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Inspector Jury besucht alte Damen

Inspector Jury besucht alte Damen

Titel: Inspector Jury besucht alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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hätte, denn war es nicht genau auf dessen Hinterrad gefallen?
    Und so teilten sich denn das unbemannte Fahrrad und das des Gehens nicht mächtige Schwein die Schuld zu gleichen Teilen, und Agatha klagte auf Schadenersatz, da sie Constable Pluck auf ihre Seite hatte ziehen können. Melrose sagte: «Gestern habe ich Pluck aus der Plague Alley herauskommen sehen.» Agatha und Constable Pluck schienen eng zusammenzuarbeiten. «Hat er sich wieder mal Weisungen geholt?» Melrose wählte ein Stückchen Kuchen, das aus Betty Balls Bäckerei zu stammen schien. Da indes zu befürchten stand, daß es noch von der letzten Weihnachtsbescherung stammte, griff er lieber zu einem Vollkornkeks.
    «Ich habe ihm ein paar gute Ratschläge gegeben.»
    «Letztes Mal ging es um die Parkuhren in der High Street. Der Plan wurde im Keim erstickt, dem Himmel sei Dank.» Melrose prüfte seinen Schneidezahn mit dem Finger; es kam ihm vor, als hätte er sich ein Stückchen an dem steinharten Keks abgestoßen.
    «Informationen darf ich selbstredend nicht preisgeben», sagte Agatha und fing an, sie um jeden Preis an den Mann zu bringen. «Aber es ging um die Leans. Die auf Watermeadows; das ist Ihnen sicher kein Begriff, Superintendent. Phantastische Gärten haben die. Hannah Lean ist die Enkeltochter von Lady Summerston; beide sind Einsiedler – so wie ich, wissen Sie. Darum kommen wir auch so gut miteinander aus.»
    «Was soll all das Gerede über Hannah? Du kennst Mrs. Lean doch gar nicht.»
    «Aber ja doch. Vor zwei Wochen habe ich sie in Northampton getroffen; fast hätten wir zusammen geluncht.»
    Für Agatha zählte ein Beinahetreffen mit der einsiedlerischen Mrs. Lean so viel wie ein aus neun Gängen bestehendes Dinner mit jedem anderen.
    Sie beugte sich vor und flüsterte: «Der Gerüchteküche zufolge –» in der sie den ganzen Tag den Löffel zu schwingen schien – «tut sich etwas zwischen Simon Lean und dieser Person, dieser Demorney.»
    «Solange sie nicht mich in Teufels Küche bringt, kann es mir egal sein.» Melrose blinzelte in das Dunkel, aus dem sich mit einem Satz ein Schatten löste. Agathas einäugige Katze hatte eine Vierpfotenlandung gemacht und streckte nun oben auf Agathas Sessel alle viere von sich. Eher alle dreie, denn ihr viertes Bein war vor einiger Zeit mit einem Wagenheber in Berührung gekommen. Melrose warf einen Blick auf die Uhr. Gottseidank, die «Hammerschmiede» hatte jetzt offen. Daß er hier so lange ausgeharrt hatte, beruhte zum einen auf eingefleischter Höflichkeit, zum anderen brachte er ein Dankopfer dar. Denn irgendeinem Gott mußte er es ja verdanken, daß sich Agatha den Knöchel nicht gerade auf den Stufen von Ardry End gebrochen hatte.
    «Hohnlächle, soviel du willst, Plant», sagte sie und klopfte mit dem Stock dreimal auf den Boden, wie eine Dorfhexe, die mit ihrem Zauberstab herumfuchtelt, um prosaische Fakten in Märchen zu verwandeln. «Da tut sich etwas.» Zu Jury gewandt sagte sie: «Watermeadows ist ein weitläufiges Anwesen. Das schönste in Northamptonshire.» Sie besann sich: «Das zweitschönste. Zumindest nicht schöner als Ardry End.»
    Melrose seufzte. Natürlich mußte Ardry End die Liste anführen, schließlich erhoffte sie sich davon einiges. Anscheinend kam es Agatha nicht in den Sinn, daß sie vor Melrose dahinscheiden könnte; ihr Vorsprung von fünfundzwanzig Jahren tat dem keinen Abbruch.
    «Das Anwesen und die Gärten sind ganz phantastisch; alles gehört Lady Summerston, Hannah erbt mal ein Vermögen. Wahrscheinlich bleibt ihr Mann deswegen bei der Stange.»
    «Aber du hast Watermeadows doch noch gar nicht gesehen. Alles was du weißt, stammt von Marshall Trueblood, und der war bloß dort, um wegen so eines Klappsekretärs zu verhandeln.»
    «Der Betrüger, der! Hat sicherlich nur halb soviel gezahlt, wie er wert ist.» Wenn sie in Long Piddleton einen Menschen nicht ausstehen konnte – abgesehen vom Withersby-Clan –, dann Marshall Trueblood.
    «Sei nicht albern. Er ist absolut ehrlich. Das heißt, für einen Antiquitätenhändler. Da fällt mir ein, daß wir uns im Pub treffen wollten. Kommen Sie, Richard.»
    Sie sagten Agatha Lebewohl, und die nutzte rasch noch die Gelegenheit, ihnen das Gefühl zu vermitteln, sie wären die letzten erreichbaren Retter, die nun die Kranken und Verwundeten vollends im Stich ließen. Da half nicht einmal Jurys Versprechen wiederzukommen und Mrs. Oilings Auftritt mit einer neuen Runde Kuchen und Klatsch.
     
    Als sie die schattige

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