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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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erst jetzt zu Ende geführt werden.
    «Pluck!» rief Jury. «Diese Leute sollen sofort aus dem Weg gehen. Der Polizeiarzt braucht Platz für seinen Wagen.» Es sprangen auch ziemlich viele Kinder herum, die sich wohl irgendwelche blutigen Greuel versprachen. Er entdeckte die Doubles unter ihnen und winkte. Ganz hektisch winkten sie zurück.
    «Wo ist die Leiche, Wiggins? Und wer hat sie gefunden?»
    «Im Garten, Sir. Mrs. Willypoole, die Besitzerin, hat sie gefunden.»
    Mehrere Reporter drängten sich zu ihnen vor. «Handelt es sich um einen Geistesgestörten, Inspektor?»
    «Kann ich Ihnen nicht sagen. Nach dem, was in den Zeitungen steht, scheinen Sie das ja zu glauben.»
    «Aber es gibt ein bestimmtes Grundmuster : ein weiterer Mord in einem Gasthof, Inspektor.»
    «Erklären Sie mir, was es mit dem Muster auf sich hat, wenn Sie dahintergekommen sind.» Jury drängte sich an ihnen vorbei.
    Bevor er die Tür öffnete, blieb er einen Augenblick lang stehen und betrachtete das Schild des Gasthofs, das an seiner eisernen Stange knarrte. Die Farben waren schon ziemlich verblaßt, aber der Schwan mit den beiden Hälsen und den beiden in entgegengesetzte Richtung blickenden Köpfen war deutlich erkennbar. Er schwamm fröhlich einen Fluß hinunter, der einmal grün gewesen sein mußte, und seine seltsame Entstellung schien ihn überhaupt nicht zu stören. Über dem Bild stand in hübscher Kursivschrift: Zum Schwanen mit den zwei Köpfen.
    «Wie sie nur auf so was kommen?» meinte Jury zu Wiggins.
    «Ah, wassa?» fragte Wiggins, dessen Stimme sich in den Falten seines Taschentuchs verlor.
    «Auf diese Namen, Wiggins, auf diese komischen Namen.»

    Jury stieß eine Tür aus Milchglas auf, die offensichtlich zur Bar führte. Eine Frau, Mrs. Willypoole, wie er annahm, kippte gerade ein Gläschen Gin hinunter. Als sie Jury sah, zwang sie sich ein Lächeln ab und schwenkte die Ginflasche wie eine Trophäe.
    «Das ist Mrs. Willypoole», sagte Wiggins. «Sie hat ihn gefunden.»
    «Inspektor Jury, Madam, New Scotland Yard.» Er zeigte ihr seinen Ausweis, aber es fiel ihr offensichtlich schwer, sich darauf zu konzentrieren. Eine orangefarbene Katze, die sich auf dem Tresen zusammengerollt hatte, öffnete ein blankes Auge. Anscheinend hatte sie an Jurys Papieren nichts auszusetzen; sie gähnte und schlief weiter.
    «Wie wär’s mit einem Drink, mein Junge?» Jury schüttelte den Kopf. «Du mußt schon entschuldigen, so ’n Schock kriegt man nicht alle Tage. Als ich in den Garten ging, glaub mir –» Sie ließ den Kopf in die Hände fallen.
    «Natürlich, ich versteh schon. Mrs. Willypoole. Ich würd mir gern mal den Garten anschauen und Ihnen dann ein paar Fragen stellen.» Sie schien ihn nicht zu hören, und er sagte sich, daß er einen andern Ton anschlagen mußte, wenn er keine völlig bewußtlose Zeugin haben wollte. Er lehnte sich an den Tresen und versuchte, den richtigen Ton zu treffen. «Sie ham ja auch was mitgemacht, aber hör’n Sie, Herzchen, nicht zuviel von dem da.» Er schnipste mit dem Nagel gegen die Flasche. «Ich brauch Sie noch.» Er zwinkerte ihr zu.
    Sie blickte zu ihm hoch und setzte das Glas ab. «Hetta heiß ich.» Obwohl sie nicht mehr die Jüngste war, hatte sie doch noch etwas Glamouröses an sich. Trotz Übergewicht und hennarotem Haar sah man sofort, daß das nicht immer so gewesen war. Kleine Gesten und das Knistern von unsichtbarer Seide verrieten, daß sie schon bessere Tage gesehen hatte. Sie verkorkte die Flasche und sagte: «Zum Garten geht’s durch diese Tür.»

    Es war eisig.
    «Warum um Gottes willen ist er mit seinem Bier in die Kälte hinausgegangen?» fragte Wiggins, als sie vor der Leiche standen, die auf einem der Gartentische lag. Neben der Leiche stand ein zur Hälfte geleertes Bierglas.
    «Ich nehme an, weil er sich mit jemandem verabredet hatte.»
    «Oh. Mit wem denn, Sir?»
    Jury warf Wiggins, der anscheinend eine Antwort von ihm erwartete, einen kurzen Blick zu. «Wenn ich das wüßte, Wachtmeister. Schauen Sie sich mal das an.» Jury zeigte auf ein Buch, auf dem die Hand des Ermordeten lag. Da, wie Pratt gesagt hatte, die Leute vom Labor schon dagewesen waren, brauchte er sich wegen der Fingerabdrücke keine Gedanken zu machen, und er zog vorsichtig das Buch hervor. «Sieh an, Scharf auf Mord. Von unserm Mr. Darrington.»
    Wiggins sagte: «Na so was. Kann doch wohl nur ein Ablenkungsmanöver sein?»
    Manchmal verblüffte Wiggins Jury. Er konnte, wie eben, vollkommen

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