zahlen und ihn dann nicht anzunehmen, war ihm unerträglich. In Wahrheit weigerte er sich zuzugeben, daß derlei prophylaktische Maßnahmen überhaupt notwendig waren. Er war so kräftig wie eh und je. Trotz seiner fünfundvierzig Jahre strahlte er Jugendlichkeit aus.
      Da war dieses Flattern in seiner Brust. Eine extrem leise Schwingung wie die einer schwebenden Feder. Guy legte die Finger auf seine Jackeninnentasche, spürte den Umriß einer braunen Glasflasche, ohne die zu reisen ihm nicht mehr gestattet war. Ohne sie durfte er nicht mal vom Schlafzimmer ins Badezimmer gehen. Er zog den Walnußbarschrank heraus, mixte sich einen gefährlich großen, eiskalten Tom Collins und legte eine Tablette auf die Zunge. Kurz darauf ließ die Oszillation in seiner Brust nach, und wenngleich Guy sich nicht entspannte - das tat er nie -, meinte er, etwas bequemer auf dem Lederpolster zu sitzen. Danach stöpselte er das Telefon aus und ließ seine Gedanken schweifen. Sofort begann er sich Szenarien der bevorstehenden abendlichen Auseinandersetzung vorzustellen, die in wenigen Stunden stattfinden würde.
      Normalerweise kam Guys Blut vor einer Begegnung mit einem Feind in Wallung. Denn nichts liebte er mehr als einen Kampf. Kampfbereitschaft war seine normale Seelenlage. Jeden Morgen wachte er nach Träumen von blutigen Eroberungen auf, bereit, sich durch städtische Sitzungssäle zu pflügen und eine Reihe verwundeter Unternehmen zurückzulassen. In Kleidungsstücke aus der Savile Road gehüllt, von Trampers rasiert und parfümiert, sah er sich als Kaufmann des 20. Jahrhunderts. In

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