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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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die Klingel zu betätigen, kam dann aber wieder davon ab und drehte, ohne groß nachzudenken, an dem aus einem Eisenring bestehenden Türgriff. Die Tür ging auf, und er betrat das Haus.
      Er stand in einer großen Halle mit gewölbter Decke, die mit farbenprächtig bemalten Schlußsteinen akzentuiert war. Eine beeindruckende Treppe mit aufwendig geschnitzten Treppen- und Geländerpfosten führte zu einer dreiflügeligen Musikantengalerie hoch. Der riesige Raum war nur spärlich mit äußerst schlichten Möbelstücken ausstaffiert: zwei stattliche Holztruhen, von denen eine einen kaputten Deckel hatte, zwei unfachmännisch gepolsterte Stühle, ein runder, nichtssagender Tisch, der keiner Stilperiode zuzuordnen war, und ein großer freistehender Schrank. Der einzig ansehnliche Gegenstand war ein großer, knapp zwei Meter hoher Steinbuddha auf einem Sockel. Der Kopf war mit kleinen, an Pickel erinnernde Locken verziert. Auf dem Sockel stand eine Glasschale mit Lupinen, und jemand hatte ein paar Früchte ausgelegt.
      Die Luft roch unangenehm. Nach Bohnerwachs, ungesundem Essen und feuchter Wäsche. Der Geruch einer Institution. Er mußte es wissen. Schließlich hatte er lange genug dort gelebt. Und über allem schwebte ein ziemlich aufdringliches Aroma, das - wie Guy fürchtete - Weihrauch sein mußte.
      Auf dem Tisch standen zwei Holzschalen, in denen jeweils eine schön beschriftete Karte lag. »Fühlst du dich schuldig?« und »Liebesopfer« stand darauf geschrieben. In der Schale für die Schuldgefühle lagen fünf Pence. Außerdem gab es eine Menge von Hand bedruckter Flugblätter, die von überflüssigen Hervorhebungen und eigenwillig plazierten Ausrufezeichen strotzten. Guy hob The Romance of the Enema von einem Kenneth Beavers hoch, der sich Clairaudient und Intuitiver Diagnosesteller titulierte. An der Tür, durch die er gerade eingetreten war, hing ein grüngebeiztes Anschlagbrett. Guy ging hinüber, um einen Blick darauf zu werfen, und trat fest auf, damit seine Schritte lauter als nötig klangen.
      Die daran befestigten Notizen erwiesen sich als uninteressant. Hauptsächlich Arbeitspläne. Kochen, Waschen. Calypso füttern und melken. Schnell überflog er die Liste, ohne Sylvies Namen zu entdecken. Er wußte nicht, ob er sich ermutigt fühlen oder frustriert sein sollte. An der gleichen Stelle hing auch ein großes Poster: »Mars & Venus: Das Verlangen nach Hilfe, aber sind wir bereit? Diskussion am 27. August in der Bibliothek von Causton. Melden Sie sich rechtzeitig an, dann laufen Sie nicht Gefahr, abgewiesen zu werden.«
      Lebte hier demnach eine übergeschnappte, pseudoreligiöse Truppe? Auf dem Arbeitsplan waren Männer und Frauen eingetragen. Dann handelte es sich nicht um ein Nonnenkloster. Möglicherweise war das Haus eine Art Anstalt. Die Vorstellung, daß Sylvie sich hier aufhielt, kam ihm - ehrlich gesagt -lächerlich vor. Und wo kam dieser Craigie ins Spiel? »Essen Sie mit uns zu Abend.« Stand »uns« für diese eigenartige Gruppe? Die Vorstellung behagte Guy ganz und gar nicht. Er verspürte nicht die geringste Lust, sich in Gesellschaft einer Horde von Freaks mit seiner Tochter auszusöhnen. Er schaute sich nach weiteren Hinweisen um.
      Zwei Korridore gingen von der Halle ab, und da war auch eine Tür mit der Aufschrift »Büro«, die Guy öffnete. Er warf einen Blick in das fensterlose Zimmer mit auf Boden und Regalen verteilten Papieren und Akten. Auf einem Kartentisch stand ein Gestetner. In einem Ledersessel mit hoher Rückenlehne saß jemand.
      Lange, von blauem Jeansstoff eingehüllte Beine, ein bildschöner Schopf goldblondes Haar, feine Locken auf der Stirn. Eine Diele knarzte unter Guys Füßen, und die Gestalt drehte den Kopf. Es gelang ihm, einen kurzen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen, ehe sie aufstand, zum verstaubten Wandteppich rannte und sich dahinter versteckte, als wäre sie splitterfasernackt.
      Sie war das schönste Wesen, das ihm je unter die Augen gekommen war. Angesichts dieser Perfektion fiel Guy die Kinnlade runter. Es dauerte eine halbe Minute, bis er sich gefaßt hatte. Erst dann begriff er, wie sehr sie sich vor ihm fürchtete. Hechelnd wie ein in die Enge getriebenes Tier, stand sie mit dem Rücken zur Wand. Leise murmelnd begann Guy eine Entschuldigung hervorzubringen.
      »Es tut mir leid... ich wollte nicht... Es ist alles in Ordnung. Ich bin ein Besucher. Bin gekommen, um meine Tochter zu sehen.«
      Seine Worte waren nur Schall

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