Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
Harmonie zwischen Mensch und Pferd erreichen.
Jemand rief: »Juhu!« Harmon schickte sich an, vom Zaun herabzusteigen. »Mein zweites Frühstück erwartet mich«, sagte er. »Kommen Sie doch, Bonnar, und essen Sie mit.«
Als sie beide unten standen, sagte er: »Sie sind ein merkwürdiger Mensch, Bonnar. Reden wenig, denken aber viel nach. Sie müßten bei der Polizei sein, da wären Sie besser vorwärtsgekommen als ich.«
Verbittert und hart, schon von Natur aus unzufrieden, war Harmon einer der Menschen, bei denen die Schicksalsschläge gleichsam Narben im Gehirn hinterlassen. Als Bony jetzt einfiel, was Schwester Jenks ihm von dem Autounglück erzählt hatte, bemühte er sich, ihn aufzuheitern.
»Ich exerziere mit Ihrem Grauen weiter, Mr. Harmon«, sagte er. »Bis jetzt bin ich noch mit jedem Pferd fertig geworden. Aber als Polizist würde ich nicht viel taugen. Ich habe mich früher mal in dem Beruf versucht, in Brisbane, und da sagte schon der Instrukteur in der Kaserne, aus mir würde nie was.«
Harmon führte ihn in seinem Wohnhaus zur Küche, wo seine Schwester Tee und Gebäck bereitgestellt hatte. In ihre dunklen Augen kam Wärme, als sie Bony erblickte, doch ihre Stimme klang schroff, als sie ihn bat, am Tisch Platz zu nehmen.
»Pferde!« rief sie. »Wenn ein Mann bloß einen Gaul hat, ist ihm alles andere gleichgültig. Wie kleine Kinder, die mit jungen Hunden spielen! – Wie gefällt es Ihnen übrigens in Daybreak, Mr. Bonnar?«
»Ich kann nicht klagen, Miss Harmon«, erwiderte Bony. »Die Menschen sind freundlich, ich habe eine gute Stellung, und Melody Sam ist kein schwieriger Boß.«
Harmons Lachen klang nicht gerade heiter, als er sagte: »Sie verstehen ihn zu nehmen, Nat. Nächstens werden Sie auch noch Kat in sich verliebt machen. Mir ist gestern so ein gewisser Blick von ihr aufgefallen …«
»Nein, so was!« sagte seine Schwester überrascht und ließ sich in einen Sessel sinken.
»Das hat für mich keinen Sinn«, entgegnete Bony in überzeugendem Ton, »ich will ja nicht in Daybreak bleiben.«
»Das sagen Sie so«, brummte Harmon. »Die Frauen vom Hause Loader haben noch immer gekriegt, was sie haben wollten. Fred Joyce hat auch nicht hier bleiben wollen. Für keine Frau der Welt wollte der sein freies Leben aufgeben. Keine sollte ihn herumkriegen. Das hat er tausendmal gesagt.«
»Und du willst mir erzählen, Kat Loader hätte auf Mr. Bonnar ein Auge geworfen?« fragte Esther Harmon in atemloser Neugier.
»Erzählen will ich gar nichts«, knurrte ihr Bruder sie an. »Ihr Weiber nehmt immer alles gleich ernst, was ein Mann mal so hinredet. Bloß ein Jammer, daß du mich nicht ernst nimmst, wenn es darauf ankommt. Nachher will ich den kleinen Jacks mal über Mittag einsperren, und wenn du den ‘rausläßt, kannst du was erleben!«
»Und was hat er verbrochen?« fragte Esther Harmon scharf.
»Heimlich die Ziegen von Mrs. Eckers gemolken. Sie hat ihn gestern abend dabei ertappt. War schon das zweite Mal. Beim erstenmal hat sein Vater ihn versohlt, und jetzt hat er mich gebeten, dem Bengel die Leviten zu lesen, damit Mrs. Eckers ihn nicht bei Gericht verklagt. Als wenn ich nicht schon genug anderes zu tun hätte, verlangen hier auch noch dauernd die Eltern von mir, daß ich ihre Kinder erziehe!« Er stand ärgerlich auf. »Wir sehen uns ja nachher, Nat.«
Mit verbissenem Gesicht wartete Esther Harmon, bis ihr Bruder gegangen war. »Im Grunde genommen ist er ein guter Kerl, Mr. Bonnar. Ich nehme an, man hat Ihnen von unserem Unglück damals in Kalgoorlie erzählt?«
»Ja, ich hörte es, Miss Harmon. Sehr traurig. – Wie alt ist denn der Delinquent, um den es heute geht?«
»Ach, Jacky Jacks! Neun Jahre, glaube ich. Sieht aus wie ein Engel, aber leider ist das nur äußerlich.«
»Denken Sie, daß er auch so wird wie Tony Carr?« setzte Bony geschickt einen Hebel an und sah mit Interesse das kurze Aufblitzen in den Augen der Frau.
»Tony Carr? Dem hat niemand geholfen, anständig zu werden, aber der kleine Jacks hat liebevolle Eltern. Das ist der Unterschied. Mein Bruder George weiß das auch, will’s aber einfach nicht gelten lassen – schrecklich, daß ihm damals dies Unglück passieren mußte, für ihn war’s ja viel schlimmer als für mich.«
Ihre dunklen Augen blickten ernst, und Bony sah darin den Schmerz und die tapfere Anstrengung, ihn nicht aufkommen zu lassen.
»Erzählen Sie mir bitte, wie das geschehen konnte«, sagte Bony sanft.
»Sie waren erst vier Jahre
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