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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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wird. Aber hier oben war niemand. Muß durch das Oberlicht geklettert sein, schloß Christopher, während ich mir die Dachrinne angesehen habe.
      Schon im Gehen begriffen, erregte etwas zwischen den Schornsteinaufsätzen seine Aufmerksamkeit. Etwas, das aus einem Spalt ragte. Sah aus wie das Ende einer Metallstange. Er zog daran, bis das Ding sich löste. Und hielt ein Radkreuz in der Hand.
      Als Christopher endlich wieder unten war und zu Mays Zimmer gelangte, war es proppenvoll. Noch im Türrahmen zählte er kurz durch. Alle waren anwesend.
      Er sah sich mit einer höchst dramatischen Szene konfrontiert. Ziemlich malerisch und in gewisser Hinsicht viktorianisch beredt. Wie eine jener allegorischen Andeutungen der Sterblichkeit, auf denen ein alter Patriarch in seinen letzten Atemzügen abgebildet war, umgeben von weinenden Familienangehörigen, einem alten Faktotum und einem rührselig dreinblickenden Hund.
      May lag auf einer Chaiselongue und sah für ihre Verhältnisse einigermaßen blaß aus. Jemand hatte einen pfauenblauen Fransenschal über ihre Knie drapiert. Hinter ihr stand der Meister. Sein weißes Haar strahlte im Sonnenlicht; seine Hand ruhte auf ihrer Stirn. Suhami kniete neben ihr. Tim hatte sich auf einem Fußschemel niedergelassen. Mit ringenden Händen beugte sich Arno (er rang sie wirklich, als wringe er Wäsche aus) über sie. Janet und Trixie hielten sich ein wenig abseits und erweckten den Eindruck, zur Gruppe zu gehören und auch wieder nicht.
      Die Beavers kauerten am Fuß der Couch. Heather hatte ihre Gitarre mitgebracht und schlug leise, zuckersüße Akkorde an. Ken sagte: »Hier gibt es viel zu heilen«, ehe er zuerst seinen magnetischen Kristall berührte und dann mit ernster Miene nach Mays Fußsohle griff.
      »Es geht mir gut«, betonte May. »Unfälle passieren. Macht keinen Wirbel.«
      Heather begann die Saiten ihres Instruments mit mehr Inbrunst zu zupfen und rezitierte dann einen Vierzeiler, der sie alle auffahren ließ.
      »Oh, Zenitene Strahlen kosmischer Macht ergießt aus dem himmlischen Turm gleißend helles Leuchten in einem goldenen Schauer und stärkt unsere sternengeborene Blume.«
      Erneut berührte Ken seinen Kristall und betrachtete einen nach dem anderen mit einer Grabesmiene. Schließlich blieb sein Blick an der Vorhangschabracke hängen, als beschuldige er sie, wichtige Informationen zurückzuhalten. Eine Weile später wandte er sich wieder an die liegende Gestalt: »Jetzt bist du tief eingehüllt in Jupiters Psi-Sonde und badest in seinem wundersam heilenden Einfluß.«
      »Nun, das weiß ich.« May zupfte am Seidenschal. »Wir alle sind permanent eingebettet in wundersam heilende Strahlen, welcher Ursprungs auch immer. Ich brauche jetzt meine Medizin und etwas Arnika für die blauen Flecken. Beides liegt in diesem kleinen Muschelkästchen. Wäre vielleicht jemand so nett... ?«
      Umgehend setzte sich Arno in Bewegung. Er händigte ihr das Erbetene aus mit der Frage: »Möchtest du vielleicht auch etwas Oxymol, May?«
      »Warum nicht? Honig kann nie schaden. Danke, Arno.«
      Hocherfreut, die Wünsche seiner Herzdame erfüllen zu dürfen, eilte Arno von dannen. Er würde den wohlriechendsten Honig - war da nicht noch etwas Mount Hymettus übrig? - und dazu einen frischen, leichten Honig in einer hübschen Tasse geben. Sollte er noch ein paar Blumen pflücken? Unter derlei Umständen durften die Regeln sicherlich ein wenig lockerer ausgelegt werden.
      Gerade als er die Küche betreten wollte, hielt er inne. Die hintere Tür stand immer noch offen. Arno trat über die Türschwelle, inspizierte den geplatzten Pflasterstein und den Metallbrocken und begutachtete den Lavendel, der von Mays Sturz plattgedrückt worden war. Einige Zweige waren abgeknickt. Als er sah, wie knapp sie dem Tod entgangen war, überkam ihn eine leise, tiefsitzende Furcht. Er stellte sich eine Welt ohne sie vor. Ohne Wärme und Farbe, ohne Licht, Musik, Sinn... Harmonie...
      »Aber sie lebt ja noch«, sagte er mit fester Stimme. May würde ziemlich ärgerlich reagieren, wenn sie wüßte, daß er derlei schrecklichen, düsteren Gedanken nachhing. Sie selbst sah immer in allem das Positive. Nicht die Wolke, sondern den Silberstreifen am Horizont. Den Regenbogen und nicht den Regen.
      Nachdem er kein schöneres Gefäß gefunden hatte, hielt Arno bei seiner Rückkehr einen schweren, grobschlächtigen Becher mit Oxymol in den Händen. May setzte sich auf und

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