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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Tages vergessen würde, es in ihrem Schreibtisch wegzuschließen. Und daß ausgerechnet während sie gerade aß oder im Bad war, einer ihrer Eltern den Kopf ins Zimmer stecken würde, um sich dort rasch umzusehen.
      In ihr Tagebuch schrieb sie nur an Wochenenden, wenn sie genügend Zeit hatte, um ihm gerecht zu werden. Manchmal, und das war noch viel aufregender, sprach sie sogar mit Alan. Das kleinere Fenster in ihrem Zimmer ging auf den Vorgarten der Hollingsworths hinaus, und wenn sie ihn nach Hause kommen hörte, öffnete sie es mit zitternden Händen, lehnte sich hinaus und rief: »Guten Abend.«
      Brenda hatte sich das Hirn zermartert, wie oft sie diesen Gruß riskieren konnte, und sich schließlich für alle zehn Tage entschieden. Häufiger ging nicht, weil er dann merken würde, daß sie nicht rein zufällig auftauchte. Seltener aber auch nicht, weil sie dann das lange Warten nicht aushalten würde.
      Die Tage, an denen sie ihn grüßte, wurden in ihrem ledergebundenen Buch sorgfältig mit einem Stern markiert, den sie mit einem Stift malte, wie man ihn zur Beschriftung von Weihnachtsgeschenken benutzt. Er enthielt eine stark riechende, dünne Flüssigkeit, die, wenn sie getrocknet war, silbrig glänzte wie die Spur einer Schnecke.
      Einmal im Monat führte sie tatsächlich ein richtiges Gespräch mit Alan. Diese aufregenden Begegnungen wurden mit einem goldenen Stift gleichen Typs ebenfalls mit einem Stern markiert, der von einem roten, mit Filzstift gezeichneten Herzchen gekrönt war.
      Diese Gespräche konnten nur durch künstliches Herumtrödeln herbeigeführt werden, indem sie beispielsweise durch den Vorgarten schlenderte, an den Rosen schnupperte und so tat, als würde sie Unkraut jäten, oder in der Einfahrt mit ihrem Hund spielte. Wenn Alan das Garagentor zumachte, warf Brenda, deren Haut prickelte und der vor Nervosität ganz übel war, ein beiläufiges »Hallo« in seine Richtung.
      Natürlich antwortete er, aber die nachfolgenden Gespräche waren notwendigerweise kurz. Wie viele Antworten konnte man schließlich auf die Bemerkung geben, daß das Wetter am heutigen Tag unbeständig/furchtbar/wunderbar/wechselhaft gewesen sei? Oder daß in den Nachrichten offenbar auch nichts Erfreuliches mehr kam. Sie schloß dann stets die Frage an: »Wie geht’s denn so in Nightingales?«
      Darauf versicherte Alan ihr, daß alles in Ordnung sei. Obwohl er nur selten fragte, wie die Dinge in The Larches stünden, war Brenda nie unvorbereitet.
      Da sie wußte, daß ihre Antworten nicht nur kurz und unbeschwert sein mußten, sondern bestenfalls auch amüsant, pflegte sie sie bis zur letzten Minute einzuüben, wobei sie einen lockeren, beinahe nachlässigen Ton anstrebte.
      Es gab niemanden, dem sie von ihrer heimlichen Liebe erzählen konnte. Bei der Arbeit, wo man ihre Schüchternheit für Verschlagenheit hielt, hatte sie keine Freunde. Und die Vorstellung, es ihren Eltern zu erzählen, war absolut entsetzlich. Schon allein der Gedanke ließ sie frösteln. Sie hatten Brenda immer den Eindruck vermittelt, daß so etwas wie eine Romanze in ihrer antiseptischen Welt nicht vorkam. Noch nie hatte sie ein Geräusch aus ihrem Schlafzimmer gehört, das auch nur entfernt nach Erotik klang. Die einzige Vibration entstand, wenn der Wecker klingelte. Manchmal, wenn sie die exakt eingeschlagenen Laken auf den keuschen Einzelbetten betrachtete, fragte sich Brenda, ob sie vielleicht ein Findelkind war, das man unter einem Stachelbeerstrauch gefunden hatte.
      Wie bei allen Dorfbewohnern, nur viel intensiver, kreisten Brendas Gedanken um Simones Verschwinden und auf welche Weise dies wohl geschehen war. Sie mußte mit Gewalt entführt worden sein. Oder vielleicht hatte man sie mit einer falschen Nachricht weggelockt, die angeblich von ihrem Mann kam. Denn keine Frau, die das Glück hatte, mit Alan Hollingsworth verheiratet zu sein, würde freiwillig von zu Hause fortgehen.
      Nun könnte man meinen, daß Alan Hollingsworths plötzliche Ungebundenheit Brenda mit wilden Hoffnungen und Entzücken erfüllte. Das war jedoch nicht der Fall. Gerade die Tatsache, daß die Beziehung der Hollingsworths so unverbrüchlich schien, hatte Brendas Träume zusammengehalten. Nachdem das nun nicht mehr stimmte, schien sich alles in nichts aufzulösen. Sie fürchtete sich vor so manchem, was die Zukunft bringen könnte. Doch ihre größte Angst war, daß Alan, wenn Simone nicht zurückkehrte, beschließen könnte,

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