Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende
gutgemeinten Taten? Oder schickten sie ihn mit einem Lied auf den Lippen für immer in den Kosmos? Was für eine Horde wabbelbäuchiger Schwächlinge. Taten sich zusammen, rannten vor sich und dem Leben davon. Als er merkte, wie grießgrämig er dreinblickte, tat er schnell höflich interessiert und wandte sich an seinen Nachbarn.
»Und was tun Sie hier alle auf Windhorse?«
Heather warf ihr langes Haar über die Schulter. »Wir lachen... wir weinen...« Sie faltete die Hände und öffnete sie dann mit einer ausladenden Bewegung, als ginge es darum, einen Vogel freizulassen. »Wir leben.«
»Das tut jeder.«
»Nicht jeder trinkt aus dem tiefen Kelch seines Wesens.« Sie reichte ihm eine Platte mit einer grünen Pampe. »Möchten Sie probieren?« Guy zögerte. »Ein feines Pürree aus kleingehacktem Schwarzwurz, Majoran und ein wenig Hanfnessel.«
Mit einem Kopfschütteln gelang es Guy, seine Enttäuschung zu verbergen. »Wenn ich etwas unter gar keinen Umständen zu mir nehmen darf, dann Hanfnessel.«
»Kondensierter Sonnenschein«, versicherte Ken und deutete mit dem Kinn auf das Pürree.
»In welcher Hinsicht?«
»Durchdrungen von solarem Licht.« Das Funkeln und Glitzern seines Kristalls unterstrich seine Behauptung. »Erzählen Sie mir nicht, daß Sie noch nie von den fünf Platonischen Körpern gehört haben.«
»Von ihnen gehört habe?« fragte Guy. »Ich esse sie.«
Mit einem Schmunzeln deutete er an, daß er einen Scherz gemacht hatte, und erkundigte sich dann mit gesenkter Stimme vorsichtig, ob auch Fleisch gereicht würde.
Seine Frage zog einen langen Vortrag, gespickt mit warmherzigen, sentimentalen Schmähungen, nach sich, der damit endete, daß im Grimmdarm eines Fleischfressers stets wenigstens fünf Pfund tierische Proteine gärten.
»Fünf Pfund? «
»Minimum.«
Guy stieß einen Pfiff aus, und Ken gab einen übelriechenden Rülpser von sich, als wolle er damit die hervorragende Arbeit seines Verdauungsapparates demonstrieren. Guy rümpfte die Nase. Heather wechselte das Thema und bot Guy noch etwas von dem Ersatzgebräu an, dem er heimlich das Etikett »Chä-teau-Pisse« verpaßt hatte.
Nachdem es ihr nicht gelungen war, ihn von ihrem Tun zu überzeugen, erkundigte sie sich: »Und was tun Sie den ganzen Tag lang?«
»ich bin Finanzier.« Als ob du das nicht wüßtest.
»Keine einfache Aufgabe.«
»Wenn man die Eier dazu hat, dann schon«, gab Guy selbstzufrieden Auskunft. Das sich daraufhin einstellende Schweigen zog sich hin. »O Gott - bin ich Ihnen zu nahe getreten? Ich nahm an, Sie wären hier alle auf Du und Du mit der Natur.«
»Wir ziehen die Eingeweide dem Verstand auf jeden Fall vor.«
»Die Götterdämmerung des Intellekts«, warf Heather ein, »steht bevor.«
In deinem Fall mag das zutreffen, dachte Guy. »Ich selbst genieße es sehr, hin und wieder zu einem vernichtenden Schlag gegen den Verstand auszuholen.«
»Hier sind wir alle Millionäre im Geist«, ließ Ken verlauten. »Und finden, daß erbarmungslose Konkurrenzkämpfe Ihresgleichen Vorbehalten sind.« Dieser Schlag unter die Gürtellinie wurde mit vollem Mund kundgetan.
»Es überrascht mich, auf diese Weise abgestempelt zu werden. Zumal ich Gast in Ihrer Kommune bin.« Ken lief dunkelrot an. Schlagartig hatte Guy das dumme Gequatsche der beiden satt. Er beugte sich vor, um die beiden glauben zu machen, er beabsichtige, eine Vertraulichkeit auszutauschen. Dabei war er sich ganz sicher, daß die anderen ihn nicht hören konnten.
»Hör mal, du Idiot, die Menschen steigen nicht aus dem erbarmungslosen Konkurrenzkampf aus. Ganz im Gegenteil, man flieht irgendwann davor. Und zwar diejenigen, die keinen Schneid haben. Dann kriechen sie davon und überlassen es einem anderen, das Schiff zu steuern.«
Mit einem Lächeln auf den Lippen streckte Ken versöhnlich die Hand aus. »Es tut mir leid zu hören...«
»Es tut Ihnen gar nicht leid. Es regt Sie tierisch auf, aber Sie haben nicht den Mumm, Ihre Wut zu zeigen. Und nehmen Sie die Hand von meinem Arm.« Wie ein aufgeschreckter Lachs sprang die Hand weg.
»Wo wären wir denn«, forderte Guy sein Glück heraus, »wenn sich jeder dazu entschließen würde, auszusteigen und sich für den Nabel der Welt zu halten? Es gäbe keine Ärzte - keine Krankenschwestern - keine Lehrer...«
»Aber das wird niemals geschehen«, protestierte Heather. »Die Anzahl der
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