Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
her und teilte aus. Wann immer sie ein eingetunktes Stück Brot hochhob, zog die blaßgelbe Tunke eklige Fäden. Beim Servieren plauderte sie munter drauflos.
      »... beim grauen Star geht es eigentlich doch darum, daß die Ärzte nicht einsehen wollen, daß es sich um eine psychosomatische Krankheit handelt. Die älteren Menschen werden mit dem modernen Leben nicht fertig. Computer, Straßengewalt, große Supermärkte, nuklearer Abfall... All dies zu sehen, können sie einfach nicht ertragen. Daher legt sich ein Film über die Augen. Ich meine... das ist so einfach. Guy?«
      »Danke.« Man reichte ihm einen Teller mit einer geheimnisvollen Mixtur. Ein Mosaik aus Rot, Braun und Khaki mit schwarzen Ringen aus einer gummiartigen Materie. Guy griff nach seinem Besteck, registrierte die Verwunderung der anderen und legte es wieder weg. Während er darauf wartete, bis alle bedient waren, musterte er die restlichen Tischgäste.
      Einen Gnom von einem Mann mit hellrotem, schaufelähnlichem Kinnbart, eine Frau mit störrischem, vollem Haar und mürrischer Miene. Jener arme Tropf von einem Jungen, der auf der anderen Seite von Sylvie saß. Richtiggehend angewidert bemerkte Guy, wie sanft sie mit dieser gestörten Kreatur sprach und einmal sogar ihre Hand auf seinen Arm legte. Solche Menschen, von Krankheit verzehrt, müßten weggesperrt werden und sollten nicht frei rumlaufen und groteske Forderungen an unschuldige, weichherzige Menschen stellen dürfen. Kein Anzeichen von seiner Gespielin, mit der er sich heute nachmittag vergnügt hatte. Guy wußte nicht, ob er sich über ihre Abwesenheit freuen oder ärgern sollte. Eigenartigerweise hatte ihn kurz nach Trixies Verschwinden ein Hauch von Unwohlsein überfallen. Wo ihr Problem lag, kapierte er allerdings immer noch nicht. Sie hatte ihm Avancen gemacht, er hatte das Angebot bereitwillig angenommen und sie prompt für ihre Dienste bezahlt. Trotz des Gezeters und verletzten Stolzes waren die fünfzig Pfund zusammen mit ihr verschwunden. Nein - Guy fürchtete, daß sie Sylvie von ihrem Stelldichein erzählte und dabei die Wahrheit entstellte. Möglicherweise sogar behauptete, sie hätte keine Lust gehabt. Daher beschloß er, sich zusammenzureißen und sie freundlich zu behandeln, falls er ihr noch mal über den Weg laufen sollte. Und sich eventuell sogar entschuldigte, auch wenn er immer noch nicht wußte, wofür.
      Nachdem allen aufgetragen worden war, herrschte kurz Schweigen am Tisch. Alle senkten den Blick auf ihre Teller. Guy inspizierte seine Kuhfladen, die seinen Blick fäkal erwiderten. Sein Tischnachbar meldete sich zu Wort. Er legte den Schäferrock ab, unter dem er ein T-Shirt mit den Worten »Respektier meinen Raum« trug.
      »Hey... wie wäre es, wenn wir uns nun gegenseitig vorstellen? Ich bin Ken >Zedekial< Beavers. Und das hier ist Heather, meine göttliche Ergänzung«, sagte der Grauhaarige. »Oder - astral ausgedrückt - Tethys.«
      »Guy Gamelin.« Jeder reichte jedem die Hand. Nach der Begrüßung durfte Guy endlich mit der Gabel in seinem Essen rumstochern. »Was essen wir hier eigentlich?«
      »Nun, das ist - wie jeder sieht - eine Lasagne. Kennt jeder. Und dieser kleine Haufen ist Kichererbsenpürree, und das da«, er zeigte auf die schwarzen Schleifen, »ist Zostera marina, direkt aus dem Meer.« Ken sprach das Wort ziemlich eigenartig aus, hob die Stimme und gurrte wie eine Gans. »Wo wären wir nur ohne den Ozean?«
      »Wie bitte?«
      »Zostera marina ist Seegras. Aus Japan.«
      »Ißt man viel davon, kriegt man kein Gürtelrosen mehr.«
      Guy, der noch nie im Leben eine Gürtelrose gehabt hatte, nickte unmerklich und legte die Gabel beiseite. Außer dem Gemurmel der sich unterhaltenden Leute nahm er Musik wahr. Oder eher die zuckersüße Rekonstruktion der Natur, die sich selbst genügte. Vogelgezwitscher, im Wind rauschende Äste, das unablässige Plätschern von Wasser.
      Zweifellos erachteten sie diese aufgezeichneten Geräusche als der Ruhe förderlich. Und es schien zu funktionieren. Die ganze Atmosphäre hatte etwas ungewöhnlich Ernsthaftes. Jeder sprach mit gesenkter Stimme. Niemand nahm sich einfach das, worauf er Appetit hatte. Zeigte nur darauf und murmelte leise Worte. Guy fragte sich, was sie mit all ihrem Ärger anfingen. Jeder ärgerte sich irgendwann. Das gehörte zur menschlichen Ausstattung, wie Leber und Augen, Zähne und Nägel. Meditierten sie ihn weg? Kehrten sie ihn unter einen Teppich aus

Weitere Kostenlose Bücher