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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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geprüft, ohne mir dabei etwas zu denken.«
    »Daraus folgt noch nicht, daß ich Tony den zweiten Schlüssel gegeben hätte«, sagte Esther Harmon mit Nachdruck. »Nun gieß mal den Tee auf, Joy, der Kessel kocht ja über.«
    Bony setzte sich an den Tisch und sagte: »Miss Harmon, machen Sie sich denn auch jetzt noch nicht klar, daß aus Ihrer Handlung eine Tragödie hätte entstehen können? Daß entweder Ihr Bruder oder Tony dabei hätten umkommen können? Sie hätten im Wagen miteinander ringen und den Wagen zu Bruch fahren können. Oder Ihr Bruder – er hatte einen Revolver bei sich und alles Recht, ihn zu benutzen – hätte auf Tony schießen können.«
    »Der Revolver hätte ihm nichts geholfen, Bonnar, denn ich habe, ehe er abfuhr, die Patronen herausgenommen.«
    »Was haben Sie gemacht?« Bony hätte beinah seine gleichmütige Ruhe verloren. Er half sich aus der Verlegenheit, indem er im Ton oberflächlicher Unterhaltung sagte: »Erzählen Sie bitte weiter.«
    Esther Harmon rückte in ihrem Sessel etwas herum, wobei sie ihr lahmes Bein mit beiden Händen anhob, gab Joy einen Wink, Tassen aus dem Glasschrank zu nehmen, und lächelte Bony freundlich an.
    »Na schön, Bonnar, ich will Ihnen etwas mehr erzählen. Niemand kennt meinen Bruder so genau wie ich. Er ist als Polizist tüchtig, einer von dem Schlag, wie er hier in dieser halben Wildnis gebraucht wird. Er kennt seine Vorschriften und die Gesetze und versteht es, sie auf den Typ von Menschen anzuwenden, mit denen er’s zu tun hat und zwischen denen er leben muß. Der Unglücksfall, von dem Sie ja wissen, hat ihn mit einem Haß gegen junge Burschen in Tony Carrs Alter erfüllt. Nur deshalb schlug er Tony mit dem Revolver nieder. Nicht weil er ihn des Mordes verdächtigte, sondern weil er im selben Alter und vom selben Kaliber ist wie der Bursche, der seine Frau totgefahren und mir das hier angetan hat.
    Ich will Ihnen noch mehr erzählen, weil Sie darum gebeten haben. Keiner kennt auch Tony Carr so genau wie ich. Keiner, Bonnar, niemand auf der Welt. Seit seiner Geburt kenne ich ihn, weiß, wie er geprügelt wurde, welche Verbrechen er begangen hat und welche an ihm begangen worden sind. Ich weiß, wie oft er gekränkt und beleidigt wurde von engstirnigen Leuten, die sich einbilden, ein sündenfreies Leben zu führen.
    Das also sind nun diese zwei, beide stark und beide, könnte man sagen, nicht völlig normal. Und sie hassen sich so, wie gewöhnliche Menschen es nie tun. Mein Bruder hatte es nicht nötig, Tony persönlich nach Laverton zu bringen. Er bat am Telefon seine Vorgesetzten in Laverton dringend um diesen Auftrag und überredete auch die in Kalgoorlie dazu. Da wußte ich, daß er Tony fesseln und daß er ihn unterwegs beschimpfen und vielleicht auch mißhandeln würde. Ich mußte dem Jungen eine Chance geben, deshalb schob ich den Schlüssel zwischen die belegten Brote und einen kleinen Zettel, auf dem stand, was er tun sollte und wo am besten. Und ich nahm, wie schon erwähnt, aus Georges Revolver die Patronen. Damit sie sich mit gleichen Kräften gegenüberstünden.«
    »Und da befreite sich Carr von den Handschellen, als Ihr Bruder das Straßentor öffnete, und versuchte ihn bei der Flucht auch noch zu überfahren.«
    »Das glaube ich nie und nimmer«, entgegnete Esther. »Ich habe Tony erklärt, daß er George nichts antun dürfe, weil er mein Bruder ist. Niemand kennt diese beiden so gut wie ich. Und wenn Sie jetzt weiter so dasitzen wollen und mich bloß anstarren wie ein Vogel, der vom Baum herunter eine Schlange beobachtet, dann kenne ich auch Sie besser, als andere Sie kennen.«
    »Dann will ich lieber gleich gehen«, gab Bony leichthin zurück.
    »Aber vorher sagen Sie mir noch, woher Sie wissen, daß Carr nicht der Mörder von Kat Loader ist.«
    »Das werde ich tun, wenn Sie mir zuerst sagen, warum Sie der gleichen Meinung sind.«
    »Ich weiß es – nun, weil ich eben weiß, daß er’s nicht getan hat, Miss Harmon.«
    »Und genauso geht es mir, Nat Bonnar.«
    »Miss Harmon, ich glaube Ihnen nicht.«
    »Und ich, Bonnar, Ihnen nicht. Still mal!« In dem eintretenden Schweigen hörten sie das Brummen eines näherkommenden Autos. »Das wird George sein. Hinaus mit Ihnen, Bonnar. Und du gehst auch, Joy. Durch die Hintertür, los.«
    Bony blieb sitzen, er schüttelte den Kopf. Esther Harmon, die in diesem Moment seine Gedanken erriet, lächelte tapfer und sagte: »Keine Sorge, Bonnar, ich werde mit George allein fertig.«

15

    Mit

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