Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony
um diese Dinge gekümmert. Aber in letzter Zeit hatte ich das Gefühl, daß nicht alles in Ordnung ist. Deshalb plage ich mich jetzt mit diesen Viehaufstellungen herum.«
»Ich habe Informationen, daß in den frühen Morgenstunden des zehnten Juni eine große Viehherde auf der Westseite des Zauns entlanggetrieben worden ist. Bohnenstange Kent hat es gehört. Es dürfte gegen zwei Uhr gewesen sein, als die Tiere sein Camp passierten.«
»Zum Teufel! Ist Bohnenstange sicher?«
»Es klang überzeugend. Die Nacht sei sehr dunkel gewesen, sein Lagerfeuer habe nicht mehr gebrannt. Er konnte zwar nichts sehen, hörte aber die vorbeiziehenden Rinder und später das Klirren von Hobbelketten, die am Hals eines Pferdes befestigt gewesen sein müssen.«
»Davon hat er mir nie etwas gesagt. Und ich glaube, auch bei der Polizei nicht, als man ihn verhört hat.«
»Er will nicht in irgendwelche Geschichten hineingezogen werden«, erklärte Bony. »Obwohl ich bezweifle, daß diese Sache mit der Ermordung Maidstones in Zusammenhang steht, habe ich sie in meinem Bericht doch erwähnt. Der Chefinspektor wird zweifellos im Süden ausführliche Nachforschungen anstellen lassen, ob dort Vieh verkauft wurde. Deshalb möchte ich Sie bitten, weder mit Levvey noch sonst jemandem darüber zu sprechen. Einverstanden?«
Joyce nickte, und seine Augen funkelten gefährlich. Offensichtlich wünschte er sich, den Viehdieben persönlich ihr schmutziges Handwerk zu legen.
»Am zehnten Juni?« murmelte er.
»In den frühen Morgenstunden. Am achten hat Maidstone Sie verlassen, um zur Lake-Frome-Station zu fahren. Ihr Verwalter fand am zwölften die Leiche. Sie erinnern sich? Hat Ihr Verwalter vielleicht jenseits des Gattertors die Spuren einer Viehherde gesehen? Könnte eine Herde die Straße überquert haben?«
»Falls er etwas bemerkt haben sollte, hat er mir nichts davon erzählt.«
»Soviel ich weiß hatte er zwei schwarze Tracker mitgenommen.«
»Das ist richtig«, pflichtete Joyce bei. »Er fuhr mit dem Lastwagen los. Die Schwarzen hockten hinten auf der Ladefläche. Da können sie besser abspringen, um die Gattertore zu öffnen und zu schließen.«
Bony war sich klar darüber, daß der Verwalter ein ausgezeichneter Viehkenner war und deshalb wußte, daß Rinder manchmal in der Nacht weiterziehen. Diesen Umstand machten sich die Viehdiebe ja zunutze, um die Diebstähle zu tarnen. Ein Buschmann, der sah, daß eine Herde die Straße überquert hatte, würde zwangsläufig annehmen, daß sie von selbst weitergezogen war – es sei denn, er entdeckte auch die Spuren der Begleitpferde.
»Erzählen Sie mir doch bitte etwas von Maidstone«, bat Bony. »Welchen Eindruck hat er auf Sie gemacht?«
»Ach, er war ein netter Mensch«, erklärte Joyce ohne Zögern. »Er zeigte uns einige seiner Fotos und brachte sein Gerät in Ordnung. Sehr intelligent, und er konnte gut erzählen. Es war für mich ein Schock, als ich hörte, daß er tot ist.«
»Können Sie sich erinnern, wann Sie zum erstenmal den Leuten vom Lake Frome von ihm erzählten?«
»Das muß am Abend vor seiner Weiterfahrt gewesen sein. Da unterhielt ich mich über Funk mit Levvey und erzählte ihm, daß Maidstone die Absicht habe, ihn am nächsten Tag zu besuchen.«
»Wie ich höre, versteht sich Levvey sehr gut mit den Abos.«
»Ja. Er scheint ein intelligenter Bursche zu sein. Mit seiner schwarzen Frau hat er Glück gehabt. Nicht, daß ich deshalb mit einer solchen Ehe einverstanden wäre. Levvey entstammt eben keiner alten Familie, ist praktisch ohne Herkunft, und sein ganzes Leben dreht sich nur um Pferde und Rinder. Aber von Kultur keine Spur.«
»Sie verkehren über Funk miteinander, nehme ich an?«
»Ja, jeden Abend um neun Uhr unterhalten wir uns. Sie wissen ja – der übliche Klatsch. Als ich weg war, hat meine Frau die Funkverbindung aufrechterhalten. Die Lake-Frome-Station ist für uns der nächste Nachbar. Der letzte Verwalter und seine Frau paßten besser zu uns. Mit denen haben wir sogar ab und zu Bridge gespielt. Aber seit Levvey den Posten übernommen hat, benützen wir den Funkapparat eigentlich nur noch, um Nachrichten durchzugeben und uns ein wenig zu unterhalten. Vor allem über das Wetter und das Vieh.«
»Nun möchte ich zum Schluß noch einen Wunsch äußern.« Bony drehte sich eine seiner seltsam geformten Zigaretten – an den Enden spitz, in der Mitte aber unförmig dick. »Ich hätte mich gern mal mit Ihrem Verwalter
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