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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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heißen. Verflixt noch mal, die Leute mit der Tragbahre müßten doch längst hier sein!«
    Er entfernte sich von der Gruppe, umschritt den Platz, wo das Mädchen lag, und untersuchte die von den Pferden und den Männern stammenden Spuren. Er mußte auch die Kriechspur von Joy Elder, die bis zu dem Zaun ging, bemerkt haben. Während er umherwanderte, erschienen am Rand der Senke die erwarteten Leute. Er kam zu den anderen zurück.
    Es waren mehrere Männer, von denen zwei eine zusammengeklappte Bahre trugen, sowie eine junge Frau in Blue jeans und einer roten Jacke. Mit schnellen Schritten kam sie den Hang herab. Bony schätzte sie auf Anfang Zwanzig. Ihr Haar war von rötlichem Braun.
    Sie interessierte sich nur für die Verletzte. Die Männer beobachteten sie, wie sie Joy Elder den Puls fühlte und den Verband am Fuß betrachtete, ohne ihn anzufassen. Als sie das Mädchen ansprach und keine Antwort bekam, schob sie ein Augenlid hoch.
    »Kommen Sie her, mit der Bahre, Mr. Ellis«, sagte sie. »Bitte erst die Decken drauflegen und eine zum Zudecken nehmen. Wir bringen sie lieber gleich zur Stadt. Sie müssen aber sehr vorsichtig sein. Würden Sie das überwachen, Mr. Harmon?«
    »Mach’ ich, Schwester«, antwortete der Wachtmeister.
    Schwester Jenks zog ein Päckchen aus der Tasche und nahm sich eine Zigarette. Ein Streichholz wurde angerissen, und über das Flämmchen schaute sie in Bonys undurchdringliche blaue Augen. Sie warf einen Blick auf die mit der Trage beschäftigten Männer. Unzufrieden mit dem, was sie sah, zeigte sie ihnen, wie sie das Mädchen vom Boden heben mußten. Als Bony sein nicht mehr benötigtes Deckenbündel wieder zum Packpferd bringen wollte, rief sie ihn an.
    »Wie ich höre, haben Sie den Splitter aus der Wunde entfernt?«
    »Jawohl, Schwester«, erwiderte er, indem er in ihre dunklen Augen blickte und das zarte kleine Gesicht musterte, dessen besonderes Merkmal das energische Kinn war.
    »Wie haben Sie’s gemacht?« fragte sie.
    Er beschrieb ihr die primitive Operation.
    »Ganz vernünftig«, entschied sie. »Unter den Umständen konnten Sie’s gar nicht besser machen.«
    »Danke für die Anerkennung, Schwester.«
    »Oh, die ist verdient – Bonnar, sagten Sie, ist Ihr Name? Ich heiße Jenks. Darf ich eine halbe Minute lang neugierig fragen?«
    »Sogar zehn Minuten lang, wenn Sie’s wünschen, Schwester.«
    »Mal sehen, ob Sie über meine Fragen lächeln. Ihre Mutter war eine Eingeborene, ja?«
    »Hat man mir berichtet, jawohl«, antwortete Bony.
    »Und Ihr Vater war Weißer?«
    »Auch das sagte man mir, Schwester.«
    »Sie sind eine Rarität, Bonnar – ein Mann zweier Rassen, mit unwahrscheinlich blauen Augen. Sind Sie etwa Inspektor Napoleon Bonaparte?«
    »Das wäre schon möglich.«
    »Sie sind inkognito hier?«
    Bony nickte. »Bei diesen Ermittlungen könnte ein Pferdezureiter schneller Erfolg haben als ein Kriminalbeamter.«
    Zum erstenmal lächelte Schwester Jenks.
    »Ich hoffe, Sie bald wiederzutreffen«, sagte sie. »Ich werde Ihnen dann erzählen, was meine Tante von Ihnen hält, bloß um zu sehen, ob Sie dann eitel werden. Jetzt muß ich mich aber rasch um meine Patientin kümmern. Die Bekanntschaft mit Ihnen macht mir Spaß. Und Ihr Geheimnis werde ich bewahren, als ob es meins wäre.«

3

    Als Bony aus der Senke ritt, hoben die beiden Träger die Bahre in einen Lieferwagen, der am jenseitigen Abhang wartete, da er in. dem rissigen Boden nicht weiterkam. Die drei Reiter schlugen einen kürzeren Weg zur Stadt ein.
    Den Reifenspuren des Wagens folgend, kam Bony an einen zur Stadt führenden Weg, der nach der anderen Richtung bergab zu einem ziemlich weit entfernten Wäldchen von Sandelholzbäumen führte, in dem er Häuser erkennen konnte. Das mußte wohl Dryblowers Flat sein. Dann kam er am Schlachthof und dem Häuteschuppen des Fleischers und an dem verlassenen Schacht mit dem Förderturm vorbei und gelangte so auf die Hauptstraße des Ortes.
    Hauptstraße – davon konnte man hier wirklich nicht reden, denn Nebenstraßen gab es keine. Die Zahl der Leute auf den ungepflasterten Fußsteigen freilich konnte einen ebenso überraschen wie die am Fahrdamm geparkten Autos und Lieferwagen. Bei dem Haus, wo der Wagen hielt, der das verletzte Mädchen gebracht hatte, stand eine Schar Leute; vor dem Polizeigebäude sah er neben ihren Pferden den Wachtmeister, den jungen Carr und den dritten Reiter stehen.
    Er ritt an ihnen vorbei und fand am anderen Ende der Straße den einzigen

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