Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
Vom Netzwerk:
die Klappe des Schanktisches, er schritt hindurch zur Vordertür, während man ihm rasch den Weg frei machte. Stumm blieben die Gäste zurück, sie lauschten der leiser werdenden Musik, als Melody Sam durch die Hauptstraße ging. Er spielte ›Love’s Old Sweet Song‹ und das konnte er wahrhaftig gut.
    Einer sagte: »Ist zu bedauern, der alte Knabe. Nun schenk uns wieder ein, Nat.«
    Nach so langer Zurückhaltung wurde es jetzt ziemlich lebhaft. Ohne aufgefordert worden zu sein, begab sich Joyce hinter die Theke, um Bony beim Ausschank zu helfen, wobei sich zeigte, daß er das ebensogut verstand wie sein Fleischergeschäft. Keiner hörte es sechs Uhr schlagen. Postmeister Thurley, der sich Gehör zu verschaffen suchte, bemerkten sie erst, als er auf die Theke geklettert war.
    »Ich habe Neuigkeiten, Herrschaften, ich habe Neuigkeiten!« schrie er und wartete auf Ruhe. »Ihr wißt doch, daß drei Meilen vor Laverton ein Gattertor wegen des Viehs auf der Straße ist. Also, Harmon war da ausgestiegen, um es zu öffnen, und kaum hatte er das getan, da wurde er beinah von seinem eigenen Auto überfahren! Der Mörder hatte seine Handschellen losgekriegt und saß am Steuer! Harmon mußte die drei Meilen zu Fuß laufen, und Mörder und Wagen hat seitdem niemand gesehen.«
    Nach dieser Botschaft konnte jeder die Uhr ticken hören, so verblüfft waren alle im Raum. Als Thurley, vielleicht, um wieder ans Telefon zu eilen, von der Theke sprang und sich zur Tür durchdrängte, folgte ihm die Hälfte der Gäste auf die Straße. Bony benutzte die Gelegenheit, das Lokal zu schließen, versprach aber, um acht Uhr wieder aufzumachen.
    »Die halten einen auch noch am Abend in Trab, der Tag genügt nicht«, sagte Joyce zu ihm. »Soll man das für möglich halten, daß dieser Bengel sich von den Handschellen befreit hat! Das ist mir unbegreiflich.«
    »Sie werden ihn schon bald wieder fassen, Mr. Joyce, der kennt sich im Busch zu wenig aus.«
    »Immerhin genug, um weit wegzukommen, wenn er sein Köpfchen anstrengt«, behauptete Joyce, der jetzt Gläser einsammelte, die er Bony zum Waschen und Polieren hinstellte. »Heiliger Strohsack! Wenn ich mir überlege, wie ich den verteidigt habe, weil ich glaubte, er würde ein anständiger Mensch! Also hat Harmon doch recht gehabt. Wie sie anfangen, so enden sie. Und Harmon wird jetzt toben wie verrückt.«
    Joyce half Bony auch noch beim Aufräumen und Ausfegen, und nachher stand Bony vor der Tür zum Lokal, das er zugeschlossen hatte. Nur sehr wenige Menschen bewegten sich auf der Hauptstraße. Unter den Bäumen sah er Melody Sam, begleitet vom Pastor, aufs Hotel zukommen.

14

    Sam Loader war die wichtigste Person in des Pfarrers Gemeinde, abgesehen von seiner Eigenschaft als bedeutendster Geldgeber für die Kirche von Daybreak. Wenn auch Melody Sam oft brüllte und tobte oder sich im Keller tagelang dem Suff hingab, so gibt es doch Zeiten, in denen auch der ruppigste Mensch schwach wird und eine innere Stärkung braucht. Dann ist es gut, einen Pastor zu haben, an den man sich wenden kann. Der brachte Sam Loader jetzt ins Hotel zurück, bewog ihn, etwas zu essen, half ihm beim Zubettgehen und sprach ihm Trost zu, bis er einschlief.
    Pastor MacBride regte an – wo ein anderer vielleicht befohlen hätte –, das Lokal wenigstens an diesem Abend geschlossen zu halten, was der Hausdiener Bonnar als durchaus richtig begrüßte. Er befestigte also vor dem Eingang ein Schild mit der Aufschrift: ›Auf Anordnung geschlossen‹. Auf wessen Anordnung, das war vollkommen nebensächlich.
    Um zehn Uhr erwarteten die Leute in Daybreak in abendlicher Ruhe ihren Wachtmeister, doch der traf nicht ein. Sie saßen unter den Pfefferbäumen und besprachen die Ereignisse des Tages, während der Postmeister ungeduldig auf telefonische Nachricht von seinem Kollegen in Laverton oder von den Zwischenstationen erwartete. Um neun Uhr war Bony die Straße hinabspaziert, hatte sie überquert, war an der Kirche vorbei und in weitem Bogen um sie herumgegangen und auf diesem Weg zum rückwärtigen Zaun des Hofes der Polizeistation gelangt. Er schaute durch ein vorhangloses Fenster in das Wohnzimmer des Wachtmeisters.
    Dort sah er Esther Harmon im Gespräch mit Joy Elder. Sie saßen sich am Tisch gegenüber. Joy hatte ein zerknülltes Taschentuch in der Hand. Als Bony an die Hintertür klopfte, machte sie ihm auf.
    »Nanu, Nat Bonnar!« rief sie mit trauriger Miene. »Miss Esther, Bonnar ist es.«
    »Bitte ihn herein, Joy,

Weitere Kostenlose Bücher