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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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bin reich, ich besitze dieses große Anwesen.« Bei diesen Worten machte er eine ausladende Geste über den ganzen Raum. »Und mein Vater war der siebte Earl of Caverness.«
    »Du bist aber gar nicht mehr der achte Earl, falls du das vergessen haben solltest.« Sie lachte affektiert, stolz auf das Argument, das sie angebracht hatte.
    Päähh! »Ach, den meisten Frauen sind Titel doch heute vollkommen schnurz.« Erneut betrachtete er die formidable Gertrude. Ach ja? Seit wann denn? Selbst das Schweinchen sah aus, als ob es gegen einen Titel nichts einzuwenden hätte.
    »Da irrst du dich aber gewaltig, kann ich nur sagen!«
    Nun, sie musste es wissen, schließlich war sie ja überhaupt keine Lady Ardry, sondern hatte beschlossen, sich so zu nennen, nachdem ihr Gatte (ebenfalls ein »Ehrenwerter«) gestorben war. Dieser war außerdem Melrose’ Onkel gewesen und hatte das große Missgeschick besessen, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein.
    »Nein, ich irre mich überhaupt nicht. Gertie kann gut damit leben, dass ich keinen Titel besitze. Sie hat nämlich ihren eigenen. Kommt sich deshalb vermutlich ein bisschen wie was Besseres vor.«
    »Nein, wirklich! Du willst doch keine Frau heiraten wollen, die findet, sie sei was Besseres als du!«
    »Wieso nicht? Dann mischt sie sich nicht in meine Angelegenheiten ein, da sie ihre eigenen viel wichtiger findet.«
    Eine weitere Sconehälfte wurde mit Marmelade beladen. »Stammt sie denn aus guter Familie?«
    »Aus einer Schweinezucht.«
    Agatha legte ihr Scone daraufhin doch tatsächlich auf ihrem Glastellerchen ab. » Schweine? Schweinezüchter! Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!«
    »Ich finde daran nichts auszusetzen. Ein paar davon will sie mitbringen. Sie hat sonst Sehnsucht nach ihnen, fürchtet sie.«
    »Du nimmst diese entsetzliche Idee doch wohl nicht einfach so stillschweigend hin!«
    Melrose betrachtete die formidable G. F.-S. und durchforstete den Absatz unter ihrem Foto nach frischen Ideen. Was ihn dabei erstaunte, war die Tatsache, dass Agatha offenbar tatsächlich glaubte, Melrose hätte Gertrude einen Antrag gemacht, obwohl er ihr gesagt hatte, er habe sie gerade erst kennengelernt. »Wenn sie ihr Überbrückungsjahr hinter sich hat. Sie hat die Absicht, es in Zimbabwe zu verbringen, als freiwillige Helferin bei den Médecins Sans Frontières.«
    »Was um alles in der Welt ist denn das?«
    »Ärzte Ohne Grenzen. Die haben den Friedensnobelpreis bekommen, falls du das nicht wissen solltest.«
    »Soll das heißen, sie ist Ärztin?«
    »Nein, natürlich nicht. Obwohl sie sich mit dem Gedanken an Tiermedizin trägt.«
    Da ging Agatha offensichtlich auf, dass Gertrude noch in der Schule war. »Überbrückungsjahr! Melrose, wie alt ist diese Person eigentlich?«
    »Ach, so um die zwanzig.« Laut Angaben der Zeitschrift war G. F.-S. eher so um die achtzehn.
    »Da könntest du ja glatt ihr Vater sein!«
    »Stimmt, bin ich aber nicht.« Er patschte auf die Armlehne seines Sessels und stand auf. »Na dann, ich muss los!«
    »In den Jack and Hammer, nehme ich an.«
    »Auf einen Abschiedsdrink. Und dann auf nach Rye.«
    Dies ließ ein weiteres Gebäckstück in der Luft verharren. Gleich zweimal an einem Vormittag – ein Rekord! »Wovon redest du da? Das liegt doch an der Küste von Sussex, um Himmels willen.«
    »Soweit ich gehört habe, hat sich daran nichts geändert. Bleib nur sitzen. Ich finde schon selber hinaus.«

17
    Den Blick aus dem Erkerfenster des Jack and Hammer gerichtet, meinte Trueblood: »Das ist ja perfekt!« Er musterte Melrose. »Betrachten Sie es als ein Zeichen!«
    Melrose, der sich den Sitzplatz am Fenster mit Vivian teilte, drehte sich um. Vivian tat es ihm nach. Joanna stand auf, um besser sehen zu können. Diane Demorney scherte sich nicht die Bohne darum.
    »Agatha und – ob Sie’s glauben oder nicht – unser geliebter Mr. Lambert Strether.«
    Das erregte nun doch Dianes Aufmerksamkeit. »Prächtig! Dann können wir unser Henry-James-Experiment ja fortsetzen.«
    »Und da sind sie auch schon«, sagte Joanna. »Da sind sie.«
    Alle fünf setzten sich in Erwartung der Eintreffenden in Positur.
    Ein Luftstoß hüllte sie in seine eisige Umarmung, als die Außentür aufgestoßen wurde und die beiden auftauchten.
    »Agatha!«, rief Melrose. »Das ging aber schnell. Und das ist, gehe ich recht in der Annahme, Mr. Strether?«
    »Ja, Mr. Strether«, sagte Diane. »Wir haben uns schon gefragt, was aus Ihnen geworden ist. Sie sind ja

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