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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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netten alten Kerl getroffen, dem es schwerfiel, den Verrückten zu spielen, ganz gleich, wie viel er dafür bezahlt bekam, und er bekam eine ganze Menge.
    Agatha (Lady Watermouth, geborene Ardry) protestierte jedenfalls unentwegt gegen Mr. Blodgett. »Meinst du nicht, dass dieser Scherz ein bisschen zu weit gegangen ist, Melrose?«
    »Das kann kein Scherz.« Er nahm sein Fingerhütchen voll Portwein und die Zeitschrift Country Life zur Hand, voller Neugier, was die junge Dame der Woche diesmal im Schilde führte.
    »Kann was?«
    Er musterte sie mit festem Blick. »Was du gerade sagtest: zu weit gehen.«
    Sie schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. »Rätsel, lauter Rätsel.«
    Country Life war eine höchst attraktive Zeitschrift. Sie glitzerte und schimmerte voller Verheißungen, die sie zum größten Teil nicht einlöste. Püppchen der Woche war diesmal eine gewisse Miss Gertrude Frobisher-Stauton, und auf dem Arm hielt sie ein Schweinchen. Nun, warum auch nicht? Sollte die Zeitschrift einmal eine Serie über britische Adlige bringen wollen, die ihre Titel abgelegt hatten (ihn selbst, mit anderen Worten, obwohl er sich vorstellen konnte, dass es davon noch mehr gab), dann würde er sehr gern mit einem Ziegenbock auf dem Arm posieren. Er wollte den Zauber nicht brechen, den seine Fantasie wie einen Schleier über das Bild der jungen Frau warf, und so dachte er sich selbst eine passende Bildunterschrift aus. Die Bildunterschriften waren immer so ziemlich die gleichen, nannten Namen und Alter und – in diesem Fall – was es mit dem Schweinchen auf sich hatte. Auch wäre wahrscheinlich angegeben, wo dieses hübsche Ding zur Schule ging oder wo sie ihr Überbrückungsjahr zu verbringen gedachte – in Miss Frobisher-Stautons Fall war es Paris. Wie schrecklich abenteuerlich! Er blätterte zum vorderen Teil der Zeitschrift und den endlosen Fotos von überteuerten Immobilien zurück. Hier hatte Melrose nämlich das Haus entdeckt, das er für ein paar Wochen in Cornwall gemietet hatte. Vor etwa einem Jahr war das gewesen.
    Er blätterte wieder eine Seite um, dachte dabei über Maples, den armen Tropf, nach und überlegte, was der wohl in Lamb House gemacht hatte. Man müsste sich natürlich auch fragen, was Maples in dem Hotel in Clerkenwell gemacht hatte, da er dort umgebracht worden war. Doch was hatte Billy Maples bewogen, sich in Lamb House einzumieten?
    Liebte er Henry James? Eine Menge Leute mochten Henry James, doch das bedeutete ja nicht, dass sie ihn mit ins Bett nehmen wollten, um es einmal so auszudrücken. Der Geschichte nach, die Jury kurz umrissen hatte, schien Lamb House für einen wie Billy Maples doch recht ungewöhnlich.
    »Ich verstehe nicht, wieso du diese Zeitschrift liest, Melrose.«
    »Weil Bilder drin sind. Ich informiere mich über den Häusermarkt.«
    »Warum?«
    »Um zu sehen, wie viel ich für Ardry End kriegen könnte.«
    Das erstickte Geräusch vom Sofa herüber ließ ihn über den Rand von Country Life blicken, in der Hoffnung, das Ersticken könnte womöglich Folgen haben. Aber Pech! Ihr suchender Blick glitt über den Raum: Perserteppich, Türen, Wandleuchter, Zimmerdecke, Deckenstuckatur – wie ein Gutachter.
    »Mach dich doch nicht lächerlich! Wieso um alles in der Welt solltest du auf die Idee kommen zu verkaufen?« Sie machte sich daran, ein Feenküchlein seines blassrosa Manschettchens zu berauben.
    An Verkaufen hatte er überhaupt nicht gedacht, blies nun aber in genau dieses Horn: »Wieso nicht? Es ist viel zu groß dafür, dass ich ganz allein drin herumtanze.« Er beschloss, noch eine weitere köstliche Aussicht aufs Tapet zu bringen. »Ich könnte natürlich heiraten, ein paar Kinderchen bekommen …«
    Agatha ließ ihr Feenküchlein auf halbem Wege zum Mund verharren. »Was?«, rief sie. »Und wen, um Himmels willen, willst du heiraten?«
    Er hatte wieder das Foto der formidablen Gertrude Frobisher-Stauton vor sich. »Als ich das letzte Mal in meinem Klub in London war, habe ich eine entzückende junge Dame kennengelernt. Gertie Frobisher. Wir haben uns ausführlich unterhalten. Sie war vielleicht ein bisschen jung, aber das will ja heute nichts heißen. Sie liebt Bauernhoftiere. Sie wäre bestimmt toll mit Aghast.« Er wandte sich wieder seiner Zeitschrift zu.
    »Das ist absolut lächerlich!«
    »Nein, es ist wahr. Sie hat eine Vorliebe für Schweinchen.«
    »Davon rede ich gar nicht, sondern davon, dass du sie heiratest!«
    »Eine Menge Frauen würden mich heiraten. Ich

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