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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Also brauchte man nichts weiter zu tun, als sich zurückzulehnen und die ganzen bunten Lichter anzugucken. Edinburgh war genau wie Aberdeen - eine Kleinstadt, ganz anders als Glasgow oder London. Aberdeen hatte mehr Geld als Stil, und unheimlich war es auch. Mehr als Edinburgh. Die Fahrt schien überhaupt nicht enden zu wollen.
    »Wo sind wir?«
    »Niddrie«, sagte einer. Er konnte sich an ihre Namen nicht erinnern, und es war ihm peinlich zu fragen. Schließlich blieb das Taxi stehen. Die Straße war stockdunkel, sah so aus, als hätte die ganze Siedlung schon seit Ewigkeiten die Stromrechnung nicht mehr bezahlt. Das sagte er auch.
    Mehr Gelächter, Heiterkeitstränen, Schulterklopfen.
    Dreigeschossige Mietshäuser, Kieselrauputz. Die meisten Fenster waren mit Stahlblechplatten verrammelt oder mit Ytongblöcken zugemauert.
    »Ihr wohnt hier?«, fragte er.
    »Kann sich nicht jeder eine Hypothek leisten.«
    Wie wahr, wie wahr. Er war in vielerlei Hinsicht ein Glückspilz. Sie drückten fest gegen die Haustür, und sie gab nach. Er trat ein, links und rechts von ihm je ein Freund mit einer Hand auf seinem Rücken. Drinnen war es feucht und modrig, die Treppe halb zugerümpelt mit aufgeschlitzten Matratzen und Klosettbrillen, Rohren und zerbrochenen Fußleisten.
    »Richtig gemütlich.«
    »Oben ist es schon ganz okay.«
    Sie stiegen zwei Treppen hinauf. Zwei Wohnungstüren, beide offen.
    »Hier rein, Allan.« Also ging er hinein.
    Es gab keinen Strom, aber einer seiner Freunde hatte eine Taschenlampe dabei. Die Wohnung war ein einziger Saustall.
    »Ich hätt euch nicht für Penner gehalten, Jungs.«
    »Die Küche ist okay.«
    Also führten sie ihn dorthin. Er sah einen Holzstuhl, der früher mal gepolstert gewesen war. Er stand auf den Überresten des Linoleumfußbodens. Die Alkoholdämpfe verzogen sich schnell, aber nicht schnell genug.
    Sie drückten ihn auf den Stuhl. Er hörte, wie Klebeband von einer Rolle gerissen wurde, spürte, wie es ihn an den Stuhl fesselte, immer rundherum. Dann um den Kopf herum, ihm den Mund zuklebte. Als Nächstes seine Beine, bis runter zu den Knöcheln. Er versuchte zu schreien, würgte am Klebeband. Ein Schlag gegen die Schläfe. Augen und Ohren versagten vorübergehend. Die Schläfe tat ihm weh, als wäre sie mit einem Stahlträger kollidiert. Hektische Schatten huschten über die Wände.
    »Sieht aus wie 'ne Mummje, nich?«
    »Ja, und in 'ner Minute schreit er nach seiner Mami.«
    Die Adidas-Tasche lag offen vor ihm auf dem Fußboden.
    »Jetzt«, sagte der eine von beiden, »hol ich meine Sportsachen raus.«
    Zange, Tischlerhammer, Presslufttacker, elektrischer Schraubenzieher und eine Säge.
    Nachtschweiß, Salzwasser, das ihm in den Augen brannte, hinein- und wieder heraussickerte. Er wusste, was mit ihm geschah, glaubte es aber immer noch nicht. Die Männer sprachen kein Wort. Sie breiteten eine schwere Plastikplane auf dem Fußboden aus. Dann trugen sie ihn und den Stuhl auf die Plane. Er wand sich, versuchte zu schreien, kniff die Augen zu, kämpfte gegen seine Fesseln an. Als er die Augen wieder öffnete, sah er eine durchsichtige Plastiktüte. Sie stülpten sie ihm über den Kopf und schnürten sie mit Klebeband luftdicht um den Hals zu. Er atmete durch die Nase ein, und die Tüte zog sich zusammen. Einer der beiden nahm die Säge in die Hand, legte sie dann wieder hin und nahm stattdessen den Hammer.
    Von blankem Entsetzen getrieben, schaffte es Allan Mitchison irgendwie, noch immer an den Stuhl gefesselt, auf die Füße zu kommen. Vor ihm war das Küchenfenster. Es war mit Brettern vernagelt gewesen, aber jemand hatte die Bretter wieder herausgerissen. Der Rahmen war intakt, aber von der Fensterscheibe waren nur noch ein paar Zacken erhalten. Die zwei Männer waren mit ihrem Werkzeug beschäftigt. Er stolperte zwischen ihnen hindurch und kippte aus dem Fenster.
    Sie sahen nicht zu, wie er unten aufschlug. Sie sammelten lediglich ihr Werkzeug ein, falteten die Plastikplane unordentlich zusammen, packten alles wieder in die Adidas-Tasche und zogen den Reißverschluss zu.
    »Warum gerade ich?«, hatte Rebus gefragt, als man ihn zurückgerufen hatte.
    »Weil Sie neu sind«, hatte sein Chef gesagt. »Sie sind noch nicht lang genug da, um sich in der Siedlung Feinde gemacht haben zu können.«
    Und außerdem, hätte Rebus hinzufügen können, kannst du Maclay oder Bain nicht erreichen.
    Ein Anwohner, der seinen Windhund Gassi führte, hatte die Sache gemeldet. »Hier wird alles

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