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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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Speere, deren Schäfte sie bei Stämmen weit im Süden, wo es junge schlanke Bäume in Mengen gibt, erhandelt hatten. Die Männer gingen in Gruppen, die Frauen und Kinder folgten langsamer. Einzelne Frauen waren wie Lasttiere mit Brennholz bepackt, andere trugen ihre Säuglinge in Tragtüchern auf dem Rücken. Die älteren Kinder sprangen und liefen vergnügt hin und her, in der Vorfreude auf ein sättigendes Festmahl.
    Im Hof der Fleischerei hatte Tony Carr soeben einem Rind den tödlichen Kopfschuß gegeben und schliff nun seine Messer zum Abhäuten des Tieres und Zerlegen des Fleisches, das dem heimkehrenden Stamm zugedacht war.
    Die Führer kamen nun den Hang herauf, den Blick schon auf die großen Felsblöcke gerichtet, wo die Geister ihrer Ahnen noch lebten. Sie schauten auch zu dem Mann empor, der ganz oben saß, auf dem Steinhaufen, den Weiße angelegt hatten und den sie, wie ihnen Melody Sam vor langer Zeit schon gesagt hatte, nicht anrühren durften. In einiger Entfernung von den geheiligten Felsen blieben alle stehen, außer den Führern. Die vier Führer verteilten sich am Hang, um zwischen den vielen Felsblöcken nachzusehen, ob sich etwas während ihrer Abwesenheit verändert haben mochte.
    Zufrieden, alles in Ordnung gefunden zu haben, stiegen sie zu Bonaparte hinauf. Sie hatten sich noch keinen kühlen Trunk aus einem der Wasserlöcher gegönnt und ließen den Stamm warten, bis die Höflichkeitspflichten erfüllt waren.
    Bony, dem es klar war, daß Abie ihnen viel über ihn berichtet hatte, suchte sich ein Bild von den vieren zu machen. Einer war weißhaarig und sehr dünn. Sein langer weißer Bart ließ ihn würdig erscheinen. Das mußte der Häuptling Iriti sein. Der zweite war der Medizinmann, ein rundlicher Bursche mittleren Alters, der seinen schwarzen Schopf, den ein Band aus Menschenhaaren um die Stirn festhielt, hochgetürmt hatte. Außer ihm war noch ein sehr großer dürrer Mann erschienen, der vermutlich stärker war, als er aussah, sowie der jüngst mannbar gewordene Abie, Fährtensucher der Polizei. Bis auf ihre Lendenschurze und kleine Beutel, die sie an Bändern von Menschenhaar um den Hals hängen hatten, waren sie ganz nackt.
    Etwa hundert Schritte vor Bony blieben sie stehen, steckten ihre Speere in den Boden, kamen noch zwanzig Schritte näher und hockten sich nieder. Stumm wie vier Statuen aus Ebenholz saßen sie da. Somit hatten sie den Anstandsregeln für die Begegnung mit einem Fremden genügt, indem sie seinem Platz, ihre friedliche Gesinnung betonend, ohne Waffen nahten und höflich darauf warteten, angesprochen zu werden.
    Anstandsregeln, gepflegt seit Tausenden von Jahren. Und hinter all dem die Tradition und die unnachgiebigen Fesseln der Disziplin. Sie waren gekommen, um mit dem Fremden zu sprechen, der mehr einer der Ihren sein mußte, als er zu den Weißen gehören konnte.
    Er war der Hausdiener und Schankkellner vom Gasthof und nicht der Kriminalinspektor, als er sich jetzt neben dem trigonometrischen Punkt auf den Boden setzte und sein Hemd auszog. Aus seiner Satteltasche hatte er zwei Pakete Tabak genommen, die er vor sich hinlegte und mit seinem Hut zudeckte. Dann stand er wieder auf und hob einen Arm als uralten Willkommensgruß.
    Langsam standen auch die Besucher auf und kamen zu ihm. So ernst und gemessen sie sich gaben, entging doch nichts ihren Augen!
    Sie musterten den Fremden von oben bis unten. Abie und der Lange blieben ein wenig hinter dem Häuptling und dem Medizinmann zurück, während diese langsam um Bony herumgingen, um die Narben an seinem Körper zu betrachten. Sie grunzten, was Unzufriedenheit oder das Gegenteil bedeuten konnte, dann traten sie zu den zwei anderen zurück und warteten ab, was der auf diese Weise Begrüßte ihnen zu sagen oder zu bieten haben mochte.
    Bony stieß mit der Stiefelspitze den Hut von den Tabakpaketen und forderte die vier durch gemessenes Kopfnicken auf, seine Gabe anzunehmen. Wie auf stille Vereinbarung hockten sich alle fünf nieder.
    Die Miene jedes der vier Gesichter vor Bony glich der eines Richters, der Beweise erwartet. Sie wirkte weder feindselig noch freundschaftlich, weder kalt noch herzlich. Hier war zwar der Lagerplatz eines Fremden, doch er befand sich auf ihrem Gebiet. Die Zeichen, die besagten, daß er zum Mann geweiht und zum höchsten Medizinmann eines fernen Stammes ernannt worden war, hatten sie auf seiner Brust und seinem Rücken gelesen, und nun wünschten sie zu hören, was ihn in ihr Land, so weit

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