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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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zucken, wischte Kitty ihren Tresen. «Laß mich mit deinen dreckigen Bildern und deiner dreckigen Schnauze zufrieden. Mich interessiert nur –» sie strich den Schaum von ein paar frisch gezapften dunklen Bieren – «dein dreckiges Geld. Oder ist da heute abend nichts zu erwarten?»
    Adrian blickte erwartungsvoll von Billy zu Corky, die sogleich mit ihren Nachbarn ein Gespräch anfingen. Keiner, der ihm einen ausgab. Auch für seine Bilder gaben sie nichts aus – kein Wunder, daß er pleite war.
    «Ihr solltet euch mehr um euer Seelenheil als um eure Geldbeutel kümmern!»
    Corky Fishpool sah ihn an und stocherte in seinen Zähnen herum. Adrian kam wieder auf Raskolnikow zu sprechen: «Immer wieder ging er zu der verschlagenen Alten zurück, um die paar Habseligkeiten, die er noch besaß, zu verpfänden … geizig war sie wie sonstwas.» Bei diesen Worten sandte er Kitty Meechem einen Blick zu, doch die ignorierte ihn. «Eines Tages schlich er sich die Treppe hoch …» Adrians Finger krochen auf Billy Sims’ Glas zu, das schnell zurückgezogen wurde. «Und als er im Zimmer stand und ihren Rücken vor sich sah – Wumm! Da gab er’s ihr!» Er bemerkte, daß sich hinter ihm noch ein paar Zuhörer versammelt hatten. Aber keiner wollte was spendieren. Nicht einmal Homer hätte diesem Haufen einen Drink entlockt.
    «So ’n Blödsinn, für ’n paar Kröten jemand abzumurksen.» Dies kam von Ben Fishpool, Corkys Vetter, einem humorlosen, schwerfälligen Kerl, einem bulligen Fischer mit einem Gesicht wie aus dem Fels der Klippen gehauen und einem tätowierten Drachen auf dem Unterarm. Er hatte seinen eigenen Bierkrug, der an einem Haken über der Bar hing. Wenn er daraus trank, schob er den Finger durch den Henkel und legte den Daumen auf den Rand, als wolle er sichergehen, daß er ihm auch nicht entrissen würde.
    «Weil er das Wesen der Schuld erfahren wollte, aber das ist wohl zu hoch für euch Bierköppe.» Adrian fischte in einer Schüssel nach einem Solei, aber Kitty schlug ihm die Hand weg.
    «Ist doch der Gipfel an Blödheit», murmelte Ben, den diese Erklärung nicht befriedigte.
    «Schuld, Erlösung, Sünde! Das sind die wichtigsten Themen.» Adrian hatte sich umgedreht und sprach in den Raum. Der beißende Rauch der verschiedenen Tabaksorten mischte sich in der Luft; Rauchschwaden hingen über den Tischen, als wäre der Seenebel durch Wände, Türen und Fenster eingedrungen. Nach Adrians Meinung gab es überhaupt keinen besseren Ort, um über Schuld und Sünde zu sprechen; die Gesichter derjenigen, die bis zum Schluß herumlungerten, zeigten eine wilde Entschlossenheit, das Leben als Schicksalsprüfung zu betrachten. Jedes Auflachen wurde sofort unterdrückt, als hätte der Schuldige sich auf einem Friedhof beim Kichern ertappt.
    «Raskolnikow wollte beweisen, daß es Menschen gibt, die andere umlegen können, ohne dafür zu büßen.» Niemand schien ihm zuzuhören.
    «Und laß dir ja nicht einfallen, Bertie um Geld anzuhauen», sagte Kitty, als hätte sie nichts von Sünde, Schuld oder Raskolnikow gehört. «Das hast du erst letzte Woche gemacht, ich hab’s gesehen. Eine Schande!» Sie schlug mit der Serviette in seine Richtung. «Ein erwachsener Mann, der sich von einem kleinen Knirps sein Bier bezahlen läßt, einem armen, mutterlosen Jungen.»
    Adrian höhnte. «Bertie? Arm und mutterlos? Heiliger Strohsack, er nimmt mehr Zinsen als die Bank. Ich glaube, Arnold macht für ihn die Buchführung.» Hinter seinen dicken Brillengläsern hatte der Kleine die reinsten Röntgenaugen. Er hätte Raskolnikow innerhalb von zwei Minuten ein Geständnis abgerungen.
    «Und nichts gegen Arnold. Ich hab gesehen, wie er auf einem Pfad die Klippen runterging, der war gerade breit genug für eine Schlange. Und du schaffst es nicht einmal ohne zu torkeln die High Street hoch.»
    «Ha, ha, ha», sagte Adrian nur, wie gewöhnlich nicht in der Lage, Kitty Kontra zu geben oder sich eine witzige Antwort auszudenken. Sein Blick fiel auf Percy Blythes Drink. Percy Blythe kniff die scharfen, kleinen Augen zusammen und breitete schnell beide Hände über das Glas. Adrian setzte seinen Vortrag fort.
    «Spießbürger! Ihr wißt ja überhaupt nicht, was das ist, Sünde und Schuld!»
    «Wunderbar – gib mir noch fünfzig Pence, und du kriegst ein Bier», sagte Kitty. «BITTE, MEINE HERRSCHAFTEN: FEIERABEND!»
     
    Die Tür fiel hinter ihm ins Schloß; Adrian knöpfte das Ölzeug über seinem blauen Wollpullover zu und zog sich die

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