Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
Nebentür gelockt und, bevor sie aus der Tür auf den sandigen Boden treten konnte, von dem Mörder gepackt worden war. Er hatte sie getötet, während ihre nackten Füße noch im Korridor waren. Das wichtigste Argument für Tonys Schuldlosigkeit war, daß er für einen so schnellen, schwierigen Mord nicht stark genug sei.
Bony paßte sich zunächst ihren Gedankengängen an und mußte sich eingestehen, daß sie nicht ganz der Logik entbehrten.
Esther Harmon sagte: »Ihr Männer macht mich ganz elend; ihr seid alle wie Kinder, die immerzu denselben Vers singen. Nun denken Sie mal vernünftig, Bonnar. Nehmen wir also Kat Loader, die Sie ja besser kennen als mich. Ganz zu schweigen davon, daß sie ja nicht so leicht war, daß ein Mann sie einfach am Hals hätte in die Luft halten können wie eine Feder – können Sie sich vorstellen, daß sie aus dem Bett aufstand, bloß weil mal jemand an ihr Fenster klopfte, und noch zu ihm an die Tür ging, wenn sie ihn nicht besonders gut gekannt hätte?«
»Weiter«, ermunterte Bony sie.
»Sie wollen uns doch wohl nicht erzählen, daß Kat Loader mit Tony Carr so befreundet war, daß sie mitten in der Nacht die Tür aufmachen würde, um mit ihm zu plaudern? Nein, wer auch der Mann gewesen sein mag, er muß mit ihr vertrauter gewesen sein. So wie – na, wie zum Beispiel Sie, Nat Bonnar. Falls das Ihr Name ist, was ich bezweifle.«
»Einer meiner Namen«, räumte Bony ein. »Hatten Sie vergessen, daß Mary, das schwarze Hausmädchen beim Pfarrer, auch hinausging – und dem Mann entgegenging, der sie ermordete und ihr gut bekannt gewesen sein müßte?«
»Das habe ich nicht vergessen, Bonnar. Wo waren denn Sie zu dem Zeitpunkt?«
»Weit drüben in Queensland, das kann ich beweisen. Wie war’s, wenn uns jemand eine Kanne Tee machen würde? Ich bin schon beinah eine Stunde hier und werde nicht sehr gastfreundlich behandelt.«
»Setze Wasser für Tee auf, Joy«, sagte Esther, und zu Bony gewandt: »Ärgern kann man Sie wohl überhaupt nicht, wie? Glauben Sie, daß Tony Carr der Mörder ist?«
»Ich habe die Fährte des Mannes verfolgt, der Kat Loader umbrachte«, erwiderte Bony streng. »Die führte mich auf steinigen Grund, wo der Mann seine Strandschuhe gegen Stiefel vertauschte, und deren Spuren führten mich zu Carrs Hütte. Dort lagen die Strandschuhe auf dem Dach, die Stiefel standen an seinem Bett. Tony Carr hat einen Gang wie der Mann, der diese zwei Schuhpaare trug. Die schwarzen Fährtensucher, die die Spuren auch überprüften, sagten dasselbe.«
»Sie beantworten meine Frage nicht«, protestierte Esther, und Joy Elder blieb mit dem Wasserkessel in der Hand stehen.
»Und die lautete?« erkundigte Bony sich sanft.
»Ob Sie glauben oder nicht glauben, daß Tony Carr Katherine Loader umgebracht hat?«
»Wie könnte ich lügen in Ihrer holden Gegenwart«, spottete Bony.
»Joy, werfen Sie ihm den Kessel an den Kopf«, befahl die Schwester des Wachtmeisters.
Joy Elder stellte rasch den Kessel auf den Tisch, lief zu Bony und packte ihn an den Armen. »Lassen Sie doch diesen Unsinn sein, Nat! Nichts mehr davon. Sagen Sie’s uns. Los, sagen Sie es doch!«
»Selbstverständlich halte ich Tony nicht für den Täter«, antwortete Bony in weichem Ton, und es brachte ihn nicht in Verlegenheit, daß sie sich weinend an ihn klammerte. »Gerade deshalb bedaure ich ja so, daß ihm jemand einen Schlüssel für die Handschellen gegeben und ihm dadurch die Flucht ermöglicht hat, während er gemütlich im Kittchen sitzen könnte, bis mit all diesen Gemeinheiten Schluß ist. Im Grund, Joy, müßten Sie mit Miss Harmon schimpfen, daß sie den Ersatzschlüssel zwischen den belegten Broten für Tony versteckt hat.«
»Wie können Sie das denn wissen?« fragte Joy, indem sie in die blauen Augen aufschaute. Und Bony, der an ihr vorbei auf die gelähmte Frau sah, begegnete einem trotzigen Blick, der dem seinen ohne Scheu standhielt.
»Köpfchen – reine Denkarbeit«, antwortete er leichthin. »Wenn wir das Haus verlassen und sehen, daß die Straße naß ist, so wissen wir, daß es geregnet hat. Ursache und Wirkung. Tony befreit sich und fährt den Wagen durch das Tor, das ihm Wachtmeister Harmon zur rechten Zeit öffnet. Das war die Wirkung, aber die Ursache war ein Schlüssel, der die Handschellen löste. So ein Schlüssel muß dagewesen sein, und den Griff hatte ich neulich bei einem Gespräch mit Wachtmeister Harmon, als er im Wagen saß, rein zufällig auf seine Festigkeit hin
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