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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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Dann befeuchtete er ihr wiederum das Gesicht und setzte sich neben sie, um die Fliegen zu verscheuchen. Er bezweifelte, daß sie noch eine Nacht lebend überstanden hätte. Warum mochte wohl niemand nach ihr gesucht haben?
    Als er nach einer Stunde noch immer die Fliegen vertrieb, sah er drei Reiter über den Rand der Senke näherkommen. Der eine war Tony Carr, der zweite ein großer Mensch mit hartem Gesicht und stechend scharfen Augen, der sehr gerade im Sattel saß, der dritte war auch groß, wirkte aber mit seinem ruhigen, offenen Blick entschieden freundlicher. Er ritt lässig und leicht, wie einer, der es von klein auf gewöhnt ist. Sie sprangen ab. Der mit den scharfen, verkniffenen Augen ging schnell zu dem Mädchen, beugte sich über sie, horchte auf ihren Atem und schob die Decke beiseite, um sich den verletzten Fuß anzusehen.
    »Wie heißen Sie und woher kommen Sie?« herrschte er Bony an, als er sich wieder aufrichtete.
    »Und wer sind Sie?« entgegnete Bony.
    »Polizei«, kam es in schroffem Ton zurück.
    »Nat Bonnar heiße ich. Ich komme von Hall’s Creek und suche Arbeit als Zureiter. Ich war nach Daybreak unterwegs, da kam ich dazu, wie der junge Mann hier dem Mädchen einen Splitter aus dem Fuß ziehen wollte, sich aber nicht dazu entschließen konnte. Wir haben das dann zusammen gemacht, und er ritt los, um aus dem Ort Hilfe zu holen.«
    »Um wieviel Uhr kamen Sie hierher?«
    »Zwischen vier und fünf muß es gewesen sein.«
    »Das sagen Sie mir gefälligst genauer. Für Leute aus Ihrem Fach ist ja im allgemeinen die Sonne eine gute Uhr. Und was hat der Bursche hier tatsächlich gemacht, als Sie ihn sahen?«
    »Wie ich bereits erklärte, überlegte er gerade, ob er dem jungen Mädchen einen Splitter aus dem Fuß ziehen sollte.«
    »Als Sie ankamen – war sie da bewußtlos oder schlief sie?«
    »Sie war bei Bewußtsein. Ich hörte, wie sie den jungen Mann dringend bat, ihr zu helfen.«
    »Und das haben Sie dann gemeinsam getan. Warum haben Sie das Mädchen nicht auf einem der Pferde zur Stadt gebracht?«
    »Weil sie völlig erledigt war«, antwortete Carr an Bonys Stelle. Daraufhin wurde er grob angeschnauzt, er habe den Mund zu halten.
    Carr ballte die Hände, doch der Wachtmeister starrte unentwegt Bony an, um dessen Antwort zu hören.
    »Das Mädchen war durch Schmerzen, Hitze und Durst sehr erschöpft«, sagte Bony ruhig. »Im übrigen ist es eine Faustregel, Verunglückte nicht vom Platz zu bewegen, bis ein Arzt, zumindest jemand mit medizinischer Erfahrung sie untersucht hat.«
    »Ah! Schlaukopf, was? Womit war dieser junge Mann beschäftigt, als Sie kamen?«
    »Er kniete neben dem Mädchen und betrachtete das aus dem verletzten Fuß ragende Stück Holz. In der rechten Hand hatte er ein Messer. Als ich erkannte, daß er nicht die Absicht hatte, dem Mädchen die Kehle durchzuschneiden, band ich meine Pferde fest und hockte mich neben ihn. Er sagte als Antwort auf die Bitten des Mädchens: ›Ich kann’s nicht tun.‹ Aber er war bereit, mir zu helfen.«
    »Können Sie mit Bestimmtheit sagen, daß er sie nicht belästigt hat?«
    »Belästigt?« gab Bony zurück, ohne seine Empörung merken zu lassen.
    Scharf fuhr der Polizist ihn an: »Ganz recht, das war meine Frage! Los, ‘raus mit der Antwort.«
    »Eine saubere Phantasie müssen Sie haben«, sagte Bony und, mit dem Kopf auf Carr deutend, fügte er hinzu: »Sieht mir ganz unbeschädigt aus. Kein blaues Auge, alle Knochen heil.«
    »Hm. Wir werden ja hören, was das Mädchen sagt, wenn es wieder bei Bewußtsein ist. Sie kommen also von Hall’s Creek, wie? Was haben Sie da getrieben?«
    »Zwei Jungpferde für einen Polizeibeamten zugeritten.«
    »So? Und wie heißt der?«
    »Kennedy. Oberwachtmeister.«
    »Oh! Das werde ich schnell nachprüfen. Ich hätte auch ein Pferd, das Sie mir zureiten können.«
    Jetzt wandte auch der andere Mann sich Joy Elder zu, beugte sich über sie und betrachtete ihr Gesicht. Ihm gegenüber saß ihr Hund, der knurrend seine Zähne zeigte. Er legte sich erst hin, als der Fremde sich wieder aufrichtete und zu dem Wachtmeister sagte: »Sie schläft tatsächlich. Muß einiges ausgehalten haben. Ein Glück, daß die beiden zufällig hierherkamen.«
    »Ja«, sagte der Polizeibeamte, »ein Zufall. Aber ich mag Zufälle nicht. In diese Gegend kommt kein Mensch außer Tony Carr. Und du wirst Aufklärung zu geben haben, Tony, aus welchem Grunde du heute nachmittag hergekommen bist. Und Sie ebenfalls, egal wie Sie

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