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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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gekommen, und zwar im Zusammenhang mit einem dreifachen Mord in Clapham. Eine grausige Geschichte. Sind das die Ihren?«
    »Selbstverständlich nicht. Es handelt sich um eine uralte Familie aus Yorkshire. Die ihr gerüttelt Maß an Verdienstorden verliehen bekamen.«
    »Und wir bekamen unser gerüttelt Maß an Strafzetteln wegen Trunkenheit am Steuer verliehen, was uns aber auch nichts genützt hat.« Trueblood trennte gerade die Spitze von einer seiner Montecristo-Zigarren ab. So eine rauchte er selten.
    Vivian sagte: »Das hören wir ja jetzt zum ersten Mal, dass jemand was mit dem Pub im Sinn hat. Es wird schon seit gut zehn Jahren nicht mehr bewohnt. Damals hat Mr. Matchett es noch bewirtschaftet. Und weil der keine Frau, keine Kinder und überhaupt keine Verwandten hatte, überließ er The Man with a Load of Mischief dem Dorf Long Piddleton. Ja, wir alle fanden das äußerst großzügig von ihm.«
    Nein, tat er nicht, und nein, fanden wir nicht, jedenfalls nicht, nachdem er bei seinem Abgang einen gehörigen Saustall hinterlassen hatte , dachte Melrose.
    Ringsum gab es erstaunte Blicke und leicht offen stehende Münder, als Vivian dieses hochhistorische Detail zum Besten gab, und zwar nicht nur bei Mr. Strether.
    »Ah, Vivian«, meinte Trueblood, fasziniert von ihrem Einfallsreichtum. »Sie haben recht. Das hatte ich ganz vergessen. Verdammt anständig von ihm.«
    So leicht gab Strether allerdings nicht auf. »Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, Miss –«
    »Rivington.«
    »Miss Rivington. Doch die White-Winterbothams vererbten es weiter an ihre Nachkommen. Vielleicht war dieser Matchett ja bloß Pächter. Er hatte nicht die Rechtsgewalt, frei darüber zu verfügen.«
    »Können Sie das alles denn beweisen, Mr. Strether?«, erkundigte sich Melrose.
    Mr. Strether schaute über die Schulter und versuchte, Dick Scroggs zu fassen zu kriegen, um sich noch einen Gin zu bestellen. Daher antwortete Agatha an seiner Stelle. »Sicher kann er das. Die Dokumente liegen bei seinem Anwalt in London.«
    Scroggs kam mit einem neuen Gin, den Strether in einem Schluck bis zur Hälfte leerte. Er saß da und lächelte einfältig.
    Diane rauchte auf ihre typische gemächlich-träge Art. »Ich glaube, Sie werden feststellen, Mr. Strether, dass Sie auf dieses Pub weit weniger Anspruch haben, als Sie annehmen. Sie sind nämlich nicht der Einzige, der darauf ein Anrecht hat.«
    Sowohl Lambert Strether als auch Agatha musterten sie scharf. Für Agatha war Diane ein völliges Rätsel. Und ein unangenehmes noch dazu.
    »Wenn Sie damit die Erbschaft dieses Dorfes meinen, nun, wie ich soeben sagte …«
    »Nein, nein«, sagte Diane. »Die Ansprüche sind weit gesicherter als das.«
    Nun beugten sich alle ein Stückchen in ihre Richtung, alle mit einem neugierigen Blick.
    »Wovon um alles in der Welt reden Sie dann?«
    »Ach, du meine Güte, Agatha, sind Sie denn so weit weg vom Puls von Long Piddleton, dass Sie das nicht wissen ?« Diane lächelte durchtrieben.
    Agatha zögerte. »Äh, nun, ich sperre mein Ohr zwar auf …«
    Und horche an der Wand und an der Tür und gucke durchs Schlüsselloch , dachte Melrose, der selbst fasziniert war von Dianes Worten.
    Lambert Strether musterte sie, hoffte vermutlich auf einen Wink. Dann kehrte sein Blick zu Diane zurück. »Wovon genau reden Sie eigentlich?« Er konnte den ängstlichen Ton in seiner Stimme nicht verbergen.
    »Über die zahlreichen Ansprüche auf das Anwesen? Das ist alles ein wenig verworren. Sie wissen schon. Äußerst schwierig zu ordnen: wessen Vater war wessen Sohn oder wessen Cousine war wessen Frau oder wessen Tante war wessen Großmutter. Na, ich denke, Sie sind im Bilde.« Diane erhob ihr Glas, als wollte sie einen Toast auf die Verwirrung ausbringen. »Und die alle, zumindest die, von denen wir wissen, die alle besitzen die Papiere. Was glauben Sie, weshalb das Pub seit fünfzehn Jahren nicht verpachtet werden kann?«
    Agatha machte den Mund zu und wieder auf. »Ich habe keine Ahnung, was um alles in der Welt Sie da schwafeln. Ich weiß davon nichts.« Und zu ihrem Gefährten: »Lambert, gehen wir?«
    Lambert Strether schien nicht geneigt, die gesellige Runde verlassen zu wollen. Er wollte offensichtlich mehr erfahren.
    »Kommen Sie, Lambert! Die haben doch alle miteinander nicht ein Fünkchen Verstand.«
    Vollkommen verblüfft über diese Wende in der Unterhaltung, murmelte er seine Zustimmung und kippte seinen Gin mit Tonic vollends hinunter. »Also dann, gehen

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