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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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WPCs werden uns das Haus einrennen. Haben Sie Mitleid, Mann.»
    Jury gähnte. Es war zwecklos, den Kriminaldirektor daran erinnern zu wollen, daß Jury in den letzten achtundvierzig Stunden kein Auge zugetan hatte. Und man brauchte auch nicht Freud zu bemühen, um sich die Lilliputaner, die ihn am Boden festgebunden hatten, zu erklären. «Sie rufen wegen einer bestimmten Sache an, Sir?»
    «Nein, Jury, nichts Bestimmtes», sagte Racer mit großer Selbstbeherrschung. «Eigentlich wollte ich nur etwas mit Ihnen plaudern. Jury, Sie sind dran, verflucht noch mal.»
    Jury wußte, daß er auf der Liste stand. Aber erst an dritter Stelle, vor ihm waren mindestens noch zwei andere. Er hievte sich in seinem Bett hoch, massierte seine Kopfhaut und hoffte, nicht nur sie, sondern auch sein Gehirn zu beleben.
    «War Roper nicht vor mir?»
    «Er ist nicht erreichbar», zischte Racer.
    Unmöglich, dachte Jury; Roper mußte von einem Tag auf den andern erreichbar sein. Hatte Racer überhaupt versucht, ihn zu erreichen?
    «Yorkshire hat angerufen. Sie wollen einen Mann haben. Und zwar pronto.»
    Jury schwante nichts Gutes. Yorkshire. «Sind Sie sicher –»
    «… Der Ort heißt Rackmoor.» Jury hörte das Rascheln von Papier, als Racer ihn unterbrach. «Ein Fischerdorf an der Nordsee.» Racer sagte das offensichtlich mit großem Vergnügen.
    Jury schloß die Augen. Letztes Jahr um diese Zeit war er in Northamptonshire gewesen. Winterlich genug für seinen Geschmack. Gegen Yorkshire im Frühjahr, im Sommer oder im Herbst war nicht das geringste einzuwenden. Aber im Januar! Wollte Racer ihn und seinen Begleiter wie ein Rudel Schlittenhunde immer weiter nach Norden treiben? Er blickte aus seinem Schlafzimmerfenster und sah Schneeflocken vorbeiwirbeln. Es waren jedoch nur wenige, die wie Überbleibsel vom letzten Winter wirkten. Er schloß wieder die Augen und sah die Moore Yorkshires vor sich – die unendlich weiten, von einer glatten Schneekruste überzogenen Flächen. Und er sah (oder hörte vielmehr), wie er – den köstlich knirschenden Schnee unter den Füßen – über die Moore spazierte. Und dann ging sein geistiges Auge wie ein Zoom in die Höhe, und er sah sich als einen winzigen, dunklen Punkt in diesem Weiß, und seine Fußspuren waren wie die eines Vogels. Er lächelte. Jury war einfach verrückt nach diesen makellosen, schneeverkrusteten Flächen. Es bereitete ihm ein unendliches Vergnügen, darin herumzustapfen.
    Aus dem Hörer drang ein quakendes Geräusch; seine Augen klappten auf. Er mußte eingenickt sein.
    «Ja, Sir?»
    «Ich sagte, Sie sollen ins Büro kommen. Und zwar fix. Es dreht sich um einen Mord, und sie brauchen unsere Hilfe. Alles Weitere kann Ihnen Wiggins erzählen.»
    «Wann ist es passiert?»
    «Vor zwei Tagen. Oder vielmehr vor zwei Nächten.»
    Jury stöhnte. «Das heißt, die Leiche wurde schon abtransportiert. Und das bedeutet –»
    «Hören Sie auf zu lamentieren, Jury. Ein Kriminalbeamter ist Kummer gewohnt.»
    Eine halbe Stunde später trat Jury in einen Tag hinaus, an dem vielleicht noch eine blasse, kraftlose Sonne durchkommen würde. Er ließ den Blick über die Metallbriefkästen neben der Haustür wandern und ging dann seine Post durch, die aber nur aus Reklame bestand; er stopfte sie in den Briefkasten zurück und ging die Steinstufen hinunter. Der kleine Park auf der andern Straßenseite schimmerte in dem schwachen Licht der Sonne; die hellen Grüntöne und das stumpfe Gold sahen wie die Farben einer ausgebleichten Leinwand aus.
    Am Eingangstor erinnerte er sich an das kleine Geschenk, das er für Mrs. Wasserman gekauft hatte. Er machte wieder kehrt, ging den kurzen Weg zum Haus zurück und dann die vier Stufen zu ihrer Wohnung im Erdgeschoß hinunter. Er klopfte sehr vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken. Nichts rührte sich, wahrscheinlich wußte sie nicht, ob sie antworten sollte oder nicht. Links von ihm wurde ein Vorhang zurückgeschoben, und durch das doppelte Eisengitter vor dem Fenster konnte er ein Auge und die Nase erkennen. Mrs. Wassermans Verfolgungswahn befand sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Islington war für sie identisch mit dem Warschauer Getto. Er winkte. Der Vorhang fiel herunter. Die Kette schlug klirrend gegen die Tür, die für ihn geöffnet wurde. Ein üppiger Busen und ein breites Lächeln schoben sich in sein Blickfeld.
    «Mr. Jury!»
    «Hallo, Mrs. Wasserman. Ich hab was für Sie.» Jury zog ein kleines Paket aus der Tasche seines Burberrys.
    Ihr

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