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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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meiner Tante recht geben.»
    «Vielleicht ist es ein Zitat. Aus der Bibel?»
    Plant nahm das Blatt. « ‹Hirondelle› , das französische Wort für Schwalbe. Schwalbe? Sagt Ihnen das was?»
    Jury schüttelte den Kopf. Sie starrten volle fünf Minuten auf die Wörter, bis Jury frustriert den Füllfederhalter auf den Tisch warf. «Ich bin wohl etwas beschränkt. Aber ich krieg’s beim besten Willen nicht raus.» Er griff nach der Packung Zigaretten, nahm sich eine und zündete sie an; während er den Rauch ausstieß, sagte er: «Ich nehme einfach mal an – obwohl ich natürlich völlig falsch damit liegen kann –, daß der Mörder Mr. Smith einen kleinen ‹nachbarlichen Besuch› abgestattet hat, um zu sehen, was er von ihm in Erfahrung bringen konnte. Er wollte rauskriegen, wieviel der Pfarrer wußte. Und während sie sich unterhielten, durchzuckte den Pfarrer der Gedanke, daß sein Besucher vielleicht diese Verbrechen auf dem Gewissen habe. Er blieb ganz ruhig an seinem Schreibtisch sitzen und machte sich diese Notizen. Hätte er nicht einfach den Namen des Schuldigen aufschreiben können? Offenbar hat Smith gewußt, daß sein Leben in Gefahr war und daß der Mörder alles, was ihn belasten könnte, verschwinden lassen würde. Ich glaube, wir haben Mr. Smith unterschätzt. Bleibt nur zu hoffen, daß er uns nicht über schätzt hat. Er hat wohl gehofft, wir könnten diese Codeworte, die für den Mörder belangloses Gekritzel waren, entschlüsseln.» Jury rauchte und dachte nach. «Eine Theorie, die vielleicht hinhaut. Was riskiere ich schon, wenn ich annehme, daß dieses Gekritzel etwas bedeutet? Es zu ignorieren könnte fatale Folgen haben.» Er stand auf und streckte sich. Dann schob er Melrose Plant das Blatt hin. «Da. Sie schaffen das Kreuzworträtsel der Times in einer Viertelstunde. Dann müssen Sie auch das schaffen.»
    Plants Antwort wurde durch das Summen des Telefons unterbrochen.
    «Jury am Apparat.»
    «Inspektor Jury», sagte Kriminaldirektor Racer mit ausgesuchter Höflichkeit, «seit wir Sie losgeschickt haben, wurde uns von drei weiteren Morden berichtet. Was haben Sie gemacht? Reklame?»
    Jury seufzte innerlich und suchte in Plucks Schreibtischschubladen nach etwas Eßbarem. Er fand eine Packung mit altem Zwieback. «Ich habe auf Ihren Anruf gewartet, Sir.» Er stopfte sich einen Zwieback in den Mund.
    «Oh, haben Sie das, Jury. Ich habe praktisch jeden Tag angerufen, seit Sie in diesem Kaff sind, junger Mann. Und wurde nicht zurückgerufen – Sie kauen in mein Ohr, Jury! Können Sie nicht mit Essen und Trinken so lange warten, bis Sie Ihren Bericht durchgegeben haben? Eine Kneipe oder ein Partyservice, das wäre der richtige Beruf für Sie! Auf jeden Fall, genug ist genug. Morgen um zwölf Uhr treffe ich in Northants ein. Nein, heute mittag um zwölf. Für mich sieht die Sache so aus: heute ist der siebenundzwanzigste. Sie kamen am zweiundzwanzigsten dort an. Zählt man den heutigen Tag nicht hinzu, dann kommen auf jeden Tag, den Sie sich in dem Kaff aufhielten, 0,66 Morde!»
    «Ja, Sir. Genauso sieht es aus, Sir. Hinter dem Komma.» Jury kritzelte kleine Gasthofschilder auf Plucks Löschblatt, während Racer die Bestrafungen herunterrasselte, die seinen Oberinspektor erwarteten. Sie rangierten von der Streckleiter bis zur Vierteilung, dem auf der Tower-Brücke aufgespießten Kopf und dem anschließenden Zusammenflicken der Einzelteile, damit sein Körper auf einen öffentlichen Hinrichtungsplatz gekarrt werden konnte. Für seine Strafandrohungen hatte sich der Kriminaldirektor schon immer vom Mittelalter inspirieren lassen.
    «Tut mir leid, daß wir nicht mehr erreicht haben. Aber ein Mord allein ist schon schwierig genug, und ich habe inzwischen vier Morde an der Hand, wenn Sie sich das bitte vergegenwärtigen wollen. Außerdem ist Weihnachten, das erschwert alles.»
    «Weihnachten? Weihnachten?» Racer vermittelte den Eindruck, als sei durch Parlamentsbeschluß ein neuer Feiertag eingeführt worden. Dann fuhr er jedoch mit gedämpfter Stimme fort: «Ist es nicht komisch, Jury, daß die Wahnsinnigen selbst an Weihnachten ihr Unwesen treiben? Hat Jack the Ripper vielleicht an Weihnachten eine Pause eingelegt, Jury? Oder Crippen?»
    Jury nutzte die Gelegenheit. «Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, daß Jack the Ripper an Weihnachten unterwegs war. Soviel ich mich erinnere –»
    Schweigen. «Soll das ein Witz sein, Jury?»
    «Oh, nein. So komisch ist das Ganze wirklich nicht.»
    Wieder

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