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Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Teller mit den Canapés. «Es ist wirklich schade um die Jungs. Die beiden sollten sich endlich irgendwo häuslich niederlassen. Ich mag diese Fischpaste nicht. Ist jedenfalls nicht die Marke, die wir sonst immer nehmen.»
    Pearl hatte ihren Platz verlassen, um sich vor das Feuer zu setzen, wo sie etwas von dem überschüssigen Licht, das von Divinitys Gestalt ausstrahlte, abbekommen konnte. «Edward wollte eigentlich heute abend vorbeikommen. Er wollte mir sein neues Buch bringen.»
    «Aber ich habe es doch schon, meine Liebe», sagte ihr Vater. «Ich glaube, es ist im Auto.»
    Sie verzog das Gesicht. Wenn schon nicht Edward Winslow das Buch brachte, wollte sie es offensichtlich gar nicht haben. Jetzt hatte sie keinen Vorwand mehr, um zum Haus der Winslows zu laufen und es selber abzuholen. «Ist Mr. Winslow Schriftsteller?»
    «Dichter», sagte St. John. «Aber leider verkauft sich Lyrik ja nicht.»
    Sybil lachte. «Das ist auch nicht nötig bei all ihrem Geld. Nun, Mr. Plant, ich bin mir sicher, Sie überlegen es sich noch mal und wohnen hier bei uns.»
    Es kam so überraschend, daß Melrose keine Zeit fand, ihr in die Parade zu fahren, ehe sie weitersprach.
    «Es gibt einfach keinen Grund, warum Sie im Mortal Man wohnen sollten, wo wir doch ein halbes Dutzend wirklich schöner Zimmer haben.»
    «Er möchte aber dort wohnen, Mutter», sagte Lucinda. Sie blickte unglücklich zu Melrose hinüber, als ihre Mutter, völlig taub gegenüber jedem Versuch, ihren Plan zu vereiteln, schon fortfuhr: «Ach, Lucinda, mach dich nicht lächerlich. Sie glauben, daß Sie uns Umstände machen. Aber das tun Sie doch gar nicht, und ich weiß wirklich nicht, warum Lucinda nicht darauf bestanden hat, daß Sie hier bei uns wohnen.»
    «Mutter, er will nicht.»
    «Lucinda, bitte. Ich habe ein Zimmer mit einem wirklich herrlichen Kamin herrichten lassen …»
    «Er qualmt», sagte St. Clair und stellte seinen Whisky beiseite.
    Melrose wurde schon langsam unruhig, als er sah, daß Sybil St. Clair nach dem Diener läutete. «Der Gasthof ist vorzüglich, Mrs. St. Clair, bitte machen Sie sich …»
    «Er qualmt keineswegs, Sinjin. Parkins hat erst diesen Sommer nach ihm gesehen.»
    «Parkins ist ein alter Pfuscher, meine Liebe.»
    «Mutter …»
    «Das Mortal Man ist ein architektonisches Juwel», sagte Melrose rasch, als der Diener Peters durch die Flügeltür trat. «Und wie ich Lucinda schon erzählt habe …»
    «Wir können Peters hinschicken, damit er Ihre Sachen abholt. Er kann den Wagen nehmen.»
    «Ich habe Lucinda erzählt» – Melrose strangulierte sein Whiskyglas geradezu –, «daß ich ein persönliches Interesse an Gasthöfen habe, und der Mortal Man ist ein bemerkenswertes Beispiel alter Postwirtshäuser …»
    «Das glaube ich nicht», sagte St. Clair, der zur Decke hochstarrte. «Ich glaube nicht, daß der Mortal Man ein besonderes Exemplar von irgend etwas sein kann.»
    «Es macht uns wirklich überhaupt keine Umstände, Mr. Plant. Und es dauert nur einen Augenblick. Peter …»
    Melroses Lobrede auf das englische Wirtshaus würde (so hoffte er) Peters’ Abfahrt doch noch vereiteln. «Sehen Sie, ich übernachte immer, wenn ich die Gelegenheit dazu habe, in Gasthöfen. Um die Wahrheit zu sagen, ich arbeite an so einer Art Studie über englische Wirtshäuser. Schließlich hat nur die Kirche eine reichere Geschichte …»
    «Oho!» sagte St. Clair und kräuselte die Lippen zu einem kleinen Lächeln. «Nicht unsere St. Mary, das versichere ich Ihnen …»
    «… vor dem offenen Feuer zu sitzen und zu sehen, wie das Kupfergeschirr aufleuchtet, durch den Torbogen in den kopfsteingepflasterten Hof zu fahren und sich die herumspazierenden Spielleute der elisabethanischen Zeit vorzustellen …»
    «Nicht beim Mortal Man. Das glaube ich nicht. Der Milchwagen hat schon einen Kotflügel verloren, und die Trittbretter sind ihm abgerissen. Und was die herumspazierenden Spielleute angeht, tja … es sei denn, man sieht die Warboys als solche an. Man hat mir wirklich schon berichtet, daß er singt …»
    Nur das nicht auch noch, hoffte Melrose. «Die Fachwerkfassade, die Erker, die Keller, die Holzschnitzereien, die Dachsparren und Balken …»
    «Fäule und aufsteigende Feuchtigkeit», sagte St. Clair liebenswürdig.
    In die sich überlappende Konversation mischte sich aus der Tiefe des Hauses das Läuten eines Telefons, und Peters, dessen Pflicht ihn rief, nickte und bat, das Gespräch entgegennehmen zu dürfen.
    Melrose lehnte sich

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