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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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sie sich in Gedanken neue und schreckliche Verwicklungen ausspannen, doch keiner der beiden sagte mehr ein Wort. Sie saßen noch eine Weile fassungslos da, dann standen sie auf und gingen. Cubby tätschelte Elfrida tröstend die Hand.
      »Perrot?«
      »Sir.« Constable Perrot bewegte sich nonchalant zu dem Tisch aus Kiefernholz und legte seinen Helm darauf.
      »Ich möchte, daß dieses Haus hier vierundzwanzig Stunden lang bewacht wird. Das gleiche gilt für Nightingales, sollte Mrs. Hollingsworth sich entschließen, dorthin zurückzuziehen.«
      »Sie glauben also, sie ist immer noch irgendwie in Gefahr.«
      »Vielleicht. Auf jeden Fall brauchen wir ein wachsames Auge. Sie ist eine sehr wichtige Zeugin. Ich überlasse das Ihnen.« Barnaby schob seinen Stuhl zurück. »Sie werden abgelöst, sobald wir die Schichten eingeteilt haben.«
      »Kein Problem, Sir.«
      »Möchte noch jemand Tee?« Avis steckte den Kopf durch die Tür.
      »Ich hätte gern noch eine Tasse«, sagte Barnaby. »Aber ich nehme sie mit nach drüben.«
      Im Wohnzimmer der Jennings hatte sich die Szene leicht verändert. Elfrida und Cubby waren nicht mehr da. Edward Hollingsworth hatte sich zum Sitz am Fenster begeben, wo er ein ernstes Gespräch mit dem Finanzexperten von Penstemon führte. Seine Frau räumte schmutzige Teller ab und stapelte sie auf einem großen Holztablett. Troy saß neben Simone auf der grünen Velours-Chaiselongue.
      Ohne daß sie es merkten, beobachtete Barnaby die beiden. Simone redete gerade, hielt inne, um sich auf die Lippe zu beißen und die Stirn in Falten zu ziehen, zögerte immer noch und sprach dann weiter. Ihre Hände waren ständig in Bewegung, berührten ihre weiße, von blauen Flecken verunstaltete Stirn, fuhren an ihr Herz oder strichen die zotteligen, silbriggoldenen Haare glatt. Sie trug ein einfaches Baumwollkleid, pink und weiß gestreift und mit einem kleinen Blumenstrauß am Hals. Ihr schlanker Körper wirkte angespannt.
      Troy, dessen ganze Haltung Zärtlichkeit zu verströmen schien, hörte zu. Ab und zu nickte er mit dem Kopf. Gelegentlich sagte er auch etwas. Barnaby glaubte, ihm die Worte »Es tut mir ja so leid« von den Lippen ablesen zu können.
      Er trat zu der Frau am Tisch und stellte sich vor.
      »Oh, ich weiß, wer Sie sind.« Jedes Wort kam in wohlgerundeten, abgehackten Silben heraus, wie polierte Kieselsteine. Sie hatte einen starken schottischen Akzent. »Sie brauchen ja ziemlich lange, um herauszufinden, wer für den Tod meines Schwagers verantwortlich ist.«
      »Seit wann sind Sie hier, Mrs. Hollingsworth?«
      »Seit gestern. Wir erhielten eine Mitteilung von Alans Anwalt und haben morgen früh einen Termin mit ihm. Danach fahren wir sofort zurück. Mein Mann muß seine wöchentliche Predigt vorbereiten.« Für den Fall, daß Barnaby noch nicht begriffen haben sollte, was für eine bedeutende Position ihr Gatte innehatte, fügte sie hinzu: »Edward ist Pfarrer an der Kirche.«
      Ja, dachte der Chief Inspector, während er das blutleere Profil und die sich frömmlerisch kräuselnde Unterlippe betrachtete, da wäre selbst ich drauf gekommen. »Soweit ich weiß, haben Ihr Mann und sein Bruder, sich in den letzten Jahren etwas auseinandergelebt.«
      »Das stimmt überhaupt nicht. Sie mögen zwar nicht allzuviel Kontakt miteinander gehabt haben, aber von Entfremdung kann nicht die Rede sein. Während der letzten Monate haben sie sogar mehrmals miteinander telefoniert.«
      »Aber es ist doch wohl so, daß Sie beide mit seiner zweiten Ehe nicht einverstanden waren?«
      »Da wir Scheidung nicht akzeptieren, kann es so etwas wie eine zweite Ehe nicht geben.« Sie hob das Tablett vom Tisch und entblößte ihre gelben Zähne, die an Grabsteine erinnerten. »Eine unzüchtige Beziehung würde der Herr das wohl nennen.«
      Verdammt. Barnaby schaute auf ihren kerzengeraden Rücken hinterher, während sie, lang und dünn, stocksteif wie ein Besenstiel in die Küche marschierte. An der hätte ich keine Lust, mir in einer kalten Winternacht die Füße zu wärmen.
      Darauf schlenderte er zu dem Paar in der Ecke hinüber und freute sich schon im voraus auf den angenehmen Szenenwechsel.
      »Und wie fühlen Sie sich heute, Mrs. Hollingsworth?«
      »Oh, Inspector.« Wie weiße Tauben waren diese Hände. Ihre ganze Schönheit und ihr Liebreiz kehrten zurück. Zwar hatte sie an einigen Stellen kosmetisch nachgeholfen, aber so kunstvoll, daß es

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