Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Ancram die Untersuchung leiten würde.«
»Und woher wusste er das?«
»Durch die Buschtrommel.«
Eine Buschtrommel mit nur wenigen potenziellen Trommlern. Er sah noch einmal Jim Stevens vor sich, wie er zum Fenster seines Wohnzimmers hinaufstarrte.
Rebus seufzte. »Noch eine letzte Sache. Wissen Sie was von einem Einbruch in meine Wohnung?« Ihre Brauen hoben sich. »Sollte ich?«
»Erinnern Sie sich an das Bible-John-Material im Küchenschrank? Jemand hat meine Wohnungstür aufgebrochen und dann lediglich die Sachen durchwühlt.« Sie schüttelte den Kopf. »Nicht wir.«
»Nein?«
»Einbrechen? Ich bitte Sie, wir sind Journalisten!«
Rebus hatte die Hände beschwichtigend gehoben, aber er wollte noch ein bisschen nachbohren. »Wär's denkbar, dass Breen auf eigene Faust loszieht?«
Jetzt lachte sie. »Nicht mal für eine Story von Watergate-Format. Eamonn moderiert die Sendung, mit Recherchen hat er nichts zu tun.«
»Das machen Sie und Ihre Rechercheure?«
»Ja, und keiner von ihnen ist eigentlich der Brechstangentyp. Bleibe damit ich als Verdächtige übrig?«
Als sie die Beine übereinander schlug, fixierte Jack den Blick darauf. Er hatte sie schon die ganze Zeit mit den Augen eines kleinen Jungen begafft, der vor einer Carrerabahn steht.
»Betrachten Sie die Angelegenheit als erledigt.«
»Aber stimmt das? Ist bei Ihnen wirklich eingebrochen worden?«
»Angelegenheit erledigt«, wiederholte Rebus.
Sie zog fast einen Flunsch. »Und, wie läuft die Untersuchung?« Sie hob eine Hand. »Ich will nicht schnüffeln, nennen Sie es persönliches Interesse.«
»Hängt davon ab, welche Untersuchung Sie meinen«, entgegnete Rebus.
»Den Spaven-Fall.«
»Ach, die Sache.« Rebus schniefte und legte sich seine Antwort zurecht. »Tja, CI Ancram ist ein vertrauensvoller Typ. Er glaubt wirklich an seine Männer. Wenn man auf >nicht schuldig‹ plädiert, nimmt er's einem unbesehen ab. Es tut richtig gut, solche Vorgesetzten zu haben. Mir vertraut er beispielsweise so sehr, dass er mir ein Kindermädchen verpasst hat, das wie eine Napfschnecke an mir klebt.« Er deutete mit einem Nicken auf Jack. »Inspector Morton hat den Auftrag, mich nicht aus den Augen zu lassen. Er schläft sogar bei mir zu Haus.« Er erwiderte Kayleighs Blick, ohne zu blinzeln. »Na, wie finden Sie das?« Sie brachte die Worte kaum heraus. »Skandalösh
Rebus zuckte die Achseln, aber sie zog schon Notizblock und Stift aus ihrer Tasche. Jack warf Rebus einen bitterbösen Blick zu und erntete dafür ein Zwinkern. Kayleigh musste ziemlich weit vorblättern, bis sie eine leere Seite fand.
»Wann hat das angefangen?«, fragte sie.
»Tja...« Rebus tat so, als müsste er nachdenken. »Sonntagnachmittag, würde ich sagen. Nachdem man mich in Aberdeen verhört und dann wieder hergeschafft hatte.« Sie sah auf. »Verhört?«
»John...«, sagte Jack Morton warnend.
»Wussten Sie das nicht?« Rebus machte große Augen. »Ich bin Verdächtiger im Johnny-Bible-Fall.«
Auf der Rückfahrt zur Wohnung schäumte Jack vor Wut.
»Was sollte denn das eben darstellen?«
»Eine Methode, sie von Spaven abzulenken.«
»Kapier ich nicht.«
»Sie versucht, eine Sendung über Spaven zu machen, Jack. Nicht über einen Polizisten, der einen anderen Polizisten fies behandelt, und auch keine über Johnny Bible.«
»Und?«
»Und jetzt schwirrt ihr der Kopf von allem, was ich ihr erzählt habe - und nichts davon hat auch nur das Mindeste mit Spaven zu tun. Das hält sie... wie soll ich sagen?«
»Anderweitig beschäftigt?«
»Genau.« Rebus nickte, sah auf seine Uhr. Zwanzig nach fünf. »Scheiße«, sagte er. »Die Bilder!«
Als sie in Richtung Stadtmitte abbogen, wurde der Verkehr zu einer einzigen kriechenden Blechschlange. Heutzutage war die Edinburgher Rushhour ein wahrer Albtraum. Rote Ampeln und stotternde Auspuffrohre, zum Zerreißen gespannte Nerven und trommelnde Finger. Als sie endlich den Laden erreichten, hatte er schon geschlossen. Rebus sah nach, wann er morgens öffnete: um neun. Er konnte seine Abzüge auf dem Weg nach Fettes abholen, und Ancram würde nur ein kleines bisschen warten müssen. Ancram: Der bloße Gedanke an den Mann war wie ein Stromstoß, der ihm durch und durch ging.
»Fahren wir nach Hause«, sagte er zu Jack. Dann fiel ihm der Verkehr ein. »Nein, Kommando zurück: Wir machen Zwischenstation im Ox.« Jack lächelte. »Dachtest du, du hättest mich kuriert?« Rebus schüttelte den Kopf. »Kommt immer wieder mal vor,
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