Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony
haben.«
»Das nehme ich an, Ed.«
»Du glaubst doch aber nicht, daß diese Viehdiebe etwas mit dem Mord zu tun haben, oder?«
»Nein, das glaube ich nicht«, antwortete Bohnenstange. »Die wollten lediglich die Rinderherde so schnell wie möglich weitertreiben. Ein Viehdieb müßte ja von allen guten Geistern verlassen sein, wenn er etwas unternimmt, was die Polizei auf den Plan ruft. Auf dem Weg zum Brunnen konnten sie nicht einmal Maidstones Leiche entdecken. Ich nehme an, daß er zu diesem Zeitpunkt schon tot war.«
»Dann wollen wir diesen Viehdiebstahl ruhig vergessen.«
»Ganz richtig.« Bohnenstanges Stimme verriet Erleichterung. »Das Stew riecht schon recht gut. Es müßte bald fertig sein.«
Er gab noch etwas Mehl dazu, um das Eintopfgericht einzudicken, und nahm den Kessel vom Feuer. Das Stew war ausgezeichnet gelungen. Nach dem Essen legten die beiden Männer den Kamelen die Hobbelketten an, dann streckten sie sich lang aus und unterhielten sich. Als Bohnenstange auf Nugget zu sprechen kam, wollte Bony die ungeschminkte Meinung über diesen Mann hören, doch der Fencer hielt nicht viel von ihm.
»Ich kann Nugget nicht leiden, Ed. Er ist ein Besserwisser. Und er schwatzt zuviel. Ich habe gehört, daß er dauernd mit der Polizei zusammengesteckt hat, während jeder anständige Kerl diesen Leuten aus dem Weg gegangen wäre. Nugget behauptet, in der Mitte seines Zaunabschnitts gewesen zu sein, als der Mord passiert ist. Zum oberen Ende seines Abschnitts, also hier zu diesem Gattertor, sei er erst einen Tag nach dem Eintreffen der Polizei gekommen. Er hat sich zwei oder drei Tage hier aufgehalten und sogar mit seinen Lubras nach Spuren gesucht. Das war natürlich vergebens, denn in der Zwischenzeit war Sturm aufgekommen.«
»Hast du ihn hier oft getroffen – so, wie wir uns zufällig begegnet sind?«
»Nein. Nur sehr selten. Es ist schon Monate her, seit wir zufällig gleichzeitig hier waren. Wie gesagt, ich habe für ihn nichts übrig. Schmeißt mit dem Geld um sich, als ob er der Boß wäre. Und weil er eine Stellung als Fencer hat, bildet er sich ein, etwas Besseres zu sein als die übrigen Abos. Dabei sitzt er die ganze Zeit auf seinem dicken Hintern und läßt die Lubras und die Kinder arbeiten. Deshalb hatte Newton ihn auf deinem Abschnitt eingeteilt. Newton hat dir keinen Gefallen getan, als er dich an seine Stelle gesetzt hat.«
»Wie kommst du mit Newton aus?«
»Gut! Solange du deine Arbeit ordentlich machst, kommst du gut mit ihm aus. Aber wehe, du wirst nachlässig. Dann wird er ungemütlich. Es ist sein Zaun! Vergiß das nie!«
»Das hat er mir bereits sehr deutlich zu verstehen gegeben«, erwiderte Bony.
»Und noch etwas, Ed. Wenn du den Verwaltern auf den Viehstationen einen Gefallen tun kannst, dann tue es. Du weißt schon – wenn dir etwas Ungewöhnliches auffällt oder wenn du verlaufenes Vieh findest. Du mußt immer daran denken, daß du dein Fleisch kostenlos bekommst. Da soll man sich mit diesen Leuten immer gut stellen. Man muß Diplomat sein.«
»Wie steht es da mit dem Viehdiebstahl?« konterte Bony.
»Das ist etwas anderes. Die züchten ihr Vieh, und ich repariere meinen Zaun.« Bohnenstange wirkte verärgert. »Ich bin nur ein kleiner Fencer. Was mit den Rinderherden der Viehstationen passiert, geht mich nichts an. Ich meine etwas anderes: Wenn sich zum Beispiel ein Tier im Zaun verfangen hat oder in einen Graben gestürzt ist, dann befreie ich es. Und wenn man mich fragt, wie an dieser oder jener Stelle im Augenblick die Futter- oder Wasserverhältnisse sind, dann gebe ich Auskunft. Du verstehst doch – oder?«
»Ja, ich glaube schon«, erwiderte Bony mit ausdruckslosem Gesicht.
6
Als Bony den Punkt seines Zaunabschnitts erreicht hatte, der dem Herrenhaus von Quinambie am nächsten lag, entschloß er sich, Commander Joyce einen Besuch abzustatten. Normalerweise konnte er nur einmal im Monat zur Stammfarm gehen, um sich Fleisch zu holen und die Vorräte zu ergänzen. Sein Besuch würde also zweifellos auffallen. Er bog vom Zaun ab und übernachtete bei Newtons Bambusgrasschuppen.
Am nächsten Morgen ließ Bony seine Kamele hinter der Schmiede von Quinambie niederknien und tränkte sie kurz nach neun. Dann besuchte er den Koch. Der Koch war ein großer, gemütlicher Mann. Er besaß nur noch wenige dunkle Haarsträhnen, die den Eindruck erweckten, als seien sie auf den kahlen Schädel geklebt. Sobald der Koch den Mund aufmac'hte, merkte man, daß er aus London
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