Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende
Janet zu konzentrieren, sie anzusehen. »Etwas Schreckliches ist geschehen. Zumindest würde man es normalerweise schrecklich finden. Ich frage mich allerdings, ob es nicht ein Segen ist. Er wurde heute morgen in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden.«
•»Was... Guy?«
Arno nickte. »Offenbar hat er darum gebeten, gegen neun geweckt zu werden. Das Mädchen brachte Tee nach oben, und da lag er einfach da. War nicht mal zu Bett gegangen. Sie nehmen an, daß es sich um einen Herzinfarkt gehandelt hat.«
»Wie furchtbar.« Kaum war ihr diese Erwiderung über die Lippen gekommen, empfand Janet Freude. Er war ein gräßlicher Mann gewesen. Habsüchtig und unfreundlich. Ohne ihn war die Welt besser dran. Was für aufregende Nachrichten durfte sie nun Trixie überbringen! Welch süßes Geschenk! Viel besser als echter Kaffee und Uncle Bob’s Deligbts. Viel besser , als die Rose. Arno sagte irgend etwas.
»May nahm an, daß Suhami eher in der Verfassung ist, die Nachricht entgegenzunehmen. Ihre Mutter ist immer noch nicht ganz...« Er brach taktvoll ab. Janet stieg schon die Treppe hoch.
Trixie schlief nicht, sondern hatte es sich auf der Erkerbank bequem gemacht und rauchte. »Ist Post gekommen?«
»Ja.« Janet stellte das Tablett auf der Kommode ab. Sie fragte sich, ob Trixie wieder auf einen dieser Briefe im blauen Kuvert wartete. »Erwartest du einen Brief?«
»Eigentlich nicht.« Trixie trug ein apfelgrünes Seidenkleid. Ihr Gesicht war ungeschminkt, ihre Haut weich und glatt wie Samt. Auf der Innenseite ihrer Arme konnte Janet rote Kneifspuren erkennen, die sich langsam in blaue Flecken verwandelten.
»Ich habe echten Kaffee gekocht.« Sie schenkte zwei Tassen ein.
»Dafür wirst du einen Rüffel kriegen. Wir leben hier in einer koffeinfreien Zone.«
»Und eine Schachtel Kekse aufgemacht.« Janet stellte ihre Tasse ab und brachte das Tablett zum Fenster hinüber. Die Rose wirkte ziemlich dumm, wenn nicht gar überflüssig. Sie hatte vergessen, daß Trixie schon eine Vase mit Rosen aufgestellt hatte. »Trink, solange er noch heiß ist.«
Trixie bat sie, den Mund zu halten. Diese Zurechtweisung akzeptierte Janet mit der Geduld eines Menschen, der wußte, daß er in Kürze ein großes Geheimnis lüften durfte. Sie griff nach ihrer Tasse und nahm einen Schluck. Herrje - sie hatte fast vergessen, wie köstlich echter Kaffee schmeckte! Waren blitzsaubere Gedärme so ein Opfer wert? »Schmeckt er dir?« fragte sie kurz angebunden.
»Köstlich. Wird mich aufwärmen.«
Janet begriff nicht. Die Sonne schien ins Zimmer. Trixie aalte sich darin.
»Gibt es irgendwelche Neuigkeiten? Ich meine, von der Polizei.«
»Die ist gerade hier. Mit dem Anwalt der Gamelins.« Janet hielt inne. Ihr ausgemergeltes Gesicht glühte erwartungsvoll. Nun war der richtige Augenblick gekommen. Dennoch zögerte sie. Die Nachricht konnte sie nur einmal überbringen. Danach stand sie wieder mit leeren Händen da. Trotzdem war es ihr unmöglich, sich zurückzuhalten. Verschlagenheit entsprach nicht ihrem Naturell. Am Ende platzte sie einfach mit der Information heraus.
»Guy Gamelin ist tot. Er hatte einen Herzinfarkt.«
Auf ewig würde sie sich an das erinnern, was dann geschah. Trixie richtete sich derart abrupt auf, als erhielte sie Elektroschocks. Kaffee spritzte auf ihr apfelgrünes Seidenkleid, auf ihre bloßen Beine. Die Kaffeetasse fiel zu Boden. Sie stieß einen lauten Schrei aus und legte blitzschnell die Hand auf den Mund. Dann rief sie: »O Gott - was soll ich jetzt tun?«, und brach in Tränen aus.
Eine halbe Stunde nach dieser dramatischen und überraschenden Reaktion verhörte die Polizei Tim. Unerträglich langsam, richtiggehend widerwillig führte Arno sie zum Zimmer des Jungen. In der Nähe der Tür wurde sein Schritt noch langsamer, bis er ganz stehenblieb, sich zu Barnaby umdrehte und dem Chief Inspector die Hand auf den Arm legte.
»Er wird Ihnen nicht behilflich sein können, wissen Sie?«
»Bitte, Mr. Gibbs. Das haben wir unten ausführlich durchgesprochen.«
»Da Sie entschlossen sind... würden Sie...?« Arno war ein Stück beiseite getreten und winkte. Als die beiden Männer sich zu ihm gesellten, fuhr er mit gesenkter Stimme fort: »Ich denke, ich muß Ihnen etwas über seinen Hintergrund erzählen. Niemand hier weiß Bescheid, doch es könnte Ihnen helfen zu verstehen und... Sehen Sie, ich traf ihn oder, besser gesagt, fand
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