Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
eifrig auf alle Einzelheiten hin. Und noch glücklicher war er, als zwanzig Minuten später Bony die ganze Nebentür des Hotels hereinschleppte.
»Niemand hat den Knauf inzwischen berührt, und da Sie sicher hier kein Fingerabdruckgerät haben, ist’s wohl besser, die Tür zu verwahren«, erklärte er. Und erst später sollte Harmon sich daran erinnern, daß es ein erfahrener Kriminalbeamter war, der diese kluge Maßnahme traf.
Viel war seit fünf Uhr früh geschehen, Harmon hatte seine vorgesetzte Dienststelle in Laverton angerufen und die Anordnung erhalten, der Verhaftete sei dorthin zu bringen. Er ließ Fred Joyce und einen gewissen Morton als Hilfspolizisten vom Friedensrichter vereidigen. Schwester Jenks bekam, als sie um zehn Uhr wieder erschien, die Erlaubnis, Carr zu besuchen. Als sie gegangen war, bat er seine Schwester, Essen für den Verhafteten herzurichten, den er um elf Uhr selbst in seinem Wagen nach Laverton bringen wollte.
Da man im Ort wußte, wann der Gefangene abtransportiert werden sollte, hatte sich eine Menschenmenge vor dem geschlossenen Tor der Polizeistation angesammelt. Harmon, unterstützt von seinen Hilfspolizisten, legte Carr in der Zelle Handschellen an, brachte ihn zum Auto, wo er ihm befahl, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Er klinkte in die Schelle an Carrs linker Hand eine dritte und befestigte diese an dem Haltegriff. So saß Carr verhältnismäßig bequem, ohne ihn beim Fahren angreifen zu können.
Pünktlich um elf Uhr fuhren Harmon und Carr ab, die Menge schaute schweigend und untätig zu. Und dann begab sich »die ganze Stadt« in Sams Lokal, um das Ereignis zu feiern. Daß die düstere Wolke von Furcht und Mißtrauen, die Daybreak so lange überschattet hatte, verflogen war, mußte gefeiert werden, wenn man es auch ohne Lärm und mit aufrichtigem Beileid für den alten Sam tat.
Bony war seit dem frühen Morgen auf seinem Posten im Hotel geblieben und verließ sich darauf, von Bert Ellis über die Entwicklung der Dinge laufend informiert zu werden. Zu diesem Zweck mußte er auf Sams Kosten dem Ratsdiener, für den das ein angenehmer Tag wurde, viele Gläser Bier spendieren. Zwischen je zwei Gläsern warf ihm Ellis an der Theke mit heiserer, geheimnisvoll gedämpfter Stimme die Neuigkeiten gleichsam brockenweise zu, und so wußte Bony, daß nach Harmons Aufbruch mit dem Verhafteten Fred Joyce zum Lager der Eingeborenen gefahren war und Iriti und noch zwei Männer geholt hatte, die des Mörders Fußspuren vom Hotel bis zu Tonys Hütte untersuchen und begutachten sollten.
»Weshalb hat Joyce das gemacht, können Sie mir das sagen?« fragte Bony.
»Es war ja nicht seine Idee, Nat. Ich bin dabeigewesen, als er mit den Schwarzen der Fährte nachging, die sich leicht verfolgen ließ: Tonys Strandschuhe, Ihre Stiefel Größe 41 und Harmons Größe 43. Bei den Steinen hätte ich allerdings nichts mehr finden können. Tony hat’s wirklich raffiniert gemacht. Hatte seine Stiefel irgendwo liegen zum Umziehen, und die Abdrücke davon waren ja deutlich bis zur Hauptstraße und dann bis zur Hütte hinter Freds Hof zu sehen.«
»Haben denn die Schwarzen sich über ihre Beobachtungen geäußert?«
»Die sagten nichts, bis wir zur Hütte kamen. Da fragte Fred sie, ob das Tonys Schuhspuren seien. Iriti knurrte bloß ein ›Ja‹, dann nickten die anderen, ohne etwas zu sagen. Fred brachte sie zum Wachtmeister, damit sie ihre Erklärung fürs Protokoll gleich durch Daumenabdruck bestätigten.«
Viertel vor sechs Uhr wanderten die Augen der Gäste zur Uhr hinter dem Schanktisch. Sie wußten alle, daß der Zeitplan des Wachtmeisters mit seinen Vorgesetzten abgesprochen war. Er sollte den Verhafteten nur nach Laverton bringen, wo andere Polizeibeamte und ein Arzt ihn erwarteten. Wieder andere Beamten sollten Carr dann nach Kalgoorlie überführen, während Harmon mit dem Arzt und einigen Kriminalbeamten von Laverton nach Daybreak zurückfuhr.
Da sie alle die Straße kannten und die Entfernung gut schätzen konnten, waren sie sich einig, daß Harmon um sechs Uhr wieder in Daybreak sein würde oder, falls er in Laverton erst noch gegessen hatte, spätestens um halb sieben.
Ein paar Minuten vor sechs Uhr machte Sam, ohne es vorher angekündigt zu haben, am Ausschank Schluß und ging an den Schrank, in dem er seine Geige verwahrte. Die Gespräche hörten auf, alle Gäste beobachteten ihn. Er stimmte das Instrument, schob es unteres Kinn und begann zu spielen. Einer öffnete für ihn
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