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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Menschenskinder, ich glaube, ich könnte die ganze Flasche leeren.»
    Er hob den Kater von dem Porzellantisch und legte ihn in einen Käfig. «Das hätten wir, alter Junge, wenn du aus der Narkose aufwachst, kannst du wieder futtern.»
     
    Jetzt saßen sie in Flemings kleinem, mit Büchern und veterinärmedizinischen Zeitschriften vollgestopftem Wartezimmer. Sie ließen die Flasche kreisen und schenkten sich ein Glas nach dem anderen ein.
    «Sie arbeiten hart, Dr. Fleming.»
    «Nennen Sie mich doch Paul. Ja. Ich arbeite auch im Labor in Rumford, ungefähr eineinhalb Kilometer außerhalb der Stadt.»
    «Sie machen Tierversuche?»
    «Reizend, wie Sie es ausdrücken. Sie reden wie diese verdammten Tierschützer. Nicht alle Tierversuche sind gleich. Das verstehen viele Leute nicht.»
    Jury war nicht sicher, ob er selbst es verstand.
    Fleming redete weiter. «Als würden die Medikamente vom Himmel fallen. Gegen Krebs. Gegen alles. Und was wiegt das Leben von zehn Katzen schon gegen das Leben eines einzigen Babys.»
    Jury lächelte. «Ein paar hundert Katzen entsprechen da wohl eher den Tatsachen.» Dann wechselte er das Thema. «Also: Unas Hund, eine Katze, soweit ich weiß, und der Hund des Fahrradhändlers. Wie erklären Sie sich das?»
    «Unfälle, nichts weiter. Die Potter-Schwestern, das weiß jeder, sind ein bißchen verschroben, gelinde gesagt. Ihre Katze ist an einer Dosis Aspirin gestorben.»
    «Aspirin?»
    Fleming nickte. «Ich hatte ihnen für die Katze ein paar flache, weiße antiallergische Pillen gegeben. Sie beschuldigten sich gegenseitig lautstark – Sissy ist halb blind –, der Katze die falsche Pille gegeben zu haben.» Er zuckte die Achseln. «Aber diesen Fehler müßte man mehrmals machen, um eine Katze zu töten.»
    «Nehmen wir mal an, es handelt sich nicht um Unfälle.»
    «Schwer vorstellbar. Aber dann würde ich auf die Crowley-Jungs tippen – obwohl das selbst für sie ein bißchen weit ginge. Und sie hätten sich Zugang zum Futter verschaffen müssen. Die Damen sagen, daß die Katze immer auf der hinteren Veranda gefressen hat. Da konnte schon jemand rankommen. Ein Tierfeind. Vielleicht Grimsdale.»
    «Der Eigentümer von ‹Haus Diana›?»
    Fleming nickte. «Jägersmann. Ein echter Snob. Dabei hätte er ohne den Bed & Breakfast-Betrieb nicht einmal das Geld, den Laden zu halten. Er ist fast ausgerastet, als er den Hund vom alten Saul Brown dabei erwischt hat, wie er seine Rosenbüsche ausbuddelte. Hat sogar die Knarre gezogen.» Paul Fleming lehnte sich in dem abgewetzten Ledersessel zurück und dachte nach. «So viele Möglichkeiten gibt es wirklich nicht. Amanda Crowley, die Tante von Billy und Batty vielleicht. Sie liebt Pferde, und damit basta. Und bei Katzen gerät sie in Angstzustände. Aber das spräche zu ihren Gunsten, was? Sie hätte zuviel Angst, sich einer zu nähern. Ashdown muß die reinste Hölle für sie sein, weil es hier so viele Katzen gibt. Mir fällt gerade ein, daß Regina – die Baronin –» Er drehte sich zu Jury um. «Haben Sie die schon kennengelernt?»
    Jury verneinte. «Hab noch nicht viel Gelegenheit gehabt, überhaupt jemanden kennenzulernen.»
    Paul Fleming lachte. «Da haben Sie ja noch was vor sich, wenn Sie die Leute hier alle befragen wollen. Na ja, egal, die Baronin de la Notre, wie sie sich nennt, wußte nichts von Amandas Phobie und ließ bei einem ihrer Salons ein paar Katzen rumspazieren. Amanda fing an zu kreischen und fiel in Grimsdales Arme. Vielleicht war es aber auch bloß Theater. Wie man den anziehend finden kann, ist mir ja auch völlig unverständlich.» Fleming wollte gerade ihre Gläser ein weiteres Mal auffüllen, hielt aber inne. «Das gilt natürlich auch für Amanda. Wenn Sie Regina noch nicht kennen, haben Sie bestimmt auch Carrie Fleet noch nicht getroffen?»
    «Ich hatte noch nicht das Vergnügen, nein.»
    Paul Fleming brach in Gelächter aus.

14
    N EAHLE M EARA LAG STARR DA , sie hatte sich die Bettdecke übers Gesicht gezogen und spielte Dracula. Es war nicht sehr überzeugend, denn das Kätzchen lag mit ihr unter der Bettdecke und hob und senkte sich mit jedem ihrer Atemzüge. Wie gern würde sie lange Reißzähne in Sally MacBrides Hals schlagen. Es war dunkel und kalt. Vor dem halb zugewachsenen Mansardenfenster begann der Morgen zu dämmern, aber durch die Bettdecke drang kein Licht. Neahle glaubte allmählich, daß der Tod wirklich als riesige Fledermaus daherkam und einen mit seinen Krallen griff und durch die Lüfte

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