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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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Fleischergeselle, aber ich bringe es trotzdem nicht fertig, das Holz aus ihrem Fuß zu entfernen. Was sollen wir denn bloß machen?«
    Ein stämmiger junger Mann, dieser Tony Carr – gedrungen, breitschultrig, mittelgroß. Seine nackten Unterarme waren ebenso dunkelbraun gebrannt wie die kraftvollen Hände. Ein derbes Gesicht, Haare und Augen braun. Sein Gesichtsausdruck wirkte freilich jetzt ganz anders, als Bony nach der Beschreibung in der Personalakte, die er in Perth überprüft hatte, eigentlich erwarten mußte.
    »Ich bin bereit«, sagte Bony. »Sobald ich ›jetzt‹ sage, umfassen Sie den Fuß am Knöchel und halten ihn ganz fest.«
    Er ging zu dem jungen Mädchen, legte ihr einen nassen Lappen über die Augen und sagte sanft: »Es wird schmerzen, doch das müssen Sie aushalten. Glauben Sie, das zu können?«
    »Ja, ja. Bitte, ziehen Sie das Ding unbedingt ‘raus.«
    Tony Carr schaute nicht hin bei dieser Operation. Er hielt, wie angeordnet, den Fuß über dem Knöchel fest, spürte, wie ihr Körper unter dem Messer aufzuckte, hörte ihren jähen Schrei und fühlte ihren Schmerz mit. Und gleich danach empfand er die Erleichterung der Verletzten. Die Spannung wich aus ihrem Körper, und sie stieß einen langen Seufzer aus. Als er gebeten wurde, den Fuß loszulassen, sah er, daß der Fremde die Wunde schon behutsam mit Gaze bedeckte.
    »Nach meiner Schätzung sind es bis zur Stadt vier bis fünf Meilen. Gibt es dort einen Arzt?«
    »Nein, aber eine Krankenschwester, Schwester Jenks. Joy wohnt jedoch in Dryblowers Flat. Wollen wir sie hintragen?«
    »Das probieren wir lieber gar nicht«, entschied Bony nach einem Blick auf das Gesicht des Mädchens. »Reiten Sie jetzt schnell zur Stadt und sorgen Sie dafür, daß ein Wagen mit einer Bahre herkommt. Berichten Sie Schwester Jenks, was passiert ist.«
    Der junge Mann rannte über den holprigen Boden davon. Der Hund kam heran und beschnupperte den Wasserbeutel. Bony drückte oben in seinen Hut eine Kuhle und füllte sie für das durstige Tier. Dann kostete er den Tee, den er in seinen Becher gegossen hatte, und fand ihn genug abgekühlt. Er tat etwas Zucker hinein, kniete neben dem Mädchen nieder und nahm den inzwischen trockenen Lappen von ihrem Gesicht. Ihre großen goldbraunen Augen schwammen in Tränen der Erschöpfung.
    »Dies wird Ihnen guttun«, sagte er, indem er einen Arm unter ihre Schulter schob. »Joy, nicht wahr? So nannte Sie der junge Mann, und er sagte auch, daß Sie in Dryblowers Flat wohnen. Nicht so hastig. Es ist reichlich Tee da, doch Sie müssen ihn langsam trinken.«
    Als er den Becher neu füllte, hörte er sie schluchzen. »Ich kann nichts dafür – ich muß weinen. Ich kann nicht …«
    »Ganz natürlich, daß Sie weinen müssen«, sagte Bony beruhigend. »Hier haben Sie ein sauberes Taschentuch. Weinen Sie nur – es wird Sie erleichtern. So, nun noch ein paar Schluck Tee, und dann ruhen Sie eine Weile aus. Ihr Hund war auch so durstig und schwach, er ist gewiß die ganze Zeit bei Ihnen geblieben?«
    Sie nickte und brachte einen halblauten Ausruf zustande. Der Hund kam näher und kauerte sich neben sie. »Er hat da zwischen den Mulgabäumen ein Känguruh aufgestöbert, und als ich nachkam, wehrte sich das Tier, das ein Junges im Beutel trug, so heftig, daß es für ihn gefährlich wurde. Und als ich hinlief, um ihn zurückzureißen, trat ich mir den Splitter in den Fuß und konnte mich um das Känguruh nicht mehr kümmern. Deshalb kroch ich dann hierher und hoffte, Tony oder Mr. Joyce würden bald mal in die Nähe kommen, wenn sie Vieh holen wollten.«
    »Und Sie sind auf der Suche nach Granatsteinen hier einfach ohne Schuhe ‘rumgelaufen?«
    »Wir tragen nie Schuhe, höchstens wenn wir zur Kirche nach Daybreak gehen«, erklärte Joy matt, doch Bony fand, es sei besser für sie, zu sprechen, als an ihre Schmerzen zu denken.
    »Janet und ich wohnen bei Vater«, fuhr sie fort. »Er ist Goldwäscher und schon ziemlich alt, und viel Geld haben wir nicht. Wozu sollten wir übrigens Schuhe tragen? Vater meint allerdings, das müßten wir eigentlich, wir wären beide zu wild und müßten vernünftig werden. Mit dem Wildsein mag er recht haben, aber wir werden mit dem Leben gut fertig.«
    Sie sei kürzlich achtzehn geworden, sagte sie noch; dann schlief sie plötzlich ein. Die Ameisen wurden sehr lästig und die Fliegen nicht minder. Er holte das Deckenbündel vom Packpferd, breitete eine Decke im Schatten aus und legte Joy behutsam darauf.

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