Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
warnend. Rebus senkte den Blick, sah liebliche honigfarbene Flüssigkeit, starrte sie einen Augenblick an, stellte die Tasse dann auf den Schreibtisch. Das Büro dröhnte von Gelächter, Jubelrufen und Gesang, ganz wie nach einem siegreichen Fußballspiel: selbe Lieder, selbe Sprechchöre.
»John«, sagte Jack, »denk an Lawson.« Es klang wie eine Warnung.
»Was ist mit ihm?«
»Er wurde besessen.«
Rebus schüttelte den Kopf. »Das ist etwas anderes. Ich weiß, dass es Bible John war.«
»Und wenn?«
Rebus schüttelte langsam den Kopf. »Komm schon, Jack, nach all dem, was ich dir erzählt habe? Nach Spaven und allem Übrigen? Du fragst doch wohl nicht im Ernst?«
Grogan winkte Rebus ans Telefon. Lächelnd reichte er ihm mit Whiskeyatem den Hörer.
»Jemand will Sie sprechen.«
»Hallo?«
»Was in Gottes Namen treibst du denn da?«
»Ach, hallo, Gill. Glückwunsch, diesmal scheint es ja zur Abwechslung mal gut auszugehen.«
Sie wurde ein bisschen sanfter. »Siobhans Verdienst, nicht meins. Ich hab lediglich die Info weitergegeben.«
»Sieh zu, dass es auch so in die Akten kommt.«
»Mach ich.«
»Wir unterhalten uns später.«
»John... wann kommst du zurück?« Nicht eigentlich die Frage, die sie hatte stellen wollen.
»Heute Nacht, vielleicht morgen.«
»Okay.« Sie schwieg einen Moment. »Wir sehen uns dann.«
»Lust, am Sonntag was zu unternehmen?«
Die Frage schien sie zu überraschen. »Was denn zum Beispiel?«
»Ich weiß nicht. Irgendwo hinfahren, ein bisschen spazieren gehen, irgendwo am Meer?«
»Ja, okay.«
»Ich ruf dich an. Tschüs, Gill.«
»Tschüs.«
Grogan füllte gerade eine Tasse nach. Es standen mindestens ein paar Kisten Whiskey herum, dazu drei Kästen Bier.
»Wo beziehen Sie das Zeug eigentlich?«, fragte Rebus. Grogan lächelte. »Ach, Sie wissen schon.«
»Pubs? Klubs? Lokale, die Ihnen einen Gefallen schulden?«
Grogan zwinkerte nur. Dauernd trafen weitere Beamte ein - Uniformierte, Zivile, selbst Leute, die dienstfrei zu haben schienen. Alle hatten die Neuigkeit gehört, und alle wollten dabei sein. Die hohen Tiere blickten steif lächelnd in die Runde und lehnten ab, wenn man ihnen nachschenken wollte.
»Besorgt es Ihnen vielleicht Ludovic Lumsden?«
Grogans Stirn zog sich in Falten. »Ich weiß, Sie glauben, er hätte Sie reingelegt, aber Ludo ist ein guter Bulle.«
»Wo ist er?«
Grogan sah sich um. »Keine Ahnung.«
Tatsächlich wusste keiner, wo sich Lumsden aufhielt; man hatte ihn schon den ganzen Tag nicht gesehen. Und zu Hause hatte sich auch nur der Anrufbeantworter gemeldet. Sein Pieper war eingeschaltet, aber er rief nicht zurück. Ein Streifenwagen, der bei ihm vorbeifahren sollte, hatte gemeldet, sein Auto stehe zwar vor dem Haus, aber ansonsten sei nichts von ihm zu sehen. Rebus kam eine Idee, und er ging nach unten in die Funkzentrale. Hier arbeiteten noch ein paar Leute, nahmen Anrufe entgegen, hielten den Kontakt zu Streifenwagen und Fußstreifen aufrecht. Aber auch sie taten sich an einer Flasche Whiskey gütlich. Rebus bat, in die Protokolle der heutigen Anrufe Einsicht nehmen zu dürfen.
Er brauchte nicht lange zurückzublättern. Erst eine Stunde zuvor hatte eine Mrs. Fletcher ihren Mann als vermisst gemeldet. Er sei am Morgen wie immer zur Arbeit gefahren, dort aber nicht angekommen und habe sich seitdem auch zu Hause nicht mehr blicken lassen. Die Vermisstenmeldung enthielt nähere Angaben zu seinem Fahrzeug sowie eine kurze Personenbeschreibung. Die Streifen waren aufgefordert worden, die Augen offen zu halten. In rund zwölf Stunden würde man die Suche etwas ernsthafter angehen.
Vorname des vermissten Ehemanns: Hayden.
Rebus erinnerte sich, dass Judd Füller von der Entsorgung von Leichen auf See gesprochen hatte oder im Binnenland, an Stellen, wo man sie niemals finden würde. Er fragte sich, ob dies Lumsdens und Fletchers Los sein würde... Nein, das konnte er nicht zulassen. Er schrieb auf die Rückseite eines der Meldebögen eine Mitteilung und reichte sie dem Dienst habenden Beamten, der sie erst schweigend durchlas und anschließend zum Mikro griff.
»An alle Streifenwagen im Bereich des Stadtzentrums: Burke's Club, College Street. Miteigentümer Judd Füller ist festzunehmen und zwecks Vernehmung zur Queen Street zu bringen.« Der Beamte wandte sich zu Rebus, der ihm zunickte. »Und Kellerräume überprüfen«, fuhr er fort, »da dort möglicherweise Personen gegen ihren Willen festgehalten werden.«
»Bitte
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