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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Wirklichkeit war er ein Räuberbaron, auch wenn seine Anwälte denjenigen, der die Kühnheit besaß, dies laut auszusprechen, auf der Stelle gekreuzigt hätten. Guy konnte es nicht ertragen zu verlieren. Beim Kaufen und Verkaufen mußte er der Beste sein, der Beste beim Verwüsten, bei der Aussaat von Leid. Seine Pferde mußten schneller laufen als alle anderen, seine Yacht mußte die schönste sein. Die Rennwagen, die er sponsorte, kamen unter seiner Patronage nur einmal als zweiter ins Ziel. »Zeig mir einen guten Verlierer«, pflegte er dem schwitzenden Fahrer ins ölverschmierte Gesicht zu bellen, »und ich werde dir einen Verlierer zeigen.«
      Doch obwohl er Männer wie Erdnüsse kaufte und verkaufte, ganze Unternehmen und zahllose Frauen seinem Willen unterjochte, gab es einen Bereich, wo ihm bislang kein Sieg vergönnt gewesen war. Aber selbst in diesem Fall wurde das Wort »versagen« niemals auch nur angedeutet. Seine Tochter Sylvie war Guys einzige Liebe und gleichzeitig seine größte Pein.
      Selbstverständlich hatte Guy damals, als Felicity schwanger wurde, einen Sohn gewollt. Da er es selbst in jenen frühen Tagen gewohnt gewesen war, seinen Willen durchzusetzen, hatte ihn die Geburt einer Tochter am Boden zerstört. Das Maß seiner Enttäuschung angesichts dieser Beleidigung seiner Männlichkeit hatte seine Frau, seine Eltern, das Krankenhauspersonal und jeden, der sich zu jener Zeit in seiner Nähe aufhielt, über alle Maßen erschreckt. Und (zu spät, viel zu spät) wahrscheinlich auch seine Tochter, wie er heute annahm.
      In den ersten Wochen nach der Entbindung legte sich sein Zorn etwas, aber Resignation entsprach nicht seinem Charakter. Er besorgte sich jemanden, der aus wissenschaftlichen und medizinischen Journalen die neuesten Informationen über genetische Forschung herausfilterte, und kaufte sich die beste Information, die damals erhältlich war. Nach dem, was er gelesen hatte, stand die Wissenschaft - medizinisch gesehen -kurz vor einem Durchbruch, um das Geschlecht des Kindes im voraus bestimmen zu können, und er war gewiß nicht gewillt, sich ein zweites Mal von der Natur übers Ohr hauen zu lassen. Bedauerlicherweise stellte sich heraus, daß all die zusammengeklaubten Informationen, all die Ausgaben und die tyrannischen Konfrontationen mit Spezialisten nichts als Zeit- und Geldverschwendung gewesen waren, denn Felicity empfing nie wieder.
      Während der Schwangerschaft seiner Frau hatte Guy sich seine erste Geliebte zugelegt und Felicitys beharrliche Weigerung, sich zu vermehren, als bewußten Racheakt gedeutet. Als sich dieser Standpunkt später, medizinisch gesehen, als unhaltbar erwies, sah sich dieser ungeheuer empfindliche Mann mit einem fürchterlichen Dilemma konfrontiert. Entweder er ging als Vater eines Mädchens durchs Leben, oder er begann mit einer neuen Partnerin von vorn und tat der Welt somit kund, daß seine Ehe ein Fehlschlag war.
      Zu begreifen, daß ihm solch ein Geständnis absolut unmöglich war, hieß auch zu verstehen, was für ein erstaunlicher und unerhörter Triumpf es gewesen war, daß er sich Felicity überhaupt geangelt hatte.
      Ihre Familie hatte in ihm freilich das gesehen, was er war. Sie hatten seine Herkunft durchleuchten lassen und waren von ihr angewidert. Sie, die gerade ein genuesisches Mädchenpensionat absolviert hatte, konnte auf eine ganze Reihe passender junger und nicht mehr ganz so junger Männer zurückgreifen, die ihr im Vergleich zu Guy - der sie faszinierte und genauso stark befremdete - allerdings furchtbar dröge vorkamen. Er war sich seiner Anziehungskraft bewußt und achtete sorgsam darauf, daß der Angstquotient nicht unter ein bestimmtes Level fiel. Einerseits mußte er gerade hoch genug sein, damit sie nicht das Interesse verlor, und andererseits niedrig genug, um ihr den Eindruck zu vermitteln, er ließe sich schon zähmen, falls ihm nur das richtige Mädchen über den Weg lief. Sie zähmte ihn nicht. Dafür vernichtete er sie.
      Dennoch durfte ihr gemeinsames Leben, falls man diese leere barocke Extravaganz überhaupt als solches bezeichnen konnte, nicht enden. Mit Geld hatte er sich nicht abspeisen lassen, und das hatten alle versucht. Niemand würde ihm jemals nachsagen können, daß er etwas, das er einmal bekommen hatte, wieder losließ.
      Die Kindheit seiner Tochter interessierte ihn nicht die Bohne. Er kriegte kaum mit, daß sie existierte. Es hatte Kindermädchen gegeben (die eine oder andere hatte

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