Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
sich allein. Um den Verlust zu verdauen.«
      Suhami drehte sich nicht um, sondern blieb reglos wie eine Salzsäule stehen. Er betrachtete ihr Profil. Sie kam ihm sehr ruhig vor, schien tief in Gedanken versunken zu sein.
      »Wie fühlst du dich?«
      »Ich weiß es nicht.« In diesem Moment wandte sie sich um, und er stellte fest, daß sie längst nicht so gefaßt war, wie er gemeint hatte, sondern ziemlich betroffen zu sein schien. »Ich habe das Gefühl, etwas verloren zu haben, weiß aber nicht, was. Ihn bestimmt nicht... ihn nicht.« In der Wiederholung schwang eine beunruhigende Mischung aus Entsetzen und Zufriedenheit mit.
      Christopher fühlte sich unwohl in seiner Haut. Ihre Reglosigkeit kam ihm unnatürlich vor. Nach ihrer Hand greifend, sagte er: »Laß uns Spazierengehen.«
      Sie gingen die Stufen hinunter, achteten darauf, nicht auf wuchernden Hauswurz und Grasnelken zu treten, und flanierten in den eigentlichen Garten. Es war schon ziemlich heiß. Das Summen der Bienen, die rosa Lavendel und Borretsch aussaugten, erfüllte die Luft.
      Gedanken an eine gemeinsame Zukunft mit Suhami ließen Christopher nicht los. Wäre ihr Vater nicht eben verstorben, hätte er herauszufinden versucht, wie sie darüber dachte, die Kommune zu verlassen, zumal er den Eindruck hatte, daß vor allem Ian Craigies Gegenwart sie hier gehalten hatte. Möglicherweise entschied sie sich, auch nach seinem Tod zu bleiben. Sollte dies der Fall sein, würde er ebenfalls bleiben. Er hatte bestimmt nicht vor, sie aufzugeben. Sie setzten sich auf ein kleines rundes Rasenstück. Ein leuchtender Kreis aus silbernem Thymian und Kamille.
      »Wie nimmt deine Mutter es auf?«
      »Sie weiß es noch nicht. Will hat mich zuerst informiert. Er hielt es für besser, daß ich mich um alles kümmere. Wenn wir zurückgehen, werde ich es ihr sagen. Oder heute nachmittag. Es ist nicht so, daß es Eile hätte...«
      »Ist es wahr, daß sie miteinander unglücklich waren?«
      »Den Eindruck erweckten sie jedenfalls immer. Ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand mit ihm Zusammenleben und nicht unglücklich sein soll.« Mit angespannter Miene wandte sie sich von ihm ab. »Kann gut sein, daß es bei uns auch so kommen wird.«
      »Niemals.« Christopher lächelte. Das »uns« machte ihm Mut. »Das ist das Leben anderer. Wir sind wir. Das...« Er legte seine Hand auf ihren Nacken, zog sie an sich heran und küßte sie. »Das hier bist du...« Seine Lippen blieben nahe bei ihrem •Mund. »Und das bin ich.«
      Ihre Schweigsamkeit setzte ihm zu. Noch gestern hatten sie beinahe ekstatisch miteinander getanzt. Er griff in seine Jeanstasche und zog eine in pinkfarbenes Papier gewickelte Schachtel heraus.
      »Das hier habe ich dir zum Geburtstag gekauft. Bevor ich wußte, wer du in Wirklichkeit bist. Danach hatte ich das Gefühl, dir das Geschenk nicht geben zu können.«
      »Aber du hast dich getäuscht.«
      »Ja.«
      »Wer ich wirklich bin.« Die Schachtel lag auf ihrem Schoß, ihr Finger steckte in der Schleife. »Der Meister hat gesagt, wir sollen genau das herausfinden. Darum geht es in Wirklichkeit, nicht wahr, Christopher? Im Vergleich dazu ist alles andere belanglos.«
      »Du kannst die Philosophin spielen, wenn du alt bist. Auf die großen Fragen gibt es sowieso keine Antworten. Mach dein Geschenk auf.«
      Suhami legte die Ohrringe an. Zartes, filigranes Geschmeide, an denen winzige Perlen hingen. Sie drehte ihren Kopf hin und her.
      »Du bist wie eine schöne Tempeltänzerin. Ach, du bist so schön, Suze.«
      Sie neigte ihren kleinen Kopf ungläubig und mit ernster Miene, ohne zu protestieren, wie das hübsche Mädchen für gewöhnlich machten.
      »Was kann ich dir sagen?« fragte er verzweifelt. Sie hob die schmalen Schultern und lachte resigniert. »Gestern, im Schuppen -«, begann er von vorn.
      »Gestern hast du gesehen, wie ich früher war. Verängstigt, verzweifelt, nach Glück, nach menschlicher Gesellschaft gierend. Außer mir, wenn man mich allein ließ. So kann ich nicht mehr leben, Christopher, das kann ich einfach nicht. Und das werde ich auch nicht.«
      »Du brauchst doch keine Angst zu haben. Ich werde dich niemals verlassen -«
      »Ja, das sagst du jetzt. Und vielleicht ist es wahr. Aber die Menschen unterscheiden sich nicht von anderen Lebensformen. Sie verändern sich permanent.«
      »Das klingt ein wenig pessimistisch.«
      »Nein, das ist realistisch.

Weitere Kostenlose Bücher