Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
Vom Netzwerk:
Wort »Indirizzi«. Sie hatte sich darin keine Notizen gemacht, denn es war ein Adressbüchlein. Er musste zugeben, er war fasziniert von der Art, wie sie es durchblätterte, eine kleine Seite nach der anderen, und ab und zu innehielt, um mit ihrem langen Finger über eine leere Seite zu fahren. »Ich komme hier auf acht Leute, mit denen wir gesprochen haben, inklusive Billys letzter Frauenbeziehung, die Sie kennt und Billy kannte. Also, raus damit, Ty. Ich geb Ihnen auch einen Drink aus.«
    Vor dem Drink kapitulierte er nicht, wohl aber vor ihrer Hartnäckigkeit. Dagegen kam man nur schwer an. Jury musste es wissen.
    »Jetzt hören Sie mal.« Ty beugte sich über die Theke, kam dicht heran und sagte mit leiser Stimme: »Ich bin keine Schwuchtel, und er war auch kein –«
    Aguilars Gesicht war so dicht vor Ty, dass er ihren Atem spüren musste. »Mir egal, ob Sie’s sich in den Arsch, ins Ohr oder in den Schlund besorgen lassen. Ich will bloß wissen, was mit Billy Maples passiert ist. Das ist alles.«
    Seine Stimme ging um einige Dezibel hoch: »Na, ich doch auch, verdammt noch mal.«
    Tys Stimme hörte sich jetzt an, als hätte er mit den Tränen zu kämpfen, fand Jury.
    »Dann sagen Sie einfach die verdammte Wahrheit!«
    Sie hätte es dabei bewenden lassen sollen, hätte ihn das Tempo vorgeben lassen sollen. Tat sie aber nicht. »Waren Sie derjenige, mit dem er im Zetter verabredet war? Um ihn auf einen Kaffee und noch so einiges zu treffen.«
    » Nein. Okay, okay, da lief was zwischen uns – äh, das stimmt so nicht hundertprozentig. Sagen wir so – ich dachte , zwischen uns würde was laufen. Aber dann hat er Schluss gemacht.«
    »Wann? Wann hat er Ihnen gesagt, dass es aus ist?«
    Was machte sie da? Sie stieß ihn vor den Kopf. Nein. Sie legte es drauf an, dass er eine Stinkwut bekam, dass er in seiner Wut gedankenlos preisgab, was er unter einer sanfteren Art von Befragung für sich behalten würde. Jurys Art. Jury hielt nichts davon, Zeugen einzuschüchtern. Er glaubte, was man einem unwilligen Zeugen entlockte, war als Information unbrauchbar. Manche würden einfach alles tun oder sagen, bloß um einen loszuwerden.
    Ty sagte: »Direkt gesagt hat er es nicht.«
    »Er war gestern Abend hier. Und ging dann, weil er mit jemandem im Zetter verabredet war. Sie behaupten, Sie waren es nicht. Aber er sagte Ihnen doch, dass er sich im Zetter mit jemandem treffen wollte?«
    »Er hat mir überhaupt nichts gesagt. Er hat bloß gesagt, er hätte sich dort ein Zimmer genommen, und er sei müde. Ich fand das echt komisch von ihm, dabei hätte er sich bloß in ein Taxi fallen lassen müssen, und dann ab nach Chelsea.«
    »Sie ahnten schon was, stimmt’s? Also gingen Sie später ins Zetter, um die Lage zu peilen, stimmt’s? Wir wissen, dass Sie nach halb zehn nicht mehr hier waren.«
    Ty sah sie ausdruckslos an.
    »Inspector Aguilar«, machte Jury sich bemerkbar.
    Alles andere als froh über die Unterbrechung, wandte sie ihren sengenden Blick nun Jury zu. »Was?«
    Jury deutete mit dem Kopf in Richtung Tür.
    Weniger aus Neugier denn aufgrund der Tatsache, dass sie zu Ty nichts weiter zu sagen hatte, stand sie von ihrem Barhocker auf und trank ihr Glas vollends aus. »Wir sprechen uns später noch mal.«
    Ty begann, die Theke abzuwischen.
    Lu Aguilar sah Jury an, wandte den Blick ab.
    »Wir wissen Ihre Hilfe zu schätzen«, sagte Jury. »Gute Nacht.«

    »Ich habe meinen Wagen nicht da.«
    »Aber ich meinen.« Sie wichen einem Lastwagen aus, einem Mini Cooper und einem Morris, während sie sich die Clerkenwell Road entlangkämpften. »Dort drüben steht er, in der Nähe vom St. James’ Green.«
    Sie kamen am Zetter vorbei und gingen gerade durch die dunkle Jerusalem Passage, als Jury sagte: »Du kannst verdammt zäh sein, Lu.« Er lachte. »Mann, bin ich froh, dass ich keiner von deinen Tatverdächtigen bin.« Doch gleich darauf verging ihm das Lachen. Er spürte, wie Wut in ihm hochkam. »Ich weiß gar nicht, wieso du dachtest, du brauchst mich hier.«
    Lu blieb plötzlich stehen, hielt ihn fest und drückte ihn gegen die Mauer. »Das weißt du nicht? Wirklich?« Ihr Mund war dicht vor seinem, berührte ihn aber nicht. Die Worte kamen in kleinen heißen Stößen hervor. »Dann bist du ziemlich unterbelichtet. Wie hast du’s eigentlich bis zum Superintendenten geschafft?«
    »Ich kann die Leiter ja immer noch runtersteigen.« Dies sagte er dicht an ihren Lippen, nicht ganz, aber fast darauf. Eine leichte Brise

Weitere Kostenlose Bücher