Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
zu bringen, daß er seine Verbrechen eingesteht.«
»Wie denn? Verraten Sie uns das mal, Nat«, meinte Melody Sam.
»Indem wir die Maus zwingen, aus ihrem Loch herauszukommen.«
»Das ist keine Antwort. Auf welche Weise?«
»Unser Verbrecher ist nicht außergewöhnlich klug, hat jedoch ein sehr bedeutsames Moment einkalkuliert, als er seinen meisterlichen Plan entwarf – die Geduld. Wie es den meisten von uns hier draußen geht, so geht es auch ihm: Zeit spielt für ihn eine geringere Rolle, als das in einer Großstadt der Fall wäre. Er hat Geduld genug gehabt, stets in dem für ihn günstigsten Augenblick zu handeln.
Somit bleibt uns die Benutzung exakt wissenschaftlicher Mittel versagt, und die Waffen, über die wir hier verfügen, würden sich als stumpf erweisen, wenn wir mit ihnen Großstadtmenschen überzeugen wollten, die von ihnen nichts verstehen und auch gar nicht verstehen wollen. Infolgedessen müssen wir zu ganz anderen Mitteln greifen, um unseren Verbrecher zum Geständnis seiner Taten zu zwingen und dadurch das für seine Verurteilung noch nötige Beweismaterial zutage zu fördern.«
»Na, und was tun wir zu dem Zweck?« fragte Melody Sam.
»Zuerst essen wir mal, es ist ja Mittag. Dann gehen wir zu den Eingeborenen, um mit ihnen zu verhandeln, bleiben bei ihnen sitzen und warten, ob sie uns etwas offenbaren werden oder nicht. Kann ich auf Ihre Mitwirkung rechnen?«
»Beim Warten, ob dieser Kerl sich selbst ans Messer liefert?« fragte Thurley spöttisch.
»Ja, beim Warten. Wir werden Katz und Maus spielen.«
»Das wird ja ein aufregendes Spiel werden«, meinte Thurley.
»Sehr richtig, Nat. Treffen Sie Ihre Anordnungen«, befahl Melody Sam.
»Mr. Thurley, gehen Sie bitte zur Post zurück und lösen Sie persönlich bitte Ihre Telefonistin ab, der Geheimhaltung wegen. Dann verbinden Sie uns mit Mr. Lorelli.«
Der Posthalter ging. Nach einigen Minuten schrillte das Telefon. »Das wird Lorelli sein. Stellen Sie fest, wie viele Männer es da gibt.«
»Drei«, sagte Harmon kurz darauf, noch am Apparat. »Der Viehzüchter selbst und zwei Knechte. Sie sind gerade beim Essen.«
»Sagen Sie dem Mann«, verlangte Bony, »daß er mit seinen Leuten sofort die Straße nach Laverton in der Nähe seines Hauses blockieren soll. Schlagen Sie ihm vor, das seinem Haus gegenüberliegende Straßentor durch Drahtseile unpassierbar zu machen. Keine Fragen beantworten.«
Harmon, selbst über seine Fügsamkeit verwundert, gab die Anweisung durch. Drüben war man sofort bereit, entsprechend zu handeln. Die erbetene Erklärung versprach Harmon für später.
»So weit ganz schön«, sagte Bony zu ihm. »Nun nehmen Sie Tony mit zum Essen. Gehen Sie zusammen so in Ihre Wohnung ‘rüber, wie Vater und Sohn es tun würden, das wird unseren Mörder noch neugieriger machen. Und wir beide, Sam, begeben uns jetzt zum Hotel, wo Sie im Speisezimmer essen werden, während ich in der Kneipe bediene.«
Es waren nur wenige Menschen unterwegs. Auf den Bänken unter den Pfefferbäumen saßen ein paar Leute, andere standen müßig in den Türen ihrer Läden und Häuser. Bony begleitete seinen Boß ins Hotel. Nachdem er die Köchin gebeten hatte, ihm Essen zu bringen, ging er in die Gaststube und schloß die Vordertür auf.
Da ein tüchtiger Schankkellner immer tätig sein sollte, putzte er Gläser blank und wettete im stillen zehn zu eins, daß der Ratsdiener Bert Ellis wieder sein erster Gast sein würde. Doch er verlor diese Wette, denn als erster trat Fred Joyce ein.
»Tag, Mr. Joyce«, begrüßte er ihn heiter. »Was soll’s sein?«
»Eine Art Abrechnung mit Ihnen, Nat.«
Bony stand hinter dem Schanktisch dem Gast genau gegenüber. Auf der Theke lag außer einem Zweishilligstück eine erstklassige Winchesterbüchse, deren Mündung wie zufällig auf ihn gerichtet war. Er zapfte ein Glas Bier, nahm das Geld und warf es in die Kasse. Gelassen sah er in die grauen Augen, die ihn kalt fixierten.
»Eine Abrechnung?« gab er zurück. »Weswegen?«
»Sie waren oben am Förderturm und haben Harmon durch Winken verständigt, daß die Eingeborenen nach Daybreak zurückkommen«, sagte Joyce im Tonfall eines Richters. »Sie haben behauptet, Harmon brauche sie dienstlich. Wozu? – Inzwischen sind Sie ja selbst bei ihm gewesen, drüben in seinem Büro, mit Sam und Thurley. Was hat’s da also gegeben?«
»Ich verstehe gar nicht, warum Sie das so interessiert«, gab Bony zurück. »Wollen Sie nicht lieber Harmon selber fragen? Ich
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