Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Toten genauer an, fand eine saubere Platzwunde.
    Rebus schaute hinüber zum Restaurantpersonal. »Jemand was gesehen?« Kopfschütteln. »Wer hat das gemeldet?«
    »Ich war's.« Die Touristin; englischer Akzent.
    Rebus wandte sich zum Arzt. »Wie lang hat er im Wasser gelegen?«
    »Ich bin nur Allgemeinmediziner, kein Experte. Aber wenn ich schätzen soll... nicht lang. Mit Sicherheit nicht über Nacht.« Etwas war aus der Jacketttasche des Ertrunkenen gefallen und hatte sich zwischen zwei Planken verfangen. Eine kleine braune Flasche mit weißem Plastikverschluss. Tabletten. Rebus sah das aufgedunsene Gesicht an, projizierte es auf einen viel jüngeren Mann, einen Mann, den er 1978 nach seiner Beziehung zu Lenny Spaven befragt hatte.
    »Er ist von hier«, sagte Rebus, an niemand Bestimmten gewandt. »Er heißt Fergus McLure.«
    Er versuchte, Gill Templer ans Telefon zu bekommen, konnte sie nirgends erreichen und hinterließ schließlich an einem halben Dutzend verschiedenen Stellen Nachrichten für sie.
    Wieder zu Hause, putzte er sich die Schuhe und zog seinen besten Anzug an, suchte das am wenigsten zerknitterte Hemd heraus und den (nach dem für die Beerdigungen) zweitdezentesten Schlips, den er besaß. Dann begutachtete er sich im Spiegel. Er hatte geduscht und sich rasiert, die Haare getrocknet und gekämmt.
    Sein Schlipsknoten saß ordentlich, und zur Abwechslung hatte er einmal zwei zusammenpassende Strümpfe gefunden. Er sah gut aus - ganz anders, als er sich fühlte.
    Es war halb zwei, Zeit, nach Fettes zu fahren, in die Zentrale der Polizei von L&B.
    Mit dem Verkehr ging es halbwegs, die Ampeln waren auf seiner Seite, als wollten sie nicht, dass er sich verspätete. Er kam zu früh an, spielte mit dem Gedanken, noch ein bisschen herumzufahren, aber er wusste, dass ihn das nur noch nervöser machen würde. Also ging er stattdessen hinein und ins »Mordzimmer«. Es lag im zweiten Stock: ein Großraumbüro, von dem aus einzelne Kabuffs für die höheren Beamten abgingen. Das war die Edinburgher Seite des Dreiecks, das Johnny Bible geschaffen hatte: das Herz der Ermittlungen in der Mordsache Angie Riddell. Rebus kannte ein paar der Dienst habenden Gesichter, lächelte, nickte. Die Wände waren mit Karten und Stadtplänen, Fotos und Tabellen bedeckt - ein Versuch, Ordnung zu schaffen. Ein sehr großer Teil der Polizeiarbeit bestand tatsächlich darin, das Material in eine gewisse Ordnung zu bringen: die Abfolge der Ereignisse festzustellen, Details zu überprüfen, den Schlamassel aufzuräumen, den Leben und Tod jedes Menschen hinterließen.
    Die meisten Beamten, die an diesem Nachmittag Dienst taten, sahen müde und abgestumpft aus. Sie saßen neben Telefonen und warteten. Warteten auf den Tipp, der nicht kam, auf das fehlende Bindeglied, einen Namen oder eine Beobachtung, warteten auf den Mann... Sie warteten schon lange. Jemand hatte ein Phantombild von Johnny Bible künstlerisch verfremdet: gewundene Hörner, Rauchfähnchen aus geblähten Nüstern, Reißzähne und eine Schlangenzunge.
    Das Märchenmonster.
    Rebus sah genauer hin. Das Phantombild war mit dem Computer angefertigt worden. Den Ausgangspunkt stellte ein altes Fahndungsbild von Bible John dar. Dank der Hörner und Reißzähne wies er eine gewisse Ähnlichkeit mit Alister Flower auf...
    Er betrachtete die Fotos der lebendigen Angie Riddell, blickte an den Autopsiebildern bewusst vorbei. Er erinnerte sich an die Nacht, als er sie festgenommen hatte, erinnerte sich, wie sie in seinem Auto gesessen und geredet hatte. Ihr Haar schien fast auf jedem Bild anders getönt zu sein, als sei sie nie ganz mit sich zufrieden gewesen. Oder sie hatte einfach das Bedürfnis gehabt, sich ständig zu verändern, vor dem Menschen, der sie war, wegzulaufen, zu lachen, um nicht weinen zu müssen. Zirkusclown, gemaltes Lächeln...
    Rebus schaute auf seine Uhr. Scheiße: Es war Zeit.
9
    Es war nur der CC Rider selbst, Colin Carswell, der Rebus im behaglichen, mit Teppichen ausgelegten Büro erwartete.
    »Nehmen Sie doch Platz.« Carswell hatte sich halb erhoben, um Rebus zu begrüßen, und nahm jetzt wieder Platz. Rebus saß ihm gegenüber, musterte den Schreibtisch, suchte nach möglichen Hinweisen. Der Yorkshirer war ein hoch gewachsener, bierbäuchiger Mann mit braunem Haar, das sich lichtete, und einer platten Mopsnase. Er schniefte. »Tut mir Leid, mit Keksen kann ich nicht dienen, aber es gibt Tee oder Kaffee, wenn Sie möchten.« Rebus erinnerte sich an das

Weitere Kostenlose Bücher