Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
dass er etwas übersieht.«
»Nein, Sir.«
»Ich hab mich mit Ihrem Chef in St. Leonard's unterhalten. Er meint, das wäre Ihre gewohnte Platzleistung.«
»Ich weiß nicht, Sir, ich komme mir eher ziemlich gehandicapt vor.«
»Tja, wenn ich irgendwas für Sie tun kann, John...«
»Danke, Sir.«
»Ich weiß, welche Taktik Chick einsetzen wird: Zermürbung. Er wird Sie hetzen, Sie im Kreis laufen lassen. Er will's Ihnen leichter machen, zu lügen und zu behaupten, Sie seien schuldig, als die Wahrheit zu sagen. Nehmen Sie sich also in Acht.«
»Ja, Sir.«
»Aber die wichtigste Frage: Wie fühlen Sie sich?«
»Mir geht's gut, Sir.«
»Tja also, momentan steht bei uns nichts an, was wir nicht allein schaffen könnten, wenn Sie sich also ein paar Tage freinehmen möchten - nur zu.«
»Danke, Sir.«
»Chick ist von der Westküste, John. Er hat hier nichts verloren.« MacAskill schüttelte den Kopf, holte eine Dose Irn-Bru aus der Schublade. »Mist«, schimpfte er.
»Stimmt was nicht, Sir?«
»Ich hab aus Versehen die Lightversion gekauft.« Er riss die Dose trotzdem auf. Rebus hielt ihn nicht weiter vom Packen ab.
Jack stand direkt vor der Tür.
»Hast du was mitbekommen?«
»Ich hab nicht gelauscht.«
»Mein Boss hat mir gerade gesagt, dass ich jederzeit verschwinden kann.«
»Was bedeutet, dass wir das Wohnzimmer fertigstreichen können.«
Rebus nickte, aber ihm schwebte was anderes vor. Er ging in den Schuppen und pflanzte sich vor Bains Schreibtisch auf.
»Und?«
»Tja«, sagte Bain und lehnte sich zurück, »wir haben, wie Sie wollten, unsere Informanten angespitzt. Und sie haben uns einen Namen geliefert.«
»Hank Shankley«, fügte Maclay hinzu.
»An Vorstrafen hat er nicht viel zu bieten, aber wenn's ein paar Kröten abwirft, ist er für alles zu haben, keinerlei Skrupel. Und er macht von sich reden. Scheint zu Geld gekommen zu sein, und nach ein paar Drinks protzte er schon von seiner >Glasgow Connection‹.«
»Haben Sie mit ihm geredet?«
Bain schüttelte den Kopf. »Erst mal abgewartet.«
»Dass Sie sich wieder blicken lassen«, fügte Maclay hinzu.
»Haben Sie den Sketch einstudiert? Wo kann ich ihn finden?«
»Er schwimmt gern.«
»Lieblingsgewässer?«
»Der Commie-Pool.«
»Beschreibung?«
»Großes Gebäude am Ende der Dalkeith Road.«
»Ich meinte Shankley.«
»Nicht zu verfehlen«, sagte Maclay. »Ende dreißig, eins achtzig groß und dürr wie 'ne Bohnenstange, kurzes helles Haar. Nordischer Typ.«
»Was man uns sagte«, korrigierte ihn Bain, »war >Albino‹.« Rebus nickte. »Gentlemen, dafür haben Sie was gut.«
»Sie wissen noch gar nicht, von wem die Info stammt.«
»Nämlich?«
Bain grinste. »Erinnern Sie sich an Craw Shand?«
»Der Johnny-wär-gern-Bible?« Bain und Maclay nickten. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass er einer von Ihren Spitzeln ist?«
Bain zuckte die Achseln. »Wir wollten es nicht an die große Glocke hängen. Aber Craw ist ein großer Fan von Ihnen. Von Zeit zu Zeit so 'ne kleine Abreibung, da steht er echt drauf...«
Draußen strebte Jack schnurstracks auf das Auto zu, aber Rebus hatte andere Pläne. Er ging in einen Laden und kam mit sechs Dosen Irn-Bru - nicht light - wieder heraus, marschierte dann zurück in die Wache. Der Sergeant am Empfang war am Schwitzen. Rebus reichte ihm die Tüte.
»Das war aber nicht nötig gewesen«, sagte der Sergeant.
»Die sind für Jim MacAskill«, erklärte Rebus. »Ich möchte, dass wenigstens fünf davon auf seinem Schreibtisch landen.«
Jetzt konnte es losgehen.
Der Commonwealth Pool - für die Commonwealth-Spiele 1970 gebaut - befand sich am oberen Ende der Dalkeith Road, zu Füßen des Arthur's Seat und einen knappen halben Kilometer von der Polizeiwache St. Leonard's entfernt. Zu den Zeiten, als er noch schwimmen ging, hatte Rebus den Commie Pool in der Mittagspause frequentiert. Man fand eine passende Bahn - nie eine freie, es war immer wie beim Einfädeln in die Schnellstraße - und schwamm los, wobei man sein Tempo so regulierte, dass man weder gegen den Schwimmer vor sich stieß noch seinen Hintermann zu nah herankommen ließ. War schon okay, aber ein bisschen zu militärisch. Die andere Möglichkeit bestand darin, quer durch das offene Becken zu schwimmen, aber da bewegte man sich inmitten von Kindern und deren Eltern. Dann gab es noch ein Babybecken und drei Wasserrutschen, die Rebus noch nie ausprobiert hatte, außerdem Saunen, einen Fitnessraum und ein Cafe. Sie ließen den
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