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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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verheiratet, Mr. Bonnar – so ein hübsches Paar! George ist zehn Jahre jünger als ich, und sie war fünf jünger als er. Und sie erwartete ein Kind, ihr erstes. Wir waren zu Besuch nach Kalgoorlie gefahren, und auf dem Rückweg saß ich am Steuer. Als dieser andere Wagen uns entgegenkam, hatte ich gleich das Gefühl, daß da etwas nicht stimmte und fuhr deshalb ganz dicht an den Straßenrand. In dem Wagen saßen zwei junge Burschen. Ich konnte sehen, wie sie lachten. Sie fuhren direkt auf uns zu! ›Fangen spielen‹, haben sie das beim Verhör genannt. Ich war in der Klinik, als man George mitteilen ließ, daß seine Frau gestorben war. Ich erkannte ihn gar nicht wieder, so hatte er sich verändert. Innerlich. Der da eben hinausging, das ist nicht mein Bruder George, wie ich ihn früher kannte. Für ein Weilchen wird er’s jetzt sein, wenn er dem kleinen Jacks drüben klarmacht, daß er ein vernünftiger Mensch werden muß.«
    Ihre Stimme hatte alle Härte verloren, und als sie sich jetzt verstohlen mit einem Taschentuch die Augen wischte, fragte Bony: »Wie wird er das denn machen, Miss Harmon?«
    »Das können Sie sich ansehen. Er wird an der Schule warten, bis die Kinder zur großen Mittagspause herauskommen. Und ich weiß, was er dann tut. Er hat ein Paar alte Handschellen und hat eine davon durch Bewickeln mit Bindfaden enger gemacht. Wenn er sich den kleinen Jacks gegriffen hat, wird er ihm diese anlegen, die andere um sein eigenes Handgelenk. So führt er ihn dann über die Straße und in sein Dienstzimmer. Dort wird er ihn richtig verhören und alle Antworten notieren. Er liest das dann vor und läßt es von dem Jungen unterschreiben. Er blickt ihn einen Moment scharf an, bringt ihn über den Hof in eine Zelle und schließt ihn ein. Aber bloß für zwei Minuten, dann holt er ihn wieder in sein Dienstzimmer und redet leise und freundlich mit ihm, bis der Junge ihm verspricht, brav zu sein. So macht er das, ich weiß es – ich habe es schon öfters mit anderen Kindern erlebt. Und bei solchen Gelegenheiten erkenne ich dann in ihm den alten George wieder.«
    »Mit Tony Carr geht er aber so nicht um, wie?«
    »O nein! Tony Carr ist ja nach seiner Ansicht grundschlecht und für die Hölle bestimmt. Er hat sich eben in den Kopf gesetzt, daß Tony die Morde begangen hätte. Und das Schlimme dabei ist noch, daß Tony ausgerechnet dem jungen Bengel ähnlich sieht, der damals am Steuer saß und uns mit seinem Wagen gerammt hat. George, und auch die Beamten aus Kalgoorlie, hätten Tony gleich verhaftet, wenn nicht Fred Joyce und Melody Sam ihn so verteidigt hätten.«
    »Und Sie selbst finden Tony Carr nicht grundschlecht?« fragte Bony, während er sich noch eine Tasse Tee eingoß.
    Zu seiner Überraschung fragte sie: »Was halten denn Sie von ihm?«
    Nun lächelte er, in der Hoffnung, sie ein wenig aufzuheitern. »Ich hatte zuerst gefragt, nicht wahr?« sagte er.
    »Nun, für grundschlecht halte ich ihn nicht. Das glaube ich bei so jungen Menschen auch sonst nie, und wenn er’s ist, hat man ihn dazu gemacht – und was von außen gemacht ist, läßt sich auch wieder entfernen, Mr. Bonnar.«
    Bony stand auf und ging zur offenen Tür. Er blieb vor dem Hinausgehen stehen und schaute sich nach ihr um, denn er empfand Mitleid mit dieser Frau. »Schönen Dank für den Tee«, sagte er. »Es würde mich freuen, wenn Sie mich mal wieder einladen würden.«
    Sie nickte, und dann sagte sie, fast im Befehlston: »Kommen Sie noch mal her.« Er ging zurück. »Setzen Sie sich.« Er gehorchte. Forschend blickte sie ihn an, studierte sein Gesicht genau, dann nickte sie ein wenig, als sei sie befriedigt von dem, was sie sah, und sagte: »Nun können Sie gehen.«

12

    Wie in vielen Gasthöfen des australischen Binnenlandes, so hatte auch Sam Loader als Unterkunft für einzelne männliche Gäste ein Haus mit Einbettzimmern am Rande des Wirtschaftshofes gebaut, eine Einrichtung, die aus dem Wunsch entstanden war, die Saisonarbeiter und überhaupt Junggesellen nicht vorn im Hotel zu haben. In ihrem Logis hinten auf dem Hof konnten sie saufen und sich prügeln, ohne die übrigen Gäste und das Personal ständig zu stören. Einen dieser Räume hatte der Hausdiener Nat bekommen.
    Für ihn begann der Tag vor Sonnenaufgang, wenn er mit Rasierzeug und Handtuch über den Hof zum Brausebad ging.
    Auch dieser Tag versprach, wie die letzten, klar und heiß zu werden, mit leichtem Wind, und es war schon jetzt so warm, daß er nur seine Hose

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