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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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«Könnte der Mörder nicht auch eine Frau sein?»
    «Natürlich. Alle drei waren ziemlich klein – Fliegengewichte. Und schließlich haben wir inzwischen auch eingesehen, daß das schwache Geschlecht gar nicht so schwach ist. Die Tötungsarten jedoch eher untypisch: Gift, Pistolen, derlei Zeug – das ziehen Frauen gewöhnlich vor.»
    «Wie chauvinistisch von Ihnen, Dr. Appleby», sagte Jury mit einem Grinsen. «Wie erklären Sie sich denn die beiden Schnitte auf dem Nasenrücken?»
    «Das ist wirklich komisch.» Appleby hob Creeds Kopf, um ihn noch einmal genauer anzuschauen, und ließ ihn dann wieder auf den Arm zurückfallen. «Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Scheint noch ziemlich frisch zu sein. Der Mörder?»
    «Beim Rasieren kann es nicht passiert sein.»
    «Gut, ich möchte mich verabschieden.» Appleby blickte auf die Leiche und sagte: «Plastikplane und Bahre kommen gleich. Bis dann, Inspektor.» Und weg war er.
    Jury schlug den Mantelkragen hoch, steckte die Hände in die Tasche und inspizierte seine Umgebung: Es war ein von einer Mauer umgebener Garten mit einer Seitenlänge von ungefähr 15 Metern. Dort, wo die Tische standen, war er gepflastert, der Rest war Rasen. Auf der linken Seite befanden sich die alten Ställe, die zum Teil modernisiert und in Toiletten umgewandelt worden waren. Auf den andern drei Seiten war die Mauer sehr hoch. «Gibt es irgendwelche Öffnungen in dieser Mauer, Wiggins?»
    Jury drehte sich um und inspizierte die Rückseite des Schwanen. Die rückwärtige Mauer wies zwei Vorspränge auf, die einen Teil der gepflasterten Terrasse begrenzten, den Teil, auf dem die Tische standen und in dem sich auch Creed aufgehalten hatte. Das Erdgeschoß hatte zwei Fenster, die sich gleich an die Vorsprünge anschlossen. Aber selbst wenn jemand einen Blick in den Garten geworfen hätte, wäre der Ermordete nicht in seinem Blickfeld gewesen, da der Tisch in der von den beiden Vorsprüngen gebildeten Nische stand. Im Mittelteil gab es keine Fenster; die Terrasse selbst war mit billigem Plexiglas überdacht, das Wind und Regen abhalten sollte. Praktisch für den Mörder, der keine Fußspuren im Schnee hinterlassen wollte. Das Dach versperrte auch jedem die Sicht, der von einem der auf den Hof gehenden Fenster des ersten und zweiten Stocks hinunterblickte. Für ein öffentliches Lokal war es ein erstaunlich abgeschirmtes Plätzchen. Nur der hintere Ausgang war ein Risiko, da die Tür jederzeit geöffnet werden konnte.
    «Haben sich die Leute die Mauer auch von außen angesehen, Wiggins?»
    «Ja, Sir. Pratt hat seine Männer das ganze Gelände absuchen lassen. Sie haben aber keine Spuren gefunden. Über die Mauer wäre auch keiner so schnell gekommen. Sie ist zu hoch.»
    «Hmm», sagte Jury. «Sprechen wir mit Mrs. Willypoole. Gab es noch weitere Gäste?»
    «Keine, die übernachteten. Gegen elf, als die Bar geöffnet wurde, kamen zwei Leute aus Long Piddleton vorbei. Miss Rivington und Mr. Matchett.»
    Jurys Augenbrauen gingen in die Höhe. «Tatsächlich? Welche von den Rivingtons?»
    «Vivian Rivington.»
    «Und wieso?»
    «Sie sagten, zum Mittagessen.»
    «Haben Sie mit ihnen gesprochen?»
    «Nein, Sir. Sie waren schon gegangen, als wir hierherkamen.»
    «Haben Sie sich mit ihnen in Verbindung gesetzt?»
    «Ich habe Pluck losgeschickt; er soll sich darum kümmern, daß sie uns zur Verfügung stehen. Er sagt, sie seien in Long Piddleton.»
    Jury schwieg einen Augenblick lang und schaute sich noch einmal prüfend in dem Garten um.
    «Sie denken wohl dasselbe wie ich, Sir?»
    Am meisten überraschte es Jury zu hören, daß Wiggins überhaupt etwas dachte. Gewöhnlich überließ er das Jury. «Und das wäre, Wachtmeister?»
    «Oh, daß das alles reichlich mysteriös ist, das reinste Kriminalstück.»
    «Wer immer es war, er muß von drinnen gekommen sein. Aber Mrs. Willypoole sagt, Mr. Matchett und Miss Rivington hätten ihren Tisch nicht verlassen. Und sie kann das nur behaupten, wenn sie selbst auch nicht den Raum verlassen hat. Alle drei haben also ihre Alibis.»
    «Sehr schlau, Wiggins. Und über die Mauer kann auch keiner geklettert sein. Also kann auch keiner diesen Mord begangen haben. Ist das der Schluß, zu dem Sie gekommen sind?»
    Wiggins hatte ein breites Grinsen aufgesetzt. «Richtig, Sir.»
    Jury grinste ebenfalls. «Aber jemand muß ihm den Draht um den Hals gelegt haben! Schauen Sie doch noch mal die Mauer von außen an.»

    «Sie sagten, Sie hätten den Toten gefunden, als

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