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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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daß Nightingales zu viele unglückliche Erinnerungen für ihn berge und er nicht länger ertragen könne, dort zu wohnen.
      Zum ersten Mal in ihrem Leben bedauerte sie, daß ihre Eltern ein solches Einsiedlerdasein führten und ihre Mutter auf so übertriebene Weise vor jedem engeren Kontakt zurückschreckte. Wäre sie doch nur eine von diesen Frauen gewesen, die ihre Nachbarn gern mit nahrhaften Mahlzeiten versorgen. Was wäre dann natürlicher, als daß ihre Tochter vorbeiginge, um das Geschirr einzusammeln.
      Brenda hatte sich sogar, vor der Kühnheit dieses Gedankens zurückschreckend, vorgestellt, von sich aus rüberzugehen. Alan hatte jetzt seit zwei Tagen das Haus nicht verlassen und brauchte sicherlich dringend Hilfe. Sie malte sich aus, wie sie einen Korb bei ihm auf den Tisch stellte und das schneeweiße Tuch entfernte, das sie darüber gelegt hatte. Darunter befanden sich ein Baguette, ein wunderbar roter Apfel, ein Glas Honig in Form eines Bienenkorbs, knackiger Friseesalat und ein Stück Käse in Wachspapier eingepackt.
      Alan würde einsam und traurig dasitzen und gegen die Wand starren. Sie würde zwei- oder dreimal etwas sagen müssen, bevor er sie überhaupt bemerkte. Es könnte sogar notwendig sein, ihn am Arm zu berühren.
      Brenda kehrte seufzend in die beunruhigende Gegenwart zurück und drehte die Kappe ihres Füllers ab. Er war aus gesprenkeltem Schildpatt und hatte eine goldene Feder. Sie hatte ihn ganz speziell und für teures Geld erworben, um ihre persönlichen Gedanken aufzuzeichnen, und benutzte ihn auch nie für etwas anderes.
      Sie dachte gründlich darüber nach, wie sie anfangen sollte, denn das Geschriebene war hochheilig. Es wurde nie etwas durchgestrichen oder geändert. Derartige Verschandelungen hätte sie als ein schlechtes Omen betrachtet.
      Sie bemerkte, daß sich im Nachbargarten etwas bewegte. Alan! Zum ersten Mal, seit er so grausam verlassen worden war. Er stand mit dem Rücken zum Haus und hielt einen Spaten in der Hand. Während Brenda sehnsüchtig hinunterschaute, schickte er sich an, ein großes, feuchtes Stück Erde in der Nähe der Veranda auszuheben.
      Schon Hunderte Male hatte Brenda so gesessen und sehnsüchtig hinuntergeblickt. Sie glaubte, eine außergewöhnliche Sensibilität in bezug auf Alan zu haben, und war sicher, daß sie rechtzeitig den Blick senken und den Kopf abwenden würde, sollte er zufällig heraufschauen. Bisher hatte das auch immer geklappt.
      Doch nun passierte etwas, das diese Zuversicht Lügen strafte. Alan stieß den Spaten neben einem Büschel Taglilien heftig in den Boden, zog ihn wieder heraus und wandte sich dann offensichtlich angewidert ab. Dabei hob er den Kopf und starrte direkt in Brendas Fenster. Sie war so überrumpelt, daß sie nichts tun konnte als zurückzustarren.
      Ihre Blicke trafen sich, wie sie das so oft in ihren Träumen getan hatten. Doch im wirklichen Leben war das alles ganz anders. Sein Blick war düster und unfreundlich, fast wütend, und durchbohrte sie wie ein Pfeil. Er machte eine heftige Bewegung mit seiner freien Hand, und einen furchtbaren Augenblick lang glaubte Brenda, daß er ihr mit der Faust drohte. Dann warf er den Spaten mit großem Geklapper auf die Verandafliesen und ging ins Haus zurück.
      Brenda war völlig am Boden zerstört. Was mußte er jetzt von ihr denken? Was würde jeder denken, der in der berechtigten Annahme, unbeobachtet zu sein, seiner Arbeit nachging, um dann feststellen zu müssen, daß man ihn bespitzelte? Kein Wunder, daß er wütend war. Brenda war so fertig, als hätte sie sich mit einem Liebhaber gestritten.
      Sie klappte ihr Buch zu, drehte die Kappe wieder auf den massiven Füller und schneuzte sich laut die Nase. Es hatte keinen Sinn zu weinen. Und auch nicht, sich in morbider Selbstkritik zu zerfleischen. Streitigkeiten waren dazu da, beigelegt zu werden. Und sie würde schon einen Weg finden, das zu tun.
     
    »Es war für mich ein Riesenaufwand hierherzukommen.« Mrs. Molfrey warf ihre schulterlangen blonden Korkenzieherlocken so heftig zurück, daß ihr fast der Hut vom Kopf gefallen wäre. »Ich hoffe, daß man mich hinsichtlich Ihres Ranges und Ihrer Position nicht falsch informiert hat.«
      Detective Chief Inspector Barnaby versuchte, den höflich fragenden Ausdruck beizubehalten, den er immer aufsetzte, wenn ein besorgter Bürger unangemeldet bei ihm hereinschneite, aber diesmal fiel es ihm wirklich sehr schwer, nicht zu

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